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Vorwort

  Nachdem ich bereits 1988 einen für länger geplanten Urlaub in Kanada nach bereits 4 Wochen abgebrochen hatte, wollte ich in diesem Jahr das damals versäumte nachholen. Durch den Umstand, dass auch der Kauf eines ziemlich schrottreifen Autos zu einem Wucherpreis, mich zum Abbruch des letztjährigen Urlaubes bewogen hatte, entschloss ich mich, dieses Mal das eigene Wohnmobil über den Großen Teich mit zu nehmen. Nach längerer Suche eine geeignete Reederei zu finden, wurde ich in München bei der Firma Overseas Express fündig. Der Preis von ca. 1000 US $ für die einfache Passage erschien im Vergleich mit anderen Angeboten günstig, also entschlossen wir uns, den Transport unseres Vehikels dieser Gesellschaft an zu vertrauen.

6 Wochen vor dem eigentlichen Beginn unseres Urlaubes brachte ich den VW-Bus nach Bremerhafen, von wo aus er nach Vancouver an der Westküste Kanadas verschifft wurde. Die Formalitäten bei der Abgabe des Fahrzeuges beschränkten sich auf ein Minimum, musste ich nur das Auto auf einen riesigen Parkplatz stellen, nicht abschließen und den Schlüssel der zuständigen Mitarbeiterin übergeben. Nach nicht mal einer viertel Stunde saß ich schon wieder im Taxi, das mich zum Bahnhof von Bremerhafen brachte, von wo aus es wieder nach Hause ging.

In der Hoffnung, bei unserer Ankunft in Kanada ein intaktes Fahrzeug vorzufinden, sollte es dann am 5. Juli 1989 zu unserem 12-wöchigen Nordamerika-Trip losgehen ...

 


 

 Tag 1

 Abflug

 05.07.1989

Morgens um viertel vor neun Uhr brechen wir, das da wären Raphaela und ich, Hermann, zum Flughafen München Riem auf. Obwohl es Raphaelas erster Flug ist, merkt man es ihr äußerlich kaum an, dass sie aufgeregt ist. Auch ich bin etwas nervös, nicht wegen des Fluges, sondern der Dinge, die bei unserer Ankunft auf uns warten. Mir schießen ständig Gedanken durch den Kopf, wie ich wohl an unseren VW-Bus heran komme, ob er noch heil ist usw..

Nach einem Zwischenstop in Amsterdam, wir fliegen nämlich mit KLM, kommen mit etwas Verspätung in Vancouver, British Columbia, an. Nachdem wir unser Gepäck entgegen genommen haben und die Zollformalitäten hinter uns gebracht haben, machen wir uns auf zur North Pacific Shipping Co. Unser Gepäck haben wir vorübergehend am Flughafen für 7 CAN $ deponiert, und ich habe mir einen Stadtplan zugelegt, um in die Bute Street zu gelangen, wo die Shipping Company ihre Büroräume hat. Mit einem Shuttle-Bus, der die Fluggäste zu ihren Hotels bringt, fahre ich nach Downtown, der Innenstadt Vancouvers, wo ich noch ein paar Minuten zu laufen habe.

Bei der Gesellschaft erfahre ich, dass unser Auto am anderen Ende der Stadt, auf Annasis Island, steht. Leider ist es bereits nach 5 Uhr, so dass dort bereits geschlossen ist, und ich wieder ohne unseren VW-Bus zum Flughafen zurück muss. Ich nehme ein Taxi und erfahre vom Fahrer, dass sich unweit des Airports, im Ortsteil Richmond, ein Campingplatz befindet. Ich hole Raphaela und unser Gepäck am Flughafen ab und wir fahren gleich weiter auf den Campground. Glücklicherweise haben wir ja unser Zelt, Schlafsäcke und Isomatten dabei. Dort angekommen kaufen wir uns im Office noch eine Kleinigkeit zu essen, und fallen bald darauf todmüde in die Penntüten.


