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Vorwort

Nachdem der Urlaub im letzten Jahr etwas kürzer ausgefallen war, sowohl in bezug auf die Dauer wie auch die Entfernung, wollten wir dieses Mal wieder den Sprung über den "Großen Teich" wagen.

Nach langem hin und her fiel die Wahl erneut auf den Westen Amerikas, zum einen wegen der Unkompliziertheit die ein Urlaub in den USA mit sich bringt, zum anderen wegen der niedrigeren Kosten für Flug, Leihwagen und Unterkunft im Gegensatz zu anderen zur Debatte stehenden Urlaubszielen. Zu dem wollten wir in diesem Urlaub den Schwerpunkt aufs Wandern legen und da bieten sich die Nationalparks des amerikanischen Westens mit ihren vielen Trails und guten Wegbeschreibungen einfach an. Der dritte und wohl nicht unerheblichste Grund war natürlich der Wunsch, diese Reise mit einer eventuellen Hochzeit in Las Vegas zu verbinden, wobei gesagt sei, dass nichts in dieser Richtung geplant war, gewisse Vorinformation aber doch übers Internet von mir bezogen und durchstöbert wurden, um nicht völlig blindlings solch ein Unterfangen zu starten und dann womöglich an einer Kleinigkeit zu scheitern. Somit waren Ausgangs- und Endpunkt der diesjährigen Reise festgelegt auf Las Vegas.

Die Reiseroute orientierte sich wie schon erwähnt an den Nationalparks, Stateparks und National Monuments, die eine Vielzahl an Wandermöglichkeiten bieten. Obgleich wir schon einige der Parks in früheren Reisen besucht hatten, standen auch diese wieder auf unserer Liste, denn ein Durchwandern eines Parks bietet doch noch einige zusätzliche Eindrücke und vermittelt andere Perspektiven wie wenn man nur als normaler Auto-Tourist die Sehenswürdigkeiten abklappert. Nachdem nun die Reiseroute feststand konnte auch der zeitliche Rahmen abgesteckt werden: Ca. 5 Wochen sollten es schon sein, um all die geplanten Ziele zu erreichen ohne in Zeitdruck zu geraten. Zusätzlich ließen wir noch ein paar Tage offen, um einige Schmankerl einzubauen, wie z.B. eine Bootsmiete auf dem aufgestauten Colorado.

So nach und nach wurde dann gebucht, zuerst der Flug, dann der Leihwagen, eine Hotelzimmerreservierung hielten wir nicht für nötig, da wollten wir aufs gerate Wohl nach der An­kunft auf die Suche gehen. Die zuerst über Internet geplante Automiete machten wir dann doch übers Reisebüro hier in Deutschland, da hier Versicherung und diverse andere Extras bereits im Preis eingeschlossen waren, direkt vor Ort aber extra hinzugenommen hätten werden müssen. Am 2. September konnte es dann nach etlicher Packerei endlich losgehen, wir hatten den Urlaub beide dringend nötig und auch verdient.


Mittwoch, 2. September

Gegen halb acht holt uns Susanne, eine Freundin und Kollegin Raphaela`s von zu Hause ab. Ohne Zwischenfälle kommen wir nach zügiger Fahrt um dreiviertel neun am Flughafen an und begeben uns gleich zum KLM-Schalter. Dort wartet bereits die erste Überraschung auf uns. Durch einen Streik der Piloten von North-West, die mit KLM zusammen unseren Flug durch­führen ist nur ein Weiterkommen bis Detroit gewährleistet. Für den Weiterflug nach Las Vegas werden wir auf einen etwas späteren Flug von Continental umgebucht.

Beim Einchecken dann noch eine kleine Verzögerung: das Personal will Kocher und Lampe sehen. Misswillig öffne ich meinen Rucksack krame alles heraus, öffne den Kocher und bestätige dem Zoll, dass sich kein Benzin mehr darin befindet. Das stellt sie zufrieden und ich kann wieder alles einpacken.

Mit etwas Verspätung heben wir dann ab Richtung Amsterdam, das wir um ein Uhr Nachmittag erreichen. Auch hier verzögert sich der Weiterflug etwas, was wohl auch mit dem Streik zusammenhängt. Ansonsten verläuft der Flug ohne Zwischenfälle und wir kommen um halb fünf Nachmittag in Detroit an.

In der Annahme, dass unser Weiterflug erst um 10 Uhr abends abgeht, lassen wir uns jede Menge Zeit um zum anderen Terminal zu gelangen. Nach der Gepäckausgabe bestätigt uns noch einmal eine Angestellte von North-West, dass wir mit Continental weiterfliegen und zeigt uns den Weg zum Schalter. Um zum anderen Terminal zu kommen, nehmen wir den Shuttle Bus und können im Vorbeifahren die streikenden Piloten beobachten, wie sie mit Schildern bewaffnet vor der Abfertigungshalle ihre Runden drehen. Am Continental-Schalter angekommen teilt man uns dann mit, dass wir nicht auf ihre Fluglinie, sondern auf Delta umgebucht wurden und der Flug um halb sieben geht und das ist in fünfzehn Minuten. Wir stür­zen Hals über Kopf zum Schalter von Delta, vorbei an einer Schlange wartender Fluggäste, die auch alle an diesem Schalter einchecken wollen und können Dank eines sehr umsichtigen Mitarbeiters die Formalitäten schnell hinter uns bringen. Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings dabei: man kann uns nicht versichern, dass unser Gepäck mit auf die Reise geht. Egal, wir laufen zu unserem Gate und schaffen es tatsächlich noch vor Abflug in die Maschine.

Bei der Zwischenlandung in Salt Lake City genießen wir die Aussicht auf einen phantastischen Sonnenuntergang. Kurz nach 10 Uhr abends landen wir endlich in Las Vegas, sogar nur etwa 1 Stunde später als regulär geplant. Wiederum eine tolle Aussicht bei der Landung auf den "Strip" mit seinen in tausenden Lichtern leuchtenden Hotels. Wirklich ein einmaliger Anblick. Wir trödeln zur Gepäckausgabe und siehe da: unser ganzes Hab und Gut liegt schön aufgereiht neben dem Förderband. Schnell bepacken wir einen Trolli und fahren mit einem Shuttle Bus zu "Alamo" unserem Autoverleiher. Dort möchte mir der Angestellte mit allen Mitteln ein größeres Fahrzeug aufschwatzen, doch ich bleibe hart und amüsiere mich köstlich über seine verzweifelten Versuche. Als ich das Auto in Empfang nehme wird mir klar warum er so erpicht darauf war. Es ist einfach kein kleines da, so dass wir auch ohne mehr zu bezahlen ein eine Nummer größeres Gefährt bekommen.

Nun gilt es noch ein passables Motel zu finden. Beim dritten Versuch werden wir fündig und nach kurzer Zeit liegen wir auch schon in den Federn.


Donnerstag, 3. September

Nach halbwegs geruhsamer Nacht wachen wir recht früh auf. Bereits jetzt um halb sieben hat es schon 27°C, das kann noch ganz schön heiß werden.

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Wir packen alles ins Auto und machen uns auf die Suche nach einem Einkaufszentrum, hier genannt "Mall". Als erstes entdecken wir einen "K-Mart", wo es Haushaltsgeräte, Autozubehör, Wohnungseinrichtung und Campingzubehör gibt. Wir erstehen eine Kühlbox, Campingutensilien, Kissen und ein paar wenige Sachen zu Essen.

Da wir schon gehörigen Hunger verspüren machen wir zuerst einmal Halt in einem Schnellrestaurant der "IHOP"-Kette (International House of Pancakes) und verzehren köstliche Pfannkuchen. Gleich gegenüber tun wir dann noch einen Supermarkt auf und decken uns mit den restlichen Fressalien ein.

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Frühstück mit riesigen Pfannkuchen

Anschließend verlassen wir Las Vegas Richtung Nordwesten auf dem Lake Mead Boulevard. Die Landschaft wird zusehends karger und unwirtlicher. Bereits wenige Kilometer außerhalb der Stadt glaubt man völlig auf sich allein gestellt zu sein. Die Straße windet sich durch vielfarbige Sandsteinhügel am Lake Mead entlang. In Overton Beach gönnen wir uns eine kleine Pause und kühlen uns in den Fluten des Sees ab. Die Temperaturen dürften sich nahe der 40°-Marke eingependelt haben.

Nur wenige Kilometer hinter Overton Beach zweigt eine kleine Straße zum Valley of Fire State Park ab, unserem ersten Übernachtungsplatz. Der Campingplatz liegt inmitten einer herrlichen rostfarbenen, stark zerklüfteten Felslandschaft. Es ist sehr wenig los, zu uns gesellen nur drei oder vier Parteien.

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Wir verbringen den Nachmittag im Schatten der Felsen, erst gegen Abend werden die Temperaturen angenehm und wir grillen unsere ersten Steaks. Leider bedeckt sich der Himmel und es fängt kurz nach Sonnenuntergang leicht zu regnen an, so dass wir doch nicht auf unser Überzelt verzichten können.


Freitag, 4. September

Es ist bedeckt als wir am Morgen aufstehen, aber es ist angenehm warm. Nach dem Frühstück besichtigen wir die wenigen Petroglyphen, welche die Indianer vor langer Zeit hier im Park in die Felsen geritzt haben.

Wir wollen heute unser zweites Ziel ansteuern, den Zion National Park. Anfangs fahren wir etliche Meilen auf dem monotonen Teerband des Highway 15 bis zur Abzweigung Richtung Park. Leider hat sich das Wetter nicht gebessert, als wir eintreffen regnet es wieder leicht.

Nachdem wir unser Zelt aufgebaut haben, starten wir doch noch zu einer ersten kleinen Wanderung. Wir erklimmen auf dem Watchman Trail eine kleine Anhöhe überhalb des Campgrounds.

Von hier hat man eine tolle Aussicht das Tal des Virgin Rivers, der sich hier in die Berge eingegraben und somit den Zion Canyon erschaffen hat. Sogar die Sonne lässt sich noch einmal blicken und wir genießen hier oben die Stille und Einsamkeit.

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Auf dem Rückweg werden wir noch kurz vor dem Campingplatz ordentlich von einem plötzlich heranziehenden Gewitter durchnässt. Wir trocknen uns ab und verschwinden erst einmal im Zelt. Nach ca. 2 Stunden hört es wieder auf zu regnen und wir können noch bis spät in die Nacht am Feuer sitzen.


Samstag, 5. September

Über Nacht hat es fürchterlich geregnet was zur Folge hat, dass das Zelt völlig verdreckt ist und im Vorzelt sich eine Schlammpfütze angesammelt hat. Zum Glück bessert sich das Wetter und wir können im Trockenen frühstücken.

Heute wollen wir uns an unsere erste längere Wanderung wagen. Gegen 10 Uhr starten wir von der Grotto Picnic Area über den Virgin River, der Unmengen von Schlamm mit sich führt, zum West Rim Trail und Angels Landing. Bald wird der Blick frei auf eine fast senkrechte Felswand, die es zu erklimmen gilt. Mittendrin erkennen ein paar winzige Pünktchen, die sich langsam nach oben bewegen. Hier sollen wir raufkommen, soll ein Weg sein? Doch je näher wir kommen umso mehr verliert sich der erste Schrecken. Sogar geteert ist der Weg und windet sich in etlichen Kehren an der Felswand entlang hinauf in einen schattigen Canyon. Gerade zur rechten Zeit kommen wir dort an, bevor die herab brennende Sonne uns völlig ausgedörrt hat.

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Angels Landing

Nach einer kurzen Pause geht es gemütlich weiter bis zu den nächsten Serpentinen, noch steiler als zuvor, aber im Schatten liegend. Nachdem wir Walter`s Wiggles, wie dieses Stück des Weges genannt wird, hinter uns gelassen haben, stehen wir am Scout Lookout und können 300 Meter senkrecht unter uns Flussschleifen und Straße erkennen. Schwindelfrei sollte man hier oben schon sein, und wir beobachten bereits einige, die wieder umkehren.

Wir müssen noch einige Höhenmeter hinter uns bringen, schließlich ist Angels Landing unser Tagesziel. Außer uns scheinen auch noch viele andere diese Idee gehabt zu haben, teilweise muss man sich an den engen Passagen aneinander vorbeiquälen. Zur Linken nur gähnende Leere, der Grat wird zur Messerschneide und auch rechts fällt die Wand bald senkrecht ab. Oben angekommen bietet sich ein gigantischer Ausblick auf den gesamten Canyon.

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Auch das Wetter ist beeindruckend, stahlblauer Himmel mit weißen Wölkchen, beim Rückweg wird es immer heißer. Leider ist ein kühlendes Bad im Fluss nicht möglich, da durch die vielen Regenfälle der vergangenen Tage eine reißende braune Brühe sich durch das Flussbett zu Tale bewegt. Kaum sind wir wieder am Zelt angekommen, fängt es auch schon wieder für kurze Zeit zu regnen an. Abends beobachten wir den Vollmond, der den Campingplatz in gespenstisches Licht taucht. Man merkt das Labour Day Weekend ist, der Platz ist ziemlich voll und es herrscht auch spät abends noch reges Treiben.


Sonntag, 6. September

Unsere heutige Wanderung führt uns auf die Ostflanke des Zion Canyons. Vom Parkplatz am Weeping Rock geht es in schattigen Serpentinen steil bergauf, dann folgt der Weg einer grandiosen Schlucht mit ausgewaschenem Gestein und Gesteinsschichten in den verschiedensten Farben. Danach wieder endlose Serpentinen durch roten, gelben und weißen Fels, bis wir oben an der Mesa angelangt sind. Dort zieht sich der Weg noch eineinhalb Meilen am Rand entlang und bietet immer wieder beeindruckende Ausblicke auf das Tal.

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Leider sind auch hier wieder viele unterwegs, vor allem eine Gruppe Deutscher fällt uns negativ auf. Zurück geht es auf dem gleichen Weg wie rauf, was ziemlich schlaucht, da jetzt fast der gesamte Weg der Sonneneinstrahlung ausgesetzt ist. Zum Abkühlen und Waschen hängen wir unseren Faltkanister einfach in eine Astgabel und duschen uns ab, göttlich den Schweiß abzuwaschen. Anschließend kaufen wir im nahegelegenen Supermarkt noch ein und ruhen uns von vorangegangenen Strapazen aus.


Montag, 7. September

Wieder einmal nieselt es, und wir befürchten schon das Zelt bei Regen abbauen zu müssen. Doch zum Glück verziehen sich auch diese Wolken recht bald wieder und es ist uns ein trockenes Frühstück vergönnt.

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Nachdem wir unser Lager abgebrochen haben fahren wir nur wenige Meilen zum Coral Pink Sand Dunes State Park, einem kleinen Park, der sich durch schöne farbige Sanddünen auszeichnet. Unterwegs regnet es teilweise recht heftig, doch kaum erreichen wir den zum Park gehörenden Campground wird es schlagartig besser und richtig schön warm.

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Wir wandern barfuss durch die Dünen und beobachten das Treiben der ATV-Fahrer, die hier einen bestimmten Bereich ausgewiesen bekommen haben, wo sie mit ihren Buggies und Four-Wheelern nach Herzenslust herumtoben können.

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Für den ruhesuchenden Touristen ist das ganze natürlich ein Gräuel, und auch wir können nicht verstehen, dass man eine solch schützenswerte Landschaft mit einer hier einmaligen Schönheit diesem Freizeitvergnügen preisgibt. Aber so wird das nun mal in Amerika gehandhabt. Abends verpassen wir dann um Minuten den Sonnenuntergang über den Dünen, ärgerlich!


Dienstag, 8. September

Es erwartet uns ein herrlicher ruhiger Morgen, das Wochenende ist vorbei und sämtliche Geländefahrzeuge sind verschwunden. Dennoch verlassen wir diesen schönen Park und machen uns auf den Weg zu einem der größten Naturwunder, dem Bryce Canyon.

Kurz nach unserer Ankunft entladen sich rings um den Park heftige Gewitter, auch wir bleiben nicht ganz verschont und müssen für ein paar Minuten im Zelt verschwinden. Als es wieder trocken und sonnig ist spazieren wir noch am Canyonrand entlang und bestaunen die vielfarbigen, zum Teil äußerst zerbrechlich und filigran wirkenden Felsspitzen, die hier in einem natürlichen Amphitheater dem Besucher einen einmaligen Anblick bieten.

Eine Schüssel voller illustrer Darsteller wie der Queen Victoria und dem Papst oder Thors Hammer sowie die Chinesische Mauer oder die Tower Bridge. Fast ist man geneigt zu glauben man stehe vor einer Filmkulisse, so unecht wirkt die ganze Szenerie.

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Nach dem Abendessen wollen wir am Sunset Point noch den Sonnenuntergang genießen, doch dieser fällt etwas kläglich aus und die Sonne verschwindet ohne nennenswerte Verfärbung der Felsen einfach hinter den Bäumen. Zurück am Zeltplatz laden wir unsere Nachbarin, eine alleinreisende junge Deutsche, ein mit uns am Feuer zu sitzen, das wir bitter nötig haben, hat es doch merklich abgekühlt im Gegensatz zu den vorangegangenen Tagen.


Mittwoch, 9. September

Zum ersten Mal in diesem Urlaub waren wir froh um unsere Schlafsäcke, die nächtlichen Temperaturen bewegten sich nahe am Gefrierpunkt. Trotz der noch herrschenden Kälte stehen wir bereits recht früh auf, da an Schlaf bei dem Lärm den unsere Zeltnachbarn veranstalten nicht mehr zu denken ist. Wir packen gleich mal alles zusammen, denn wir wollen nach unserer Wanderung den Park noch verlassen. Um zum Trailhead des Fairyland Loop Trails zu gelangen müssen wir unser Auto in der Picknick-Area stehen lassen und noch ein kurzes Stück am Rim entlang gehen, bis der Weg in das Amphitheater abzweigt.

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Im Gegensatz zu anderen Trails hier im Park tut sich entlang dieses Weges zwischen den Felsinseln die Landschaft in ihrer ganzen Weite auf. Auf der kargen Erde wachsen einsame, zarte Wildblumen, Kiefernstämme winden sich wie Korkenzieher, das satte Grün ihrer Nadeln kontrastiert mit dem orangeroten Fels und dem tiefen Himmelsblau. Besonders auffallend sind die vielen verkohlten Baumleichen. Einziger Wermutstropfen ist der lange Rückweg am Rim entlang mit nur wenigen Ausblicken hinab.

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Nach einer kurzen Pause fahren wir weiter zum Kodachrome Basin State Park. Als erstes genehmigen wir uns ein kurzes Schläfchen, scheinbar sind wir doch zu früh aufgestanden.

Nach dem Abendessen treibt es uns noch einmal einen Berg hinauf. Super steil, ausgesetzt und rutschig präsentiert sich der Weg, teilweise nur wenige Zentimeter breit. Als wir oben ankommen fängt es bereits an zu dämmern und wir haben kaum Zeit die schöne Aussicht zu genießen, angesichts des schwierigen Rückweges, der sich bei hereinbrechender Dunkelheit noch schwieriger, teilweise sogar gefährlich darstellt. Am Zelt angekommen duschen wir uns noch den Schweiß von den Körpern, dann entspannen wir am Lagerfeuer.


Donnerstag, 10. September

Das Wetter will sich noch nicht so richtig entscheiden, mal sonnig und heiß, dann wieder bewölkt und regnerisch, aber das hält uns nicht davon ab eine weitere Wanderung zu starten. Wir erkunden den Panorama Trail mit schönen Felsformationen wie dem Fred Flintstone Spire, dem White Buffalo oder Mother Bear and Father Bear. Im Gegensatz zum Bryce Canyon sind die Felsnadeln hier von massiverer Gestalt und farblich auch nicht so spektakulär.

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Einen Mords Spaß haben wir bei den kaminähnlichen Felsblöcken, die sich prima zum Rauf- und runterlaufen eignen. Nach ca. 2 Stunden haben wir genug gesehen und wir fahren weiter über die "Grand Stair-case" Richtung Capitol Reef National Park. Ein Übernachtungsstop ist allerdings noch dazwischen eingeplant in der Calf Creek Recreation Area, die wir zuerst nicht finden können, da der Führer die falsche Richtung angegeben hat.

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Nach einer kurzen Rast machen wir uns auch schon wieder auf um vom Campingplatz zu den Wasserfällen zu gelangen. Nach etwa 2 Stunden stehen wir am Fuß eines 40 Meter hohen Wasserfalles, der in einen zum Baden einladenden Pool fällt. Das Wasser ist lausig kalt, doch das hält uns nicht von einem kurzen Bad ab. Nur der ständig vom Wasser her wehende Wind macht die Sache etwas ungemütlich und wir machen uns bald auf den Rückweg.