 Tag 2

 Fahrzeugübernahme

 06.07.1989


In der Früh machen wir nur ein karges Frühstück, dann erkundige ich mich nach einer Busroute bis Annasis Island und, als Alternative, nach einem Radverleih. Letzterer ist mir aber zu teuer, also fahre ich mit dem Bus unweit des Campingplatzes vom Westminster Highway ab und steige unterwegs ein paar Mal um. Letztlich lässt mich der Fahrer nahe des Auto-Terminals an der Strasse aussteigen, da die nächste Haltestelle doch erheblich weiter weg wäre. Nur noch ein kurzer Fußweg, und ich kann mein Auto in Empfang nehmen, denke ich. Doch dort muss ich leider erfahren, dass ich vor Übernahme des Fahrzeuges erst aufs Zollamt nach New Westminster muss. Wieder mal berappe ich einige Dollars für ein Taxi. Nach kurzen Formalitäten, wobei ich versichern muss, dass ich das Auto wieder ausführen und nicht in Kanada verkaufen werde, geht es wieder zurück zum Terminal. Dieses Mal bleibt mir ein längerer Fußmarsch nicht erspart, und ich bin mit meinen Kräften ziemlich am Ende, als ich dort wieder ankomme. Endlich bekomme ich meinen VW-Bus zu Gesicht. Bei einer ersten Kontrolle fällt mir auf, dass einige Dinge, wie z.B. Handlampe, Werkzeug und Kompressor fehlen, doch Reklamationen beim Personal fruchten nicht, man schiebt alles auf die Verladecrew in Deutschland.

Dank des gestern erstandenen Stadtplanes finde ich recht schnell zum Campingplatz zurück, wo ich schon sehnsüchtig erwartet werde. Insgesamt war ich doch etwa 4 Stunden unterwegs, und Raphaela hat sich schon ernste Sorgen um mich und Wagen gemacht.

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Schnell packen wir alles ein und düsen los zu einer nahegelegenen Mall, so bezeichnet man hier einen riesigen Supermarkt. Wir decken uns für die nächsten Wochen mit allen möglichen Utensilien ein. Danach noch ein kurzer Stop bei einer Touristeninformation, wo man uns mit Kartenmaterial über British Columbia und Vancouver nur so eindeckt.

Dann kann es endlich losgehen, Richtung Norden, raus aus der Stadt, auf der #99 nach Whistler. Der Highway führt gleich hinter Vancouver wunderschön am Meer entlang. Überall liegt geschlagenes Holz zusammengebunden im Wasser und wartet auf den Abtransport. Majestätisch ragen auf der anderen Seite der Strasse die verschneiten Gipfel der Coast Mountains in die Höhe. Kurz hinter Squamish bleiben wir abseits etwas der Strasse auf einem Forstweg stehen, um dort zu übernachten. Wir machen Feuer, kochen unser erstes Essen und unsere Laune erreicht nach den anfänglichen Mühen einen ersten Höhepunkt. Kanadas Wildnis nimmt uns gefangen.

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 Tag 3

 British Columbia

 07.07.1989

Am Morgen endlich einmal ein anständiges Frühstück. Kurze Besichtigung der Gegend, die Klopapierrolle macht die Runde, und schon geht es weiter bei schönstem Wetter nach Norden. Wir kommen durch Whistler, einem typischen, nordamerikanischen Skiort mit, unseren Alpendörfern nachempfundenen Unterkünften und Häusern. In einem kleinen Indianerdorf, ein paar Kilometer weiter, wird getankt, dann fahren wir weiter nach D`Arcy.

Dort stellen wir fest, dass die, auf der Karte eingezeichnete Strasse nicht existiert, also zurück nach Mount Carrie, und von dort auf einem Gravel-Highway, einer Schotterstrasse, die nur im Sommer zu befahren ist, nach Lillooet. Kurz vor besagtem finden wir am Cayoosh Creek einen tollen Übernachtungsplatz mit sehr romantischer Stimmung am Lagerfeuer mit Bratkartoffeln und dem Rauschen des Baches. Wir sind hier völlig allein, nur hin und wieder fährt ein Auto vorbei, was der Stimmung aber keinen Abbruch tut.


 Tag 4

 British Columbia

 08.07.1989

Wieder ein Tag, der schönes Wetter verspricht. Wir fahren weiter auf der Gravel-Road nach Lillooet. Wir passieren eine faszinierende Berglandschaft, die langsam in rollende Hügel übergeht, zudem wird es immer trockener, je näher wir Lillooet kommen. Kurz vor der Stadt ist die Strasse auch wieder geteert. Wir kaufen ein wenig ein, und biegen auf den Highway #97, der uns weiter nach Norden führen soll. Die Gegend wird zusehends wüstenhafter, wir kommen durch tiefe Schluchten und an ausgedörrten Feldern und Wiesen vorbei, in denen grüne Oasen schimmern. Die Landschaft um die #97 wirkt monotoner, so dass Stops zum fotografieren seltener werden. Auch der Verkehr hat merklich zugenommen. Am Lac La Hache stoppen wir an einem Campground, der sogar mit beheiztem Pool ausgestattet ist, was von uns natürlich sofort ausgiebig genützt wird. Abends speisen wir köstlich im Bus, zur Verdauung spielen wir Hacky Sack und besuchen zum Abschluss noch kurz den Videospiele-Raum des Campingplatzes.


 Tag 5

 British Columbia

 09.07.1989

Am Morgen dusche ich lange und ausführlich in der wirklich guten Dusche des Campingplatzes, anschließend wird gefrühstückt, dann sind wir wieder auf der #97, auf dem Weg nach Prince George. Unterwegs ereignet sich nichts erwähnenswertes, außer dass unser Wagen in Quesnel nicht mehr anspringen will. Der Anlasser will sich einfach nicht mehr drehen. Ein freundlicher Herr hilft uns anschieben, danach tut er es wieder prima.

In Prince George biegen wir nach Westen, auf die #16, den Yellowhead Highway, ab. Die Gegend wird wieder zunehmend waldiger, bleibt aber noch recht flach. Nach etwa 30 Kilometern finden wir etwas abseits des Highway ein Plätzchen zum Übernachten. Beim Erkunden der näheren Umgebung finde ich einige Pilze, die uns das Abendessen verfeinern werden. Eine echte Plage hier sind die vielen Horseflies, die unseren Bremsen ähneln. Sie fliegen wie wild ins Auto und an die Scheiben, nur um an unser Blut zu kommen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als im geschlossenen Auto aus zu harren. Erst ein kurzer Regen hilft uns, diese Plage in den Griff zu bekommen, und so wird es doch noch ein schöner Abend, draußen und am Feuer.


 Tag 6

 British Columbia

 10.07.1989

Wir beschließen, Pfannkuchen zum Frühstück zu machen, und so entfachen wir ein kleines Feuerchen. Mit Jogurt, Ananas und Ahornsirup schmecken sie einfach köstlich.

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Anschließend befreien wir uns wieder von den lästigen Fliegen und fahren ab, Richtung Hazelton. Kurz nach Fraser Lake biegen wir ab zum Francois Lake, um dort das Annual Salmon Run zu beobachten. Dies ist der jährliche Kampf der Lachse, um an ihre Laichgebiete zu gelangen, zum Teil über tausende von Kilometern vom Meer die Flüsse hinauf. Doch leider kommen wir gar nicht so weit. Unterwegs reißt das Kupplungsseil und wir bleiben auf der einsamen Strasse liegen. Nach ein paar hält, Gott sei Dank, ein Straßenarbeiter und bietet uns an, einen Abschleppwagen zu organisieren, was wir natürlich dankend annehmen. Die Wartezeit vertreiben wir uns mit einem Gespräch mit einem jungen Indianer, der ganz in der Nähe zu wohnen scheint. Der Abschleppwagen kommt nach ca. einer halben Stunde und nimmt uns mit zurück nach Fraser Lake in eine Werkstatt. Der hiesige Mechaniker ruft auch gleich in Prince George an, um ein neues Kupplungsseil zu bestellen, welches am nächsten Morgen auch gleich geliefert werden kann. So bleiben wir also über Nacht auf dem Parkplatz der Werkstatt stehen. Den Rest des Tages vertreiben wir uns mit faulenzen und herumlaufen, eine in der Nähe stehende Burger-Bude besuchen wir auch kurz, und genehmigen uns zwei wohlschmeckende Burger.

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 Tag 7

 British Columbia

 11.07.1989

Gegen 7 Uhr 30 wachen wir auf, der Mechaniker ist auch schon da und wartet. Das Ersatzteil ist über Nacht gekommen, also kann er sich sofort an die Arbeit machen, und auch schon bald ist der Schaden behoben. Es kann wieder weiter gehen.

Wir kommen gut auf dem, immer schöner werdenden, Yellowhead Highway voran. Schneebedeckte Gipfel und Gletscher säumen unseren Weg. In Kitwanga verlassen wir die #16 und suchen uns einen Platz auf dem Cassier RV-Park auf. RV ist die Abkürzung für Recreational Vehicel, was soviel bedeutet wie Erholungsfahrzeug, das ganze ist also ein Campingplatz, speziell für Wohnmobile. Die Lage ist eher mäßig, da er recht nahe an einem großem Sägewerk liegt, wo bis spät in die Nacht, und auch sehr früh am Morgen gearbeitet wird. Außerdem betet der Platz kaum Schatten, was bei der herrschenden Hitze doch sehr von Nachteil ist.