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Nach insgesamt dreieinhalb Stunden sind wir wieder an unserem Zeltplatz angelangt. Beim Versuch die Furt, die den Campingplatz in zwei Hälften trennt, zu überqueren hole ich mir nasse Füße und muss meine Wanderschuhe erst mal trocknen. Während des Kochens überrascht uns ein Regenschauer, zum Glück besitzt unser Platz ein Dach und wir können in Ruhe essen. Abends werden wir dann noch im Gegenzug für zwei Lampenmäntel von zwei jungen Amerikanern zu ein paar Drinks eingeladen. Wir sitzen bis spät in die Nacht in ihrem Tenttrailer, einem Faltwohnwagen, unterhalten uns und trinken Whisky-Cola. Bei völliger Finsternis, man kann nicht einmal die Hand vor Augen erkennen, gehen wir zum Zelt zurück.

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Bruzzeln auf der Outdoorküche

Freitag, 11. September

Bereits nach dem Frühstück beginnt es zu regnen und es sollte den gan­zen Tag nicht mehr aufhören. In Torrey, kurz vor dem Capitol Reef National Park beschließen wir in einem Motel zu übernachten, da keine Aussicht auf Wetterbesserung besteht. In Torrey selbst sind alle Motels zu teuer, aber 8 Meilen westlich davon finden wir in Bicknell im Aquarius Inn ein Zimmer für 30 $, was uns angemessen erscheint. Das Zimmer ist groß und macht einen sehr sauberen Eindruck. Wir genießen das schöne Bad, verbringen den restlichen Nachmittag mit Faulenzen. Abends gehen wir im angeschlossenen Café etwas essen. Es ist nicht gerade überragend aber genießbar und das Ambiente höchst interessant. An der Decke hängen Dutzende von Modellflugzeugen und die Wände sind mit Bildern von Corvettes und Zeitungsausschnitten gepflastert.


Samstag, 12. September

Glücklicherweise hat sich das Wetter über Nacht wieder gebessert, so dass einer Fahrt in den Capitol Reef National Park nichts mehr im Wege steht. Wir stärken uns noch einmal im Café des Motel, dann fahren wir die paar Kilometer bis zum Park und bekommen auch leicht einen Platz auf dem Campground weil wir noch sehr früh dran sind. Den Nachmittag verbringen wir mit einer kleinen Wanderung den Fremont River entlang auf einen Aussichtspunkt, von wo man einen schönen Blick auf die Plantagen und Felder der Mormonen hat.


Anschließend fahren wir noch mit dem Wagen die 10 Meilen lange Aussichtsstraße des Parks, aber aus dem Auto heraus stellt sich kein echtes gutes Feeling ein, das uns sonst auf unseren Wanderungen begleitet. Zurück lasse ich Raphaela ans Steuer und sie bringt uns ohne Blessuren und Blechschäden heil zum Zeltplatz zurück. Kaum zurück fängt es heftig zu regnen an, zum Glück nicht allzu lange, doch es hat merklich abgekühlt.


Sonntag, 13. September

Heute wollen wir durch den Kohab Canyon über den Frying Pan Trail zur Cassidy Arch wandern. Diese Wanderung wird als anspruchsvoll beschrieben, was uns auch gleich zu Beginn vergegenwärtigt wird mit einem Schild direkt neben dem Trailhead auf dem davon abgeraten wird, sich auf die graulila farbigen Kegel ehemaliger Vulkanasche zu begeben. Es geht ziemlich steil bergauf, und wo die gelborange Sandsteinschicht auf die weiche Bentonitschicht drückt, haben wir die erste Steigung hinter uns. Tief unter uns sehen wir im Rückblick den Campground. Schnell schlängeln wir uns durch die abgestürzten Blöcke, bevor vielleicht der nächste herunterdonnert.

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Dann stehen wir am Tor zum Cohab Canyon, das von unten nicht sichtbar war. Die orangegelben Wände sind übersät mit kleinen Löchern, Spuren der immer wiederkehrenden Erosionskraft des Wassers, die den Canyon geschaffen hat. Von hier zieht sich ein sandiger Weg durch das ausgetrocknete Flussbett bis hinunter zum Fremont River. So weit gehen wir allerdings nicht, kurz nach einer Felsbank, auf der unzählige schwarze Lavakugeln herumliegen, zweigen wir nach rechts ab und folgen den Steinmännchen bergauf. Von nun an wandern wir auf felsigem Untergrund durch die Bratpfanne, deren Morphologie jedoch keineswegs so eben wie der Boden einer Pfanne ist. Ständig geht es bergauf und bergab, zwischen mal rötlichem, dann wieder creme-weißen oder gelbem Fels. Eidechsen wieseln zwischen den trockenen Salbeisträuchern umher. Der Himmel zeigt sich bayerisch weiß-blau. Kurz vor dem Abzweig zur Cassidy Arch legen wir eine wohlverdiente Pause ein.

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Nach kurzem Wegstück spannt sich über dem sich vor uns auftuenden Schlund überraschend plötzlich unser Wanderziel auf, die Cassidy Arch. Dieser natürliche Steinbogen zieht uns magisch in seinen Bann, und wir können nicht wiederstehen und müssen auf ihm herumwandern, unter uns nur wenige Meter Fels, dann 100 Meter gähnende Leere. Benannt ist die Arch nach Butch Cassidy, einem Eisenbahnräuber, der sich der Legende nach hier versteckt haben soll.

Zurück auf dem ursprünglichen Weg steigen wir zum Grand Wash hinunter. Ziemlich hurtig geht es da über Steinstufen eine Steilwand hinunter auf den Grund des Grand Wash, der einen weiteren Canyon in den Sandstein des Capitol Reef gefräst hat. Unten angekommen müssen wir noch einiges an Weg zurücklegen bis wir den Scenic Drive erreichen, und von hier sind es auch noch mal etliche Kilometer bei glühender Hitze zurück zum Campground. Leider hält keines der vorbeifahrenden Fahrzeuge, so dass wir ziemlich geschafft am Zelt ankommen.

Dort zweckentfremden wir erst mal unseren Wasserkanister als Dusche und waschen uns zur Belustigung der übrigen Camper den Schweiß von den Körpern. Was für ein tolles Gefühl wenn die Klamotten nicht an einem drankleben.

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Montag, 14. September

Die letzte Wanderung im Capitol Reef National Park steht an. Dieses mal wollen wir die gegenüberliegende Bergkette erklimmen, um vom Rim Overlook einen schönen Blick auf das Tal des Fremont River zu erhaschen. Die heutige Tour gestaltet sich weit weniger anstrengend als gestern, trotzdem setzt uns die Hitze doch merklich zu. Oben angekommen kühlt uns der frische Wind ein wenig ab, zudem nimmt uns der Blick auf Tal und umliegende Berge in seinen Bann, so dass Hitze und Strapazen schnell vergessen sind. Schon bald kehren wir wieder um, wir wollen ja noch einen Abstecher zur Hickman Bridge, einem natürlichen Steinbogen, machen.

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Trotz immer stärker werdender Hitze kämpfen wir uns bis zum Bogen hinauf und anschließend durchs ausgedörrte Bachbett wieder hinunter. Wieder am Auto angekommen lassen wir erst mal die Aircondition ein paar Minuten auf höchster Stufe laufen und verschaffen uns so die nötige Abkühlung. Da wir zum Trailhead mit dem Auto gefahren sind, beschließen wir noch schnell etwas einzukaufen zu fahren, die fällige Dusche verschieben wir auf etwas später.

Abends überfällt uns dann noch ein Nürnberger Ehepaar mit zwei kleinen Kindern. Sie finden keinen Platz mehr und die Kinder sind auch schon quengelig, also bieten wir ihnen an, dass sie mit ihrem Wohnmobil auf unserem Areal mit stehen können, da wir ja nicht allen Platz brauchen. So richtig warm werden wir mit den beiden allerdings nicht, die Kinder nehmen uns dafür völlig in Beschlag und futtern unsere letzten Kekse weg.


Dienstag, 15. September

Nach einer Kurzinformation im Visitor Center fällt die geplante Fahrt auf dem Burr Trail Richtung Lake Powell kurzerhand aus. Die starken Regenfälle der letzten Tage haben Teile dieser Gravel Road weggeschwemmt, ein Vorankommen ist, wenn überhaupt, nur mit einem allradgetriebenen Fahrzeug gesichert. Wir nehmen also die normale Route über Hanksville.

Nach etwa 2 Stunden Fahrt treffen wir kurz nach Mittag an der Bullfrog Marina ein. Das Mieten eines kleinen Motorbootes geht völlig problemlos über die Bühne, nur der Preis lässt uns kurz schwanken. Für ein 14 ft Boot müssen wir pro Tag 120 $ hinblättern, zudem kommen noch Versicherung und Spritkosten. Aber was soll´s, man macht so was ja nur einmal.

Wir leihen uns ein Wägelchen aus, transportieren unser Hab und Gut zum Boot, und nach einer halben Stunde stechen wir in See. Im Hafen dürfen wir nur mit "wakeless speed" fahren, damit die anderen Boote nicht so arg durchgeschüttelt werden, aber kaum aus dem Hafen heraus geben wir so richtig Gas, dann macht es sogar Spaß und wir flitzen quer über den Seitenarm des riesigen Lake Powell.

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Da man uns gesagt hat, dass wir nur für etwa 4 Stunden Sprit bei voller Geschwindigkeit haben, lassen wir es bald wieder gemütlicher angehen und suchen uns nach etwa einer Stunde einen schönen einsamen Platz in einem kleinen Seitencanyon, wo wir ankern können und unser Lager aufschlagen. Den restlichen Nachmittag liegen wir in der Sonne, genießen das warme Wasser und die Einsamkeit. Schatten spendet uns unser Überzelt, das wir in einen kleinen Busch gehängt haben. Abends grillen wir noch riesige Halsgrat, relaxen am Feuer und lauschen der Stille. Die Situation entbehrt nicht einer gewissen Abenteuerromantik.


Mittwoch, 16. September

Die Nacht verlief ein wenig unangenehm. Zum einen vermisste ich schmerzlich mein Kopfkissen, zum anderen hat uns das Wetter übel mitgespielt. War es anfangs tierisch heiß, so dass es nur ohne Überzelt auszuhalten war, fing es mitten in der Nacht zu regnen an und wir mussten das Überzelt doch drüber schmeißen was natürlich im Zelt wieder für fast unerträgliche Temperaturen sorgte.

Auch am Morgen ist es noch stark bewölkt und es fallen vereinzelte Tropfen, aber dank unserer Zeltunterlage können wir im Trockenen frühstücken. Anschließend fahren wir wieder ein Stück, dieses mal schon deutlich schneller als gestern, und legen, nachdem sich das Wetter wieder gebessert hat, eine Badepause ein. Nach einer Stunde etwa wird es uns langweilig und wir düsen quer über den See und wieder zurück, einfach ziellos hin und her bis wir an einer Felszunge wieder vor Anker gehen um uns in den Fluten abzukühlen. Das Baden hier macht uns tierisch Spaß, wir rutschen an den Felsen entlang ins Wasser, blödeln herum und genießen die phantastische Aussicht, die sich von der Spitze der Felsen uns bietet.