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Dummerweise springt der Bus mal wieder nicht an, was meine Laune rapide sinken lässt. Nach längerem „In-mich-gehen" und ein paar Handgriffen läuft er wieder. Später will dann auch die Wasserpumpe nicht mehr, was zu einer weiteren, gut einstündigen Fehlersuche führt, wobei ich völlig von Mücken zerstochen werde.

Spätabends, nachdem alles wieder in Ordnung gebracht ist, Schweiß und Schmutz von der Haut gewaschen ist, versuchen wir noch ein R-Gespräch nach Deutschland zu führen, klappt aber leider von Kanada aus nicht, schade. Im übrigen, heute sind wir eine Woche unterwegs.


 Tag 8

 British Columbia

 12.07.1989

Nach dem Frühstück wird der immer noch auftretende Fehler provisorisch behoben, geduscht und ein kurzer Einkauf getätigt. Schon geht es wieder weiter, den Stewart-Cassier Highway hinauf gen Norden. Der Highway ist bis Meziadin Junktion, wo es auch eine Tankstelle und Travelinfo gibt, geteert, was zügiges Vorankommen ermöglicht.

Wir machen einen Abstecher nach Stewart und kommen an vielen kleinen Gletschern vorbei, die fast bis an die Strasse reichen. Höhepunkt ist der Bear Glacier, von dem uns nur ein kleiner Gletschersee trennt, auf dem kleine Eisschollen treiben. Hier ist im übrigen der einzige Punkt auf der Strecke nach Stewart, wo die Temperaturen ein wenig kühler sind, durch den vom Gletscher herüber streichenden kalten Wind. Ansonsten bewegen sich die Temperaturen um die 30°C.

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Stewart und Hyder, das bereits in Alaska liegt, lohnen nur für einen kurzen Besuch. Hyder wirbt mit dem Slogan „Friendliest little ghosttown in the world", zumindest „little ghosttown" ist durchaus berechtigt. Wir besichtigen eine heruntergekommene Spelunke, an deren Wände lauter Geldscheine aus aller Herren Länder kleben, spazieren noch ein bisschen herum, somit geht es bald schon wieder zurück Richtung Cassier Highway.

Ab der Kreuzung fahren wir von nun an auf Kies, eine endlos lange Staubwolke hinter uns her ziehend. Abends machen wir an einem Bach direkt am Highway Halt. Wir hängen unsere überhitzten Leiber in das eiskalte Wasser, es schimmert richtig bläulich-grün, wie frisch aus dem Gletscher entsprungen, einfach göttlich. Nur selten kommt ein Fahrzeug vorbei, so dass wir sogar direkt neben der Strasse ziemlich ungestört campieren können. Später kommt dann noch ein Gewitter auf, doch so schnell wie es gekommen ist, verzieht es sich auch wieder, und wir sitzen noch lange am Feuer und vertilgen Knoblauchbrot.

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 Tag 9

 British Columbia

 13.07.1989

Über Nacht hat sich das Wetter grundlegend geändert. Es ist stark bewölkt, doch es regnet nicht und die Temperaturen sind erträglich. Der Highway ist im weiteren Verlauf recht ordentlich, und wir kommen genauso gut voran, wie zuvor auf Teer. Nur bei entgegen kommenden Holztransportern muss man etwas langsamer an die Sache rangehen, gelegentlich auch schon mal stehen bleiben, damit einem nicht zu viele Steine um die Ohren fliegen. Ab Iskut am Dease Lake rollen wir auch wieder auf Teer.

An der Brücke über den Stikine River finden wir einen guten Platz zum Übernachten. Heute gibt es Eintopf, denn wir finden massenweise Feuerholz, wie eigentlich zuvor auch schon überall, und können so Kartoffeln kochen. Neben uns kampieren etwa zehn Deutsche, die mit Kanus den Stikine herunter gekommen sind. Zum Glück sind sie doch soweit entfernt, dass wir unsere Ruhe haben. Umso mehr ärgern uns die Unmengen von Mücken, die gnadenlos über uns herfallen. Ein Kanadier, der ebenfalls nicht weit weg sein Wohnmobil stehen hat, spricht uns an, denn unser Kennzeichen und die Mercedes-Radkappen auf einem VW wären ihm schon auf dem Campground in Kitwanga aufgefallen. Wir plauschen ein bisschen mit ihm, dann hocken wir uns ans Feuer und genießen, dass die Mücken endlich Ruhe geben.