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Gegen drei Uhr erreichen wir wieder die Marina, tanken das Boot in der Hafeneigenen Tankstelle voll und geben es zurück. Mittlerweile hat die Quecksilbersäule wieder Höhen erreicht, die uns schon beim Nichtstun den Schweiß ins Gesicht treibt, und beim Umladen unserer Sachen ins Auto trifft uns fast der Hitzeschlag. Vor lauter Hektik nur schnell von diesem heißen Parkplatz zu entkommen, verlieren wir unsere Straßenkarte, müssen also zuerst an der nächsten Tankstelle eine kaufen, bevor wir zur Starr Springs Recreation Area fahren, wo wir übernachten wollen.

Nachdem wir die Hauptstraße verlassen haben, zieht sich ein Kiessträßchen vier Meilen steil den Berg hinauf bis zu einem wunderschön in einem Eichenwäldchen gelegenen Campground. Die Bäume spenden wunderbar Schatten und wir können uns von der Hitze erholen und genießen die Stille und Einsamkeit nach dem Trubel an der Marina. Lange Zeit sind wir die einzigen Gäste hier, kurz vor Sonnenuntergang gesellen sich noch zwei ältere Herren mit einem riesigen Wohnmobil zu uns. Wie die dieses Monstrum wohl hier herauf geschafft haben?


Donnerstag, 17. September

Während der Nacht sind Dutzende von Eicheln auf unser Zelt hernieder geprasselt oder mit lautem Knall auf den Grill gefallen, zudem waren ständig irgendwelche Tiere unterwegs.

Unsere Nachbarn sind schon wieder weg als wir aufstehen, vor dem Plumpsklo liegt ein frischer Haufen Bärenkot, wir frühstücken trotzdem in aller Ruhe.

Weiter geht es über Hanksville zum Goblin Valley, ein Talkessel mit einer Ansammlung der ulkigsten Felsformationen. Gleich nach der Entrance Station kommen wir am Campground vorbei. Der Platz ist windig, staubig und bietet keinerlei Schatten, also beschließen wir hier nicht zu übernachten, sondern uns nur eine Weile umzuschauen und dann weiterzufahren.

Langweilig wird einem bei einer Wanderung durch die skurrilen Skulpturen, die Wind und Wetter hier aus dem brüchigen Sandstein heraus geformt haben, nie, zumindest nicht, wenn man mit ein bisschen Phantasie gesegnet ist. Dann kann man alles mögliche erkennen in diesen doppelt- bis dreifach mannshohen Naturplastiken aus weichem rotbraunen Tonschiefer.

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Unser Endpunkt am heutigen Tage ist der Green River State Park Campground. Der Platz liegt sehr schön am Fluss und ist mit vielen großen Bäumen bestanden die uns erholsamen Schatten spenden. Zu unserem Erstaunen scheint jedoch jeder der Plätze reserviert zu sein und nach zwei Runden durch den Platz fragen wir in unserer Verzweiflung einen Ranger, der uns glücklicherweise einen der reservierten Sites zu weist, als wir ihm bestätigen am nächsten Morgen weiterzufahren. Endlich können wir wieder richtig duschen und genießen den kühlen Rasen.


Freitag, 18. September

Mitten in der Nacht werden wir durch einen fürchterlichen Lärm geweckt, ein Zischen und ein undefinierbares Brummen das ständig an- und abschwoll lassen uns eine gute Stunde nicht mehr zur Ruhe kommen. Als es dann endlich ruhiger wird, fährt auch noch ein Zug mit lautem Gehupe und Getöse am Zeltplatz vorbei.

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Nach einer fürchterlichen Nacht

Unser heutiges Ziel ist der nördliche Teil des Canyonland Nationalparks. Erste Anlaufstation ist gleich der Campingplatz da er nur 12 Plätze aufweist und sehr schnell voll ist. Nachdem wir uns einen Platz reserviert haben fahren wir mit dem Wagen die einzelnen Aussichtspunkte der "Island in the Sky", wie dieser Teil des Nationalparks genannt wird, an und machen nur kleine Wanderungen von den Parkplätzen aus. Am eindruckvollsten scheint der gleich beim Campground gelegene "Green River Overlook".

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Mesa Arch

Von hier hat man einen phantastischen Blick über das Tal des Green River und die zahlreichen Canyons die sich hier in den Felsen schneiden. Wir genießen den Sonnenuntergang über dieser faszinierend zerklüfteten Schluchtenlandschaft, welche die untergehende Sonne in ein magisches und märchenhaftes Licht taucht.

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Green River Overlook

Samstag, 19. September

Nach einer windigen Nacht machen wir uns bei strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel auf den Weg zur Umrundung des Upheaval Dome. Die 5 Meilen bis zum Trailhead legen wir mit dem Auto zurück. Bereits jetzt ist der Parkplatz fast voll, wir ergattern noch einen der letzten Plätze. Zum Glück wollen die meisten Besucher nur den kurzen Weg zum Aussichtspunkt zurücklegen, so dass wir den ganzen Tag über nur wenige andere Wanderer zu Gesicht bekommen.

Nach wie vor ist noch unklar wie dieser tiefe Krater entstanden sein könnte. Die bislang vorherrschende Theorie es sei ein eingebrochener Salzdom unter überlagernden Sandsteinschichten, wird mittlerweile von einer neuen Theorie, es sei ein Meteoreinschlag, weitestgehend verdrängt. Auf jeden Fall hoffen wir auf unserer Wanderung ein seltenes und farbenprächtiges geologisches Landschafts-phänomen zu bewundern. Diese Hoffnung wird allerdings bald zerstört, da der Trail die ganze Zeit über nicht wie erwartet am Kraterrand entlang führt, sondern doch etwa 100 Höhenmeter tiefer außerhalb des Kraters.

Die Sicht in den Krater ist also gleich null. Dennoch ist es sehr schön hier zu wandern, anfänglich kilometerlang durch eine immer enger werdende Schlucht bis zu einem Felsabbruch, übersät mit Geröll und riesigen Felsblöcken Den richtigen Weg zu finden ist nicht immer ganz einfach, die Steinmännchen, die den Weg markieren, sind in dem Wirrwarr aus Steinen und Felsen nur schwer ausfindig zu machen und wir müssen einige Male wieder umkehren.

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An der Abzweigung zum Inneren des Kraters machen wir kurz Halt und überlegen, ob wir die fünf zusätzlichen Meilen noch auf uns nehmen wollen. Wir entscheiden uns dagegen, auch wegen der bereits fortgeschrittenen Zeit. Von jetzt an befinden wir uns bereits wieder auf dem Rückweg, der durch ein Bachbett kontinuierlich nach oben führt. Im Schatten eines überhängenden Felsens machen wir unsere wohlverdiente Pause, bevor es weiter bergan geht. Erst jetzt bekommen wir mit, dass wir doch einige Höhenmeter hinabgegangen waren, die wir nun natürlich auch wieder hinauf müssen. Als sich der Weg in schier endlosen Kehren über 300 Höhenmeter steil hinauf windet und die Sonne gnadenlos auf die Felswände herunterbrennt, scheint Raphaela an ihre Grenzen zu stoßen. Keuchend und mit hochrotem Kopf schleppt sie sich den Berg hinauf, um nach dem ersten Anstieg völlig frustriert festzustellen, dass dies erst der Anfang war, und es in dieser Gangart noch bis zum Ende weitergehen sollte.

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Trotz alledem schaffen wir die Wanderung in gut zwei Stunden weniger als angegeben, und sind froh darüber es geschafft zu haben. Nach einer Phase des Erholens sowie einem Abendessen, dass uns die verbrauchte Energie zurückbringt, klettern wir noch kurz auf die umliegenden Hügel um den Sonnenuntergang zu genießen, scheinbar sind wir noch nicht ausgelastet.

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Sonntag, 20. September

Eine Nacht an die ich mich nur ungern zurück erinnere. Zuerst bekomme ich einen meiner vermeintlichen Malaria-Anfälle, werde von Schüttelfrost, Übelkeit und Gliederschmerzen geplagt, dann wird auch noch Raphaela immer übler, was wohl am Orangensaft gelegen haben mag. Die mitgebrachten Lebenstropfen schaffen Abhilfe und nach geraumer Zeit können wir auch beide wieder schlafen.

Da ich mich am Morgen noch ziemlich ermattet fühle, bleibt die Hauptarbeit an Raphaela hängen. Ohne größeres Frühstück starten wir nach Moab, nahe des Arches Nationalparks. Bereits im Vorbeifahren sehen wir die Schlange von Wohnmobilen am Eingang zum Park stehen, keine Chance also drinnen einen Übernachtungsplatz zu ergattern.

In Moab beziehen wir mitten im Ort einen Campground mit schattigen Plätzen und ich lege mich dann erst mal für ein paar Stunden wieder aufs Ohr. Anschließend fühle ich mich doch wieder besser, gehe duschen und kurz vor Sonnenuntergang fahren wir in den Park um zur Delicate Arch zu wandern und dort den Sonnenuntergang zu bewundern.

Der Parkplatz an der Wolfe`s Ranch ist schon ziemlich voll als wir dort ankommen. Die winzige Blockhütte, einst bewohnt von Vater und Sohn, erscheint in der Umgebung des Parkplatzes fremd und exotisch. Es ist kaum zu glauben, dass in dieser wüstenhaften Gegend jemals eine Ranch betrieben wurde, doch der Salt Wash neben der Hütte führt Wasser und bildete die Lebensgrundlage der Farm.

Die Wanderung dorthin tut mir richtig gut, wir kommen gut voran, vor allem auch weil die Temperaturen jetzt am späten Nachmittag erträglich sind.

Ein beeindruckendes Bild erwartet uns am Ende des Trails. Die Arch, ein ca. 30 Meter hoher Steinbogen mit nur wenigen Metern Durch-messer thront über einer tiefen, rundgeschliffenen Steinschüssel. Der Blick hindurch zeigt das farbenprächtige Salt Valley, über dem sich die Dreitausender der La Sal Mountains in den Himmel erheben. Dieses Bild ist an Pracht wohl kaum noch zu überbieten und bildet sicher einen Höhepunkt unseres Urlaubes.

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Delicate Arch

An die fünfzig Menschen teilen mit uns den Augenblick, manche meditieren, andere wandern um das Naturbauwerk herum, um es von allen Seiten zu bewundern, über allen scheint aber etwas mystisches zu schweben, schwer greifbar ist die Atmosphäre, die uns umgibt. Der starke Wind und die sich vor die Sonne schiebenden Wolken machen uns den Aufbruch etwas leichter, nur schwer kann man sich von diesem Ort, der für die Indianer ein Heiligtum ist, lösen.

Den Tag beschließen wir in einem guten Lokal überhalb Moab, mit Blick auf die vielen Lichter der Stadt. Den Abend lassen wir dann noch bei ein paar exotischen Bieren in "Eddie Mc Stiff`s Brewery" ausklingen. Unser bajuwarischer Gaumen wird durch Walnuss- und Jalapeno Bier auf eine harte Probe gestellt, aber wir gewöhnen uns bald daran und finden Geschmack an den verschiedensten Kreationen.


Montag, 21.September

Mein Befinden hat sich wieder normalisiert, ich strotze nur so vor Tatendrang. Wir füllen unsere Vorräte auf und bummeln ein wenig durch die Hauptstraße von Moab. Ziemlich viel Trödel und Touristenmüll, Ausnahme macht nur eine Galerie mit indianischen Souvenirs, die aber ausgesprochen teuer ist.

Unser Ziel heute ist wieder der Canyonland Nationalpark, nur diesesmal der südliche Teil, genannt "The Needles". Heute haben wir leider Pech und bekommen keinen Platz mehr auf dem Campground, also bleibt uns nichts anderes übrig als auf den privaten Campingplatz ein paar Meilen außerhalb des Parks bei "Needles Outpost" auszuweichen. Eine ziemliche Frechheit was einem hier geboten wird für 15 $ pro Nacht. Die sanitären Anlagen entsprechen absolut nicht dem sonstigen Maßstab anderer Campingplätze. Positiv sei nur erwähnt der wirklich schöne Blick auf das Hauptgebiet der "Needles".

Nachdem wir unser Lager für die Nacht aufgeschlagen haben, fahren wir nochmals in den Park um auf dem Slickrock Trail einen ersten Eindruck von der Landschaft zu erhalten. Raphaela ist der vielen Felsen und Canyons etwas überdrüssig und wandert mürrisch vor mir her.

Ich muss zugeben, etwas Abwechslung würde nicht schaden, zudem diese Wanderung sicher nicht zu den Highlights zählt. Abends verheizen wir unser hier teuer erworbenes Feuerholz (6 $ für ein Bündel), trinken unser letztes Bier und genießen den Sonnenuntergang über den "Needles".


Dienstag, 22. September

Um einen Platz im Park zu bekommen lassen wir das Frühstück fürs erste ausfallen, packen zusammen und machen uns gleich auf den Weg. Heute scheint es kein Problem einen vakanten Stellplatz zu finden, wir sind früh genug dran. Nun können wir auch an ein Frühstück denken. Ein kleines Problem taucht auf, wir haben nicht mehr genügend Bargeld um den Campground zu bezahlen, sogar im Visitor Center habe ich kein Glück, doch man versichert mir, dass wir auch später zahlen können.

Die rot leuchtenden Felsnadeln und der Chesler Park, der sich dahinter verbirgt, sind unser heutiges Ziel. Wir starten vom B-Loop des Campgrounds um uns ein paar Meter zu sparen. Von hier geht es auf und ab, von einem Miniatur-Canyon in den nächsten, von einem Felskamm runter um gleich wieder auf einen neuen hinauf zu steigen. Zudem schlängelt sich der Weg durch Bachläufe um die Felsen herum und wieder zurück. An schattigen Plätzen sind noch Überreste des letzten Regens, hier regt sich Leben in üppigem Grün. Lange Zeit sind wir allein unterwegs, erst auf dem Rückweg treffen wir auf vereinzelte Wanderer.

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Ganz so filigran und nadelspitz wie die Felsnadeln im Bryce Canyon sind diese hier nicht, aber nicht weniger eindrucksvoll. Gebändert in rosa, creme und rostfarben ragen sie wie versteinerte Wälder in den blauen Himmel, der sich leider mit zunehmender Wanderdauer immer grauer färbt. Nach der anfänglichen trockenen Hitze kommt uns die Abkühlung aber gelegen. Die letzten Meter fängt es noch leicht zu nieseln an, aber es bleibt bei ein paar Tropfen den ganzen restlichen Abend.


Mittwoch, 23. September

Am Morgen regnet es leider doch, was uns das Aufstehen nicht gerade erleichtert. Zum Glück hält das schlechte Wetter nicht lange an und wir können bald aus dem Zelt raus.


Nach einem kurzen Abstecher zum "Newspaper Rock" fahren wir über Monticello und Blanding zum Natural Bridges National Park. Wieder Erwarten ist noch ein Platz auf dem kleinen Campground frei, den wir natürlich sofort okkupieren. Anschließend machen wir uns noch daran den "Scenic Loop" mit dem Auto zu erkunden, für die gesamte Wanderung durch den Park fehlt uns heute die Lust.

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So halten wir nur an den Aussichtsparkplätzen und wandern zu den einzelnen Naturbrücken hinab. Auch dies kann, wie wir schnell merken, sehr schweißtreibend sein. Man muss schon einige Meter steil hinab, zum Teil über rudimentärste Holzleitern, und natürlich auch wieder hinauf.

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Vor allem die erste und die letzte der drei Brücken sind es aber allemal wert, und von der Nähe aus gesehen wirken sie sehr imposant aber zugleich auch zerbrechlich. Die Sipapu Bridge ist nach der Rainbow Bridge an einem Seitenarm des Lake Powell die zweitgrößte Naturbrücke überhaupt, 72 Meter hoch bei einer Spannweite von 88 Metern. Darunter stehend kommt man sich winzig vor. Die zweite Brücke, die Kachina Bridge, ist die Jüngste der drei Brücken. Sie ist die massivste, bietet dadurch den immer wieder auftretenden "Flash-floods" die größte Angriffsfläche, so dass es nicht verwundert, wenn Brocken von bis zu 4000 Tonnen abbrechen, wie 1997 geschehen. Zuletzt erreichen wir die Älteste der drei, die Owachomo Bridge, an ihrer schmalsten Stelle gerade mal 90 Zentimeter messend überspannt sie über 60 Meter steinernes Flussbett.

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Auf dem Campground im Natural Bridges N.P.

Donnerstag, 24. September

Entgegen unserer anfänglichen Routenplanung machen wir doch einen Abstecher zum Monument Valley. Unterwegs kommen wir über einen atemberaubenden Pass. Die Straße windet sich von der Hochebene in einigen Kehren ungeteert ins Tal hinab. Vom Parkplatz an der obersten Kehre hat man einen sagenhaften Fernblick und man kann bei klarem Wetter die Buttes vom Monument Valley erkennen. Es herrscht relativ viel Trubel, der Campground ist allerdings noch recht leer so gegen Mittag.

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Nachdem wir uns auf einem Platz niedergelassen haben, erkunden wir mittels Fahrzeug den 17 Meilen langen Scenic Loop Drive durchs Valley. Die Straße ist ungeteert, teilweise mit üblen Löchern und Buckeln, so dass man nur im Schritttempo vorankommt. Zudem ist der Untergrund an vielen Stellen mit losem Sand bedeckt, der natürlich von voranfahrenden Autos aufgewirbelt wird, so dass das Ganze eine ziemlich staubige Angelegenheit ist. Dennoch ist es ein Erlebnis durch diese Wild West Kulisse zu fahren, auf den Spuren John Wayne`s. Im Tal hausen immer noch Indianer in heruntergekommenen Wellblechhütten, doch auch sie leben wohl nur noch ausschließlich vom Tourismus und bieten an den Aussichtspunkten ihre Waren feil.

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Abends setzen wir uns dann noch an den Rand des Tales um den Sonnenuntergang zu beobachten, besser gesagt die Einfärbung der Buttes durch die untergehende Sonne.

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Freitag, 25. September

Am Morgen ist es trotz strahlendem Sonnenschein recht kühl, der Herbst hält immer mehr Einzug. Wir fahren nach Page am Lake Powell gelegen. Um uns herum monotonste Landschaft, einzig nur unterbrochen durch das "Navajo Energy Plant", einem riesigen Kohlekraftwerk mitten in der Wüste, welches das Navajo Reservat mit Strom versorgt.

Kurz darauf öffnet sich uns der Blick auf Lake Powell und die Wahweap Marina, wo wir übernachten wollen. Den Nachmittag verbringen wir am See, baden allerdings können wir nicht, da dunkle Wolken die Temperaturen sinken lassen.

Gegen Abend merken wir wieder deutlich das Wochenende ist und das wir an einem See nächtigen. Trubel und Lärm bis spät in die Nacht. Mindestens jeder zweite Camper hat ein Boot bei sich, und es wird noch lange daran herum geschraubt oder gefachsimpelt.


Samstag, 26. September

Nach einem kurzen Badestop am See liegt unser nächstes Ziel nicht weit entfernt. Schräg gegenüber vom Kraftwerk liegt ein kleiner Parkplatz mit einem Häuschen wo die Indianer Eintrittskarten und Touren in den "Antelope Canyon" verkaufen. Kurz nach unserer Ankunft geht es auch schon los. Mit einem alten Pick Up schaukeln wir über eine staubige Piste fünf Meilen zum Canyon. Dort werden wir erst einmal vom Führer eingewiesen über Aufenthaltsdauer und Verhalten im Canyon. Er erklärt uns, dass diese Schlucht schon seit langem ein heiliger Platz für die Navajo ist und jede Zuwiderhandlungen, sprich Beschmieren der Wände etc., streng bestraft werden.

Dann dürfen wir endlich in den "Corkscrew", wie der obere Teil des Antelope Canyon genannt wird. Man tritt durch einen schmalen Spalt in einer hohen ockerfarbenen Sandstein-klippe ein ins Halbdunkel eines phantastischen "Slot Canyon". Nach und nach dringt mehr Sonnenlicht in den an manchen Stellen nur etwa zwei Meter breiten Canyon. Fotos können kaum wiedergeben, welche Pracht sich hier entfaltet. Man muss selbst, staunend und stumm, zwischen den Felswänden gestanden haben, um sich ein Bild von diesem Naturwunder machen zu können.

Die immer wieder auftretenden Springfluten des Antelope Creek haben mit ihrer schmirgelnden Sandfracht eine Kathedrale des Lichts geschaffen, die sich jeder Beschreibung entzieht. Nur wenige Minuten ist es einem allerdings vergönnt dieses Spiel aus Licht und Formen mitzuerleben, wenn sich die Sonnenstrahlen an Kanten und Graten brechen, Mulden und Höhlungen ausleuchten, in andere Schatten werfen. Schon bald hat die Sonne ihren Zenit überstiegen, es herrscht wieder völlige Finsternis in der Kathedrale des Lichts.