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 Tag 10

 British Columbia

 14.07.1989

Der Tag empfängt uns wieder mit bestem Wetter. Heute werden wieder Pancakes zum Frühstück gemacht, wir lassen es uns gut gehen. Es geht weiter nach Norden, am Ort Dease Lake, am gleichnamigen See gelegen, vorbei, wo wir schweineteuren Sprit für 65,9 cent/l tanken müssen. Kurz danach wieder für ein paar Kilometer Schotter, dann ist die Strasse sehr gut ausgebaut.

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In Jade City, einem Souvenir-Shop, der hauptsächlich Dinge aus Jade anbietet, die in der nahegelegenen Mine in Cassier abgebaut wird. Das meiste ist Trödel, aber es sind auch ein paar nette Sachen dabei. Wir nehmen nur ein paar Bruchstücke mit, die vor dem Laden herum liegen.

Weiter geht es nach Watson Lake am Alaska Highway, bereits in den Yukon Territory. Bis dorthin sind es noch etliche Kilometer schlechte Teerstrasse. Im übrigen, fast hätte ich es vergessen, ist Raphaela heute ein paar Kilometer gefahren, und das ohne größere Probleme, aber ein bisschen Bammel war schon dabei, sowohl bei ihr, wie auch bei mir. In Watson Lake hängen wir als erstes unser mitgebrachtes Schild an den berühmten Signpost auf, und verewigen uns somit in Kanadas Norden. Dieser Schilderwald, der bereits ein paar hundert Schilder aufweist, wurde laut dem beistehenden Info-Stand in den vierziger Jahren von einem an Heimweh leidenden Soldaten gegründet, der, um ein wenig an die Heimat erinnert zu werden, ein Schild seiner Heimatstadt an einen Pfosten nagelte, um von Zeit zu Zeit vorbei zu schauen. Immer mehr folgten seinem Beispiel, und heute hängen hier Schilder aus fast der gesamten Welt. Anschließend fahren wir auf den hiesigen Campingplatz, und bleiben bis Sonnenuntergang, der im übrigen erst gegen halb zwölf Uhr ist, vor dem VW-Bus sitzen und beobachten das Treiben auf dem Campground.

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 Tag 11

 Yukon Territories

 15.07.1989

Als wir endlich aufstehen, sind die meisten anderen Camper schon weg. Die ersten sind schon gegen 5 Uhr aufgestanden. Wir kaufen noch in Watson Lake ein, dann führt uns unser Weg auf den Robert Campbell Highway Richtung Ross River. Anfangs zeigt sich die Strasse geteert, dann nur noch mit Schotter von unterschiedlichster Qualität. Endlose leere Weiten rings um uns. Wir sehen ein altes Indianerpaar, die vor ihrer Blockhütte direkt an der Strasse sitzen und die Sonne genießen. Man fühlt sich in der Zeit zurück versetzt, hier scheint der Fortschritt und das Computer-Zeitalter noch nicht Einzug gehalten zu haben. Welch eine Wohltat für Körper und Seele. Etwa 100 km vor Ross River finden wir einen ausgesprochen schönen Platz an einem malerischen See, an dem nur eine Pumpe für Tanklaster steht, die hier wohl ihren Wasservorrat auffüllen, um an Baustellen die Strasse zu befeuchten, damit es weniger staubt.

Wir speisen ganz köstliche Spaghetti, die Raphaela uns zubereitet hat. Man nehme dazu für 2 Personen ca. 400g Spaghetti, eine viertel Packung Philadelphia mit Kräutern, 1 Ei, 150g Bacon (Frühstücksspeck) und eine halbe Zwiebel. Den Speck und die Zwiebel kurz anbraten, dann Frischkäse und Ei dazu, nach Belieben mit Wasser, besser Milch verdünnen, köcheln lassen und über die noch heißen, al dente gekochten, Nudeln geben. Ein Gewitter zwingt uns anschließend kurz ins Auto, aber bekanntlich folgt ja auf Regen auch wieder Sonnenschein, so dass wir noch