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Nach diesem einmaligen Erlebnis lassen wir uns ruhig auf dem Highway weitertreiben Richtung Westen bis zum Grand Canyon. Die Szenerie ändert sich dramatisch, je näher wir dem größten "Loch" kommen umso waldiger wird es. Im Park selbst herrscht reger Andrang, an jedem Aussichtspunkt stapeln sich die Fahrzeuge. Unsere Befürchtungen, dass wir keinen Campingplatz bekommen, treten zum Glück nicht ein, obwohl doch eine ziemliche Autoschlange vor uns am Campgroundeingang auf Einlass wartet.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir mit Herumschlendern im Business Center des Parks und Kaffeetrinken in der Lodge. Die in dieser Höhe schnell hereinbrechende Kühle lässt uns bald das Zelt aufsuchen, außerdem wollen wir ja auch ausgeschlafen sein, denn morgen geht es hinab in den Grand Canyon.

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Sonntag, 27. September

Bereits bei Tagesanbruch stehen wir auf und machen uns auf den Weg zur Yavapai Lodge, um von dort mit dem Shuttle Bus zum Trailhead des South Kaibab Trail am Yaki Point zu gelangen. Ziemlich genau um 7 Uhr starten wir dann zu unserer großen Tour. Es ist noch sehr frisch, wir sind froh um unsere mitgebrachten Windjacken.

Der erste Teil des Weges liegt noch im Schatten. Fast im Laufschritt eilen wir in unzähligen Serpen-tinen hinunter zum ersten Etappenziel, Cedar Ridge, das bereits voll in der Sonne liegt. Diese Kanzel 450 Meter unter dem Rim am Beginn eines Fels-grates, angepriesen als ein schönes Ziel für eine Halbtages-Tour, erreichen wir schon nach 30 Minuten. Schon von hier hat man herrliche Einblicke in den Canyon, aus einer ganz anderen Perspektive als vom Canyonrand.

Da wir noch viel vor uns haben lassen wir es bei einer kurzen Trinkpause bewenden, essen unser Pausenbrot beim Weiter-gehen. Auf steilere Wegstücke folgen flachere Passagen, es geht zügig voran, vorbei an meter-hohen, leider schon ver-blühten Agaven und mitten durch die Geologie von Jahrmillionen, vom Kaibab-Kalkstein hinunter bis zum Vishnu-Schiefer.

Knapp 1000 Meter unterhalb des Rim treffen wir an der Abzweigung zum Tonto Trail kurz überhalb des Tip Off auf eine Herde Mulis und ihre Reiter. Eine Truppe Touristen, geführt von einem einheimischen Cowboy. Das Toilettenhaus wird für kurze Zeit stark frequentiert, auch wir nutzen diese Gelegenheit für eine kurze Rast. Mittlerweile ist es viertel vor neun, und wir stehen am letzten Abhang, von dem aus man auf dem steilsten Stück der Wanderung noch mal in vielen Serpentinen in die innerste Schlucht vordringt. Ganz so flach wie es von oben aussieht, ist das Tonto Plateau nicht, es gilt einige Auswaschungen zu queren im Tapeats-Sandstein, welcher der Erosion besser wiederstanden hat als die darüber liegende Schicht aus weichem Bright-Angel-Ton. Trotzdem ist der Wegverlauf deutlich zu erkennen.

Der Fluss, von hier oben bereits zu sehen und an diesem Tag smaragdgrün, lockt weiter abzusteigen. Auf den letzten Metern hinab begegnet uns noch mal eine Maultierkarawane, die wir artig passieren lassen, dann müssen wir noch durch einen kurzen Tunnel und über die Hängebrücke. Nach wenigen Metern am Fluss entlang erreichen wir die Hütten der Phantomranch und können uns unterhalb einer kleinen Brücke am Bright Angel Creek die erhitzen Körper kühlen und unsere Vorräte vertilgen. Viertel vor zehn ist es jetzt, wir haben die 1470 Höhenmeter in weniger als drei Stunden hinter uns gebracht.

Die Annehmlichkeiten der Phantomranch mit einfachen Mahlzeiten und kühlen Getränken nehmen wir nicht an, unser Plätzchen im Schatten der Brücke reicht uns völlig zur Entspannung und Erholung. Außerdem hat man hier seine Ruhe vor den restlichen Touristen.

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Rast im Canyongrund

Um der größten Mittagshitze zu entgehen, brechen wir bereits nach einer dreiviertel Stunde wieder auf, ein Bad im eisigen Colorado war nicht nötig, dank des bereits fortgeschrittenen Herbstwetters sind die Temperaturen noch erträglich. Da uns beim Hinuntergehen der Weg nicht so steil wie vielfach beschrieben vorkam, wählen wir für den Aufstieg auch wieder den South Kaibab Trail, da er doch erheblich kürzer ist als sein weniger steiles Pendant, der Bright Angel Trail. Keuchend wie zwei Dampfloks quälen wir uns Meter um Meter die steilen Serpentinen bis zu Tip Off am Tonto Plateau hinauf. Unterwegs begegnen uns immer wieder Wanderer, die mit uns oben gestartet waren, und sich wundern, dass wir schon wieder auf dem Rückweg sind. Kurze Rast im kühlen Schatten des Toilettenhäuschens, unsere acht Liter Wasser die wir dabei haben waren genau richtig dosiert. Um 12 Uhr haben wir dieses erste Etappenziel auf dem Weg nach oben erreicht.

Ein schlimmes Stück steht uns jetzt bevor. Unbarmherzig brennt die Sonne auf die Wand an der sich der Weg entlang schlängelt, das Atmen fällt schwer, die Füße werden nun auch schon ganz schön schwer. Im ersten Schatten, den wir erreichen halten wir kurz an um uns zu erholen, dann geht es Gott sei Dank etwas ebener dahin, zudem weht fortan ein leichtes Lüftchen, was das ganze einigermaßen erträglicher macht. Nach weiteren eineinviertel Stunden erreichen wir Cedar Ridge, jetzt liegen nur noch die letzten Serpentinen bis zum Rim vor uns. Wir passieren eine Gruppe Arbeiter, die den Weg instandhalten und wundern uns wie sie das schwere Gerät mit hier herunter und auch wieder rauf bringen.

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Cedar Ridge

Nach dreieinhalb Stunden des Aufstiegs haben wir es dann endlich geschafft. Glücklich fallen wir uns in die Arme ermattet, aber doch nicht völlig erschöpft. Wir sind noch völlig überwältigt von den Gefühlen und überrascht, es in dieser kurzen Zeit geschafft zu haben. Es wird uns ein unvergesslicher Tag bleiben.

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Zurück am Rim

Anschließend fahren wir mit dem Bus zurück zur Lodge, holen unser Auto, gehen im Village duschen und ruhen uns in der Lodge bei ein paar Tassen Kaffee aus. Abends kochen wir uns sogar selbst noch was, gehen aber bald zu Bett.


Montag, 28. September

Unsere Knochen schmerzen doch mehr, als wir uns gestern dachten. Daran merkt man, dass diese Tour wohl doch etwas härter und anstrengender war als alle vorangegangenen in unserem Urlaub. Nach einem geruhsamen Frühstück machen wir uns auf den Weg Richtung Süden. Kurz hinter Flagstaff kommen wir durch den Oak Creek Canyon, eine tief eingeschnittene, stark bewaldete Schlucht, durch die sich die Straße atemberaubend schlängelt. Am Schluchtengrund fahren wir etliche Kilometer am glasklaren Bach vorbei, der mit etlichen schönen Gumpen zum Baden einladen würde, nur leider spielt das Wetter nicht ganz mit.

Just als wir unser Zelt am Bootleger Campsite aufbauen, überrascht uns ein Regenschauer, der uns für zwei Stunden im Zelt festhält. Abends lockert die Bewölkung auf und wir können uns ein köstliches Abend-mahl mit Shrimpsreis und Artischocken zubereiten. Empfindlich kühl wird es allerdings, als die Sonne hinter den Bergen verschwindet, und das geschieht hier unten recht schnell.


Dienstag, 29. September

So früh wie die Sonne gestern verschwand, so spät erscheint sie heute morgen. Wir beschließen daher doch weiter zu fahren, und nicht wie geplant einen weiteren Tag hier zu verweilen. Zudem ist das Wasser im Bach einfach zu kalt zum Baden.

Nach wenigen Kilometern halten wir beim Slide Rock State Park, einem natürlichen Rutschensystem des Oak Creek. Nachdem die Sonne hier besser durch die Bäume durchkommt, kann Raphaela der Versuchung nicht wiederstehen und nimmt ein kurzes Bad, ist aber schnell wieder draußen. Im Hochsommer muss das hier ein Paradies sein mit dem kristallklaren Wasser, den engen rotgefärbten Schluchten, den schattigen feinkiesigen Plätzen und den von Gumpe zu Gumpe führenden kleinen natürlich entstandenen Rutschen.

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Nachdem wir uns eine Stunde etwa vergnügt haben, fahren wir weiter bis Sedona, einer kleinen Stadt, wunder-schön am Ausgang des Oak Creek Canyon gelegen. Leider herrscht hier enormer Touristenrummel, es gibt jede Menge Souvenirläden, Outdoor-Adventure-Veranstalter, Outfitter und Hotels in allen Kategorien. Wir kaufen uns ein riesiges Waffeleis, schlendern ein wenig herum und ich kaufe mir in einem Westernshop ein originales Cowboy-Hemd.

Anschließend fahren wir durch die weite Ebene, ein starker Kontrast zum engen Canyon zuvor, bis Clarkdale. Von hier windet sich die Straße kilometerlang den Berg hinauf bis Jerome, einem alten Minenstädtchen, dass von Künstlern und Althippies in Beschlag genommen wurde. Vieles wirkt verfallen, anderes ist wieder liebevoll hergerichtet worden. Man kann hier allerlei Trödel, aber auch Antiquitäten erstehen, oder einfach nur dem Treiben zusehen und die etwas außergewöhnliche Bevölkerung bei ihrer Tagesbeschäftigung beobachten.

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Über den Mingus Pass geht es weiter bis hinab ins Prescott Valley. Durch Prescott hindurch fahren wir zum Lynx Lake, einem kleinen Stausee unweit von der Stadt. Der Campingplatz liegt seht idyllisch direkt am See in einem Pinienwald. Da kein Wochenende ist, sind viele Plätze frei, wir können uns einen schönen leicht erhaben Stellplatz aussuchen, zum See haben wir auch nur ein paar Meter zu gehen.


Mittwoch, 30. September

Gleich nach dem Aufstehen gehe ich zum See hinunter und stürze mich in die kühlen Fluten. Herrlich, so den Tag zu beginnen. Nach dem Frühstück kommt dann auch Raphaela mit, wir faulenzen und baden. Als die Sonne hinter den Bäumen verschwindet machen wir uns auf den Weg nach Prescott, ein bisschen das Zentrum zu besichtigen. Die im Führer beschriebene Whiskey-Row, eine Straße an der sich eine Kneipe an die andere reiht, gibt allerdings nicht viel her, zudem wird der Altstadtkern gerade saniert, es ist also vieles eingerüstet und nicht zu besichtigen. Einen kurzen Abstecher machen wir noch zur nahegelegenen Mall, wo ich mir auf dringenden Wunsch Raphaelas endlich ein Paar neue Sandalen kaufe.

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Am Lynx Lake

Donnerstag, 01. Oktober

Nach einem weiteren kurzen Bad im Lynx Lake zieht es uns heute Richtung Westen. Unterwegs statten wir der Mall noch einen kurzen Besuch ab und erstehen einige sonderbar geformte und bunte Kürbisse, zudem noch ein paar vielfarbige Maiskolben als Souvenirs. Anschließend kommen wir durch den Prescott National Forest, den wir auf einer Serpentinenstraße bergab verlassen und in eine weite Ebene eintauchen. Die Szenerie ändert sich dramatisch. Die Luft flimmert über dem heißen Asphalt, links und rechts der Straße stehen vielerlei Arten Kakteen, von ganz kleinen Bodendeckern bis hin zu den riesigen Saguaro-Kakteen, die wie kleine Wälder an den Hängen der flankierenden Berge stehen.

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In Wenden, einem heruntergekommenen Nest verlassen wir den Highway und setzen unseren Weg auf einer kleinen aber gut ausgebauten Straße fort, bis hin zum Alamo Lake State Park. Man fühlt sich auf einen anderen Planeten versetzt, so unwirtlich erscheint die Landschaft rund um den Stausee, der in eine völlig trostlose Gegend gesetzt als einzige Lebensader dem Menschen eine gewisse Geborgenheit zu geben scheint.

Leider ist am gesamten See keine Möglichkeit gegeben, vernünftig ans Wasser heran zu kommen, zum Glück bietet der Campingplatz gute Duschgelegenheiten, ansonsten würden wir hier in unserem eigenen Saft braten, so heiß ist es hier. Von Vorteil sind die Temperaturen allerdings abends, wir genießen lange am Feuer zu sitzen, betrachten den Sternenhimmel und lauschen den Grillen.


Freitag, 02. Oktober

Auf dem Weg zurück finden wir zwei schöne Exemplare Saguaroskelette, die wir nur ein wenig mit der Axt bearbeiten müssen um sie in die richtige Größe zu bringen. Ein wenig schwingt die Angst mit, es könnte ja sich ja eine Schlange oder Spinnen in einem der verfaulten Kakteen eingenistet haben. Unsere zwei eignen sich hervorragend als Wandlampen, man muss sie zu Hause nur etwas säubern und eine Fassung einkleben. Ein Problem bereitet nur der Transport und die Verpackung, aber wir werden schon einen Lösung finden, schlechtestenfalls versenden wir sie mit der Post.

Nach diesem Intermezzo ereignet sich auf der Weiterfahrt absolut nichts, die Landschaft ist an Monotonie kaum zu überbieten, ein Ort ist heruntergekommener als der andere. Erst als wir den Colorado erreichen ändert sich das Landschaftsbild wieder. Von der baumlosen wüsten Ebene kommen wir in eine bergige Gegend durch die sich das grüne Band des Colorado zieht und den Menschen ein fruchtbares Tal bietet. Es reihen sich Urlaubsorte aneinander, überall werden Boote und andere Wassergefährte verliehen.

Wir finden einen Platz im Buckskin Mountain State Park, anders als noch gestern sind wir hier aber keineswegs allein. Der Strand ist leider nicht sehr üppig, das Wasser ziemlich mit Wasserpflanzen zugewachsen, zudem herrscht auf dem Wasser ziemlicher Verkehr, so dass ein Schwimmen nicht ganz ungefährlich erscheint. Bis spät in die Nacht düsen die Boote mit Höllenlärm übers Wassers, die Amerikaner sind ein Volk denen das Wasser ausschließlich als Tummelplatz für ihr Machogehabe mit ihren vor PS strotzenden, hochglanzpolierten Rennbooten dient, baden tut kaum jemand, wenn, dann sind es höchstwahrscheinlich Touristen aus Europa. So sind wir froh gegen ein Uhr endlich Schlaf zu finden, morgen machen wir, dass wir hier weg kommen.


Samstag, 03. Oktober

Nach ein paar Kilometern Fahrt machen wir einen kurzen Stop in Lake Havasu City. Wir parken nahe der größten Sehenswürdigkeit dieser Stadt, der "London Bridge". Diese Brücke wurde vor einem spleenigen Multimillionär aus dieser Gegend in London vor dem Abbruch gerettet und Stein für Stein dort abgebaut und hier wieder originalgetreu aufgebaut. Rundherum ist mittlerweile ein kleiner Freizeitpark entstanden mit allerlei Amüsement. Ein Casino prangt an der einen Uferseite, kleine Boutiquen, Cafés und Restaurants laden auf der gegenüberliegenden Seite zum Bummeln und Verweilen ein.

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London Bridge

In einer dieser Boutiquen kaufen wir einen Bikini für Raphaela ein. Typisch amerikanischer Style, stark gepuscht um die richtige Oberweite zu erreichen und schön bunt, damit man am Strand auch garantiert auffällt. Anschließend machen wir uns wieder auf den Weg nordwärts, immer parallel zum Colorado, den wir aber kaum zu sehen bekommen da die Straße und der Fluss durch einen Bergkamm getrennt sind.

Beim Überqueren der Staatsgrenze zu Kalifornien müssen wir durch die Seuchenkontrolle, aber wir kommen unbehelligt durch, unsere Kakteen haben nicht sichtbar unter den Schlafsäcken versteckt.

Am späten Nachmittag, nach schier endlosen Meilen auf einem schnurgeraden Highway erreichen wir den Lake Mojave, einem weiteren Stausee des Colorado. Ein Teil des dort ansässigen Campgrounds ist bereits geschlossen, wir finden dennoch einen schönen Stellplatz für unseren letzten Abend in der Natur.

Nachdem wir uns durch ein Bad in den Fluten des Sees abgekühlt haben, machen wir uns daran ein opulentes Abendmahl zuzubereiten. Schließlich soll dieser Abend, sozusagen das Ende des Urlaubes gebührend gefeiert werden. Ein kleines Problem taucht noch in Form eines Rangers am Parkplatz auf. Er ist nicht begeistert von den kleinen Kakteenskeletten auf der Ablage unseres Autos, aber nachdem ich ihm erklärt habe, dass wir sie am Straßenrand mitgenommen haben und nicht aus einem Nationalpark ist er damit zufrieden wenn wir sie nur nicht so offensichtlich hinlegen, behalten dürfen wir sie. Glücklicherweise hat er unsere großen Skelette nicht bemerkt, dass hätte wohl Ärger gegeben.

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Der neue Bikini wird vorgeführt

Aber was soll's, wir lassen uns den Abend nicht vermiesen, schlemmern Avocados mit Krebsfleisch und köstliche Lachssteaks trinken unser letztes Bier und genießen die warme Abendluft und den Sternenhimmel über uns.


Sonntag, 04. Oktober

Am Morgen packen wir unser gesamtes Hab und Gut wieder fein säuberlich in unsere Rucksäcke und Packsäcke, schmeißen die Lebensmittelreste und die nicht mehr benötigten Dinge wie Cooler, Benzin und Kleenex weg und stapeln alles im Wagen. Lampe und Kocher trocknen wir mit Klopapier so gut es geht aus und hoffen dieses mal keine Schwierigkeiten zu bekommen.

Die Fahrt nach Las Vegas verläuft undramatisch um nicht zu sagen langweilig, einzig der Verkehr nimmt merklich zu, je näher man sich der Stadt nähert.

Dort angekommen versuchen wir ein Zimmer im Excalibur zu bekommen, einem Hotel wie aus dem Märchen, Schloss Neuschwanstein nachempfunden, mit vielen kleinen Türmchen und Zinnen, natürlich, wir sind ja in Amerika, in schrillen Farben, orange, blau und rot. Empfangen werden wir gleich am Eingang von der Crew des Valet Parking, die uns unser Auto auch gleich entführen, nachdem wir unser ganzes Zeug vor dem Hoteleingang abgeladen haben.

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Das Excalibur

Innen werden wir dann sofort vom Geklimper und Gescheppere der Automaten fasziniert, es herrscht reger Betrieb am Empfang, doch ein Zimmer zu bekommen ist kein Problem bei an die 4000 Stück, die dieses Hotel vorweisen kann. Zudem ist es relativ günstig, wir zahlen für die ersten beiden Tage jeweils 45 $, für den dritten 65 $, für das was einem an Komfort geboten wird wirklich wenig. Das Zimmer ist sehr geräumig, liegt im 28. Stock und bietet somit eine herrliche Aussicht auf den südlichen Teil des "Strip".

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Nachdem wir uns eingerichtet und frisch gemacht haben, schauen wir uns in unserem Hotel sowie den angrenzenden um, bummeln durch die riesigen Casinos mit ihren vielen kleinen Boutiquen, Läden und Restaurants, bestaunen die riesige Menge an glitzernden und blinkenden Spielautomaten, schauen neugierig den Spielern an den grün gedeckten Spieltischen über die Schulter und erfreuen uns der skurrilen Typen, die es an allen Ecken zu beobachten gibt. Als wir genug gesehen haben ist es auch schon an der Zeit Essen zu gehen, was wir in einem dem Excalibur angeschlossenen Western-Saloon machen. Zu Live-Musik im Countrystyle werden uns üppige Portionen deftiger Cowboy-Nahrung serviert, bei dem Hunger, den ich jetzt habe genau das richtige.


Montag, 05. Oktober

Am Morgen wälzen wir die Yellow Pages nach Hochzeitskapellen durch und entscheiden uns, es mal bei der "Little White Chapel" zu versuchen. Nach dem Frühstück, welches sehr üppig in einem Restaurant des Hotels ausfällt, fahren wir zur Kapelle um uns über Preise, Arrangements und notwendige Unterlagen zu informieren.

Nachdem wir uns über den Preis einig sind besorgen wir uns die nötige Heiratslizenz und überlegen dann wie wir wohl am besten heiraten werden. Es kommen uns einige Ideen, wie z.B. mit einer "Stretch-Limo", d.h. einem riesigen Auto mit Chauffeur, das uns vom Hotel abholen und zur Kapelle bringen würde. Doch letztendlich wird diese wie auch noch andere Ideen verworfen und wie beschließen uns für de morgigen Tag eine Harley Davidson zu mieten und am "Drive In"-Fenster der Chapel zu heiraten. Eben typisch für hiesige Verhältnisse.

Nun stellt sich nur noch die Frage wo ein Motorrad zu bekommen, also wieder ein Blick in die Yellow Pages. Wir fahren vier oder fünf Verleiher an, die Preise sind bei allen in etwa gleich, nur erscheinen nicht alle gleich seriös, so dass wir uns für Jodie Carp und ihre Verleihfirma entscheiden. Bald ist alles ausgehandelt und wir können zum nächsten Besorgungspunkt übergehen.

Die weitaus schwierigere Wahl ist die der Bekleidung für den morgigen Tag. Bei mir ist es sehr schnell erledigt, das neue Hemd aus Sedona und Jeans soll es bei mir sein, anders sieht es da bei Raphaela aus. Sie möchte gern etwas flippiges in weiß, das sollte hier in Las Vegas doch leicht zu beschaffen sein. Doch weit gefehlt, weiß zählt heuer nicht zu den Trendfarben, eher grau, schwarz oder dunkelbraun, etwas flippiges ist sowieso ein Ding der Unmöglichkeit im Land der unbegrenzten Konservative. Wir rauschen von einer Mall zur anderen, laufen uns die Hacken ab, bis wir nicht mehr können und wollen, finden können wir nichts, zudem es eigentlich überall das gleiche gibt.

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Das New York, New York

Nach diesem Einkaufsfiasko wollen wir uns wenigstens am Abend noch ein wenig amüsieren, gehen im "New York", einem Hotel mit der Skyline von New York als Fassade schön italienisch essen und bummeln anschließend bis spät in die Nacht den Strip entlang. Überall glitzernde Leuchtreklamen, die Casinos übertreffen sich an Pompösität. Bei einigen Hotels werden in regelmäßigen Abständen Vorführungen angeboten, die man sich unentgeltlich von der Straße aus ansehen kann. So z.B. im "Mirage", dem Casino in dem "Siegfried und Roy", die zwei weltberühmten Illusionisten auftreten, welche das Publikum mit einem alle Viertelstunde wiederkehrenden Vulkanausbruch amüsiert. Die Vorführungen gipfeln beim "Treasure Island" in einer Seeschlacht zwischen zwei mittelalterlichen Schiffen, wobei nach einigem Hin und Her eines der beiden Schiffe versenkt wird. Eine meisterliche Darstellung, wie es selbst in Hollywood nicht besser gemacht werden könnte.

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Am Strip

Dienstag, 06. Oktober

"Hochzeitstag"

Bereits um 8 Uhr fahre ich zum Motorradverleih um unseren heißen Ofen abzuholen. Schnell ist alles geregelt, mit Kreditkarte gezahlt, Helme nehme ich auch noch mit, weil es in Nevada Pflicht ist einen zu tragen.

Um 9 Uhr bin ich wieder am Hotel um Raphaela abzuholen, die schon sehnsüchtig wartet. Wir schwingen uns auf unseren Donnerofen und röhren mit Mords Lärm durch Las Vegas. Wir schauen uns in den Foren des Caesars noch einmal nach anständigen Klamotten für Raphaela um, doch leider finden wir selbst hier nichts. Gefrustet nehmen wir ein Frühstück zu uns und beschließen noch einen letzten Versuch zu starten und zwar in der Mall, die wir gestern als erstes aufsuchten.

Nach langem Hin und Her werden wir dort endlich fündig. Das Kleidchen schaut ganz nett aus, sitzt ordentlich und macht auch was her. Mittlerweile ist es bereits 12 Uhr und wir machen uns schnell auf den Weg zur Kapelle.

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Dort angekommen müssen wir noch einige wenige Dokumente unterschreiben, dann kann es schon fast losgehen. Ein Pärchen ist noch vor uns an der Reihe, wir warten in der Zwischenzeit auf unserem Motorrad sitzend draußen unter einem richtig kitschigen blauen Baldachin mit weißen Wölkchen und goldenen Engeln. Dann sind wir an der Reihe. Ich drücke noch schnell Hanna, der Managerin meine Kamera in die Hand, dann wird es ernst. Unser Reverend ist eine nette Frau mittleren Alters mit einer ausgesprochen sympathischen Stimme. Sie spricht die Sätze vor, wir wiederholen und bejahen die alles entscheidende Frage, und schon sind wir nach nicht mehr als zehn Minuten für ein Leben lang aneinander gebunden. Ein paar Tränchen kullern in diesem Moment über Raphaelas Wangen, auch mir ist ganz warm ums Herz und flau im Magen.

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Anschließend machen wir uns schnellstens auf den Weg unsere "Apostile"zu beantragen, ein Papier, das wir dringend benötigen um die Heirat auch in Deutschland anerkennen zu lassen. Nach ein paar Minuten Fahrt kommen wir dort an, hetzen die Gänge entlang, nur um dort zu erfahren, dass wir nicht mit Kreditkarte bezahlen können, uns fehlen 27 $. Die Sachbearbeiterin gibt uns den Tipp, wir sollten doch telefonisch die Apostile bestellen, dann könnten wir auch mit Karte zahlen. Also nichts wie hin zum nächsten Telefon, doch auch bei mehreren Versuchen kann ich niemand erreichen. Mittlerweile sind wir schon ziemlich genervt, es ist zudem tierisch heiß und die Zeit läuft immer mehr davon. Was machen ist die Frage, es bleibt wohl nichts anderes übrig als zur nächsten Bank zu fahren.

Gesagt, getan! Dort muss ich wieder eine bürokratische Hürde überspringen, die ich noch nie erlebt habe. Um Geld zu bekommen muss ich auf dem Auszahlungsformular meinen Fingerabdruck hinterlassen, unglaublich! Und da sage noch einer Deutschland wäre so bürokratisch.

Mit 50 $ in der Tasche düsen wir wieder aufs Amt. Dort verläuft dann alles sehr unproblematisch und schnell. Die Apostile wird uns dann in einigen Wochen zugeschickt.

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Es ist vollbracht!

Völlig fertig steigen wir aufs Motorrad um endlich ein bisschen hinaus aus der Stadt zu fahren. Anfangs quälen wir uns über den Highway und durch eine endlose Baustelle, dann haben wir es geschafft und befinden uns auf einer kleinen Straße, die am Lake Mead entlang Richtung Valley of Fire führt. Wir nehmen einen Abzweig zum See, stellen uns direkt ans Wasser und machen ein paar Aufnahmen von uns beiden auf und am Motorrad mit schöner Berg- und Seekulisse im Hintergrund. Bald müssen wir uns auch schon wieder auf den Weg zurück zur Verleihfirma machen. Wieder kämpfen wir uns durch den Stoßverkehr, tanken noch schnell auf, und sind kurz nach fünf Uhr dort.

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Im Hotel springen wir als erstes in den Pool um uns für das entgangene Bad zu entschädigen und uns von der Hitze des Tages abzukühlen. Abends gehen wir dann noch schön japanisch essen, nehmen uns zwei Freixenet Piccolos mit aufs Zimmer und fallen bald todmüde ins Bett. Dieser Tag wird uns ewig in Erinnerung bleiben, es war trotz aller Strapazen ein toller Tag!

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Hochzeitsnacht

Mittwoch, 07. Oktober

Es heißt Abschied nehmen. Wir packen unser Hab und Gut zusammen und checken aus. Zum Glück erwischen wir gerade eine Phase in der wenig los ist an der Rezeption, die Tage vorher konnten wir immer beobachten, wie sich ganze Menscher-Trauben davor stapelten.

Anschließend fahren wir in eine, nahe beim Flughafen gelegene Mall um Verpackungsmaterial für unsere Kakteen zu kaufen. Doch leider bekommen wir nur ein Klebeband. Jetzt heißt es improvisieren. Wir umwickeln die Kakteen mit Klopapier, stülpen Papier- und Plastiktüten darüber und verkleben das ganze mit dem Klebeband. Es erscheint uns recht stabil und sollte wohl einen Flug überstehen.

Die Rückgabe des Wagens gestaltet sich wie immer völlig reibungslos und schnell, der Bus zum Airport steht auch schon bereit, so dass alles in wenigen Minuten erledigt ist und wir recht früh am Flughafen eintreffen.

Dort entdecken wir eine Verpackungsmaschine mit der wir unsere Kakteen noch mal so richtig einwickeln lassen bis ein sehr kompaktes Paket daraus wird. Jetzt kann wohl nichts mehr kaputt gehen.

Am Schalter geht der Ärger dann los. Auf die Frage ob wir einen Benzinkocher dabei hätten, packe ich ganz zuversichtlich unseren total entleerten Kocher aus und zeige ihn der Stewardess, die mir daraufhin nach einer Geruchprobe mitteilt, dass es nicht gestattet sei einen gebrauchten Kocher mit ins Flugzeug zu nehmen. Auch nach längerem Disput, zu dem sich noch ein leitender Angestellter der Fluggesellschaft gesellt, und mir einen Computerausdruck mit dem ausdrücklichen Transportverbot für benzin-betriebene Kocher unter die Nase hält, lässt sich keine Einigung erzielen und wir müssen den Kocher zurücklassen.

Ein zweites Problem stellt sich zudem noch. Wir haben ein Gepäckstück zuviel. Es bleibt uns nichts anderes übrig als noch mal die Verpackungsmaschine in Anspruch zu nehmen und unsere beiden Packsäcke zu einem Bündel zu verschnüren. Somit wäre auch das erledigt, und nach einer halben Stunde ist dann unser ganzes Gepäck, natürlich ohne Kocher auf dem Weg zum Flugzeug. Uns bleibt noch Zeit, also schauen wir uns noch ein wenig im Flughafen um und verspielen an einem der Automaten unser letztes Kleingeld, natürlich ohne Erfolg.


Donnerstag, 08. Oktober

Nach einem Flug ohne größere Verspätungen und Probleme kommen wir nachmittags in München an, natürlich bei schlechtem Wetter. Abgeholt werden wir von meiner Mutter und Reinhold, deren erste Frage logischerweise wie folgt lautet: "Und, seid ihr verheiratet?". Nach den ersten Gratulationen geht es schnell ab Richtung Heimat, die Fahrt ist angefüllt mit Erzählungen von einem tollen und unvergesslichen Urlaub.



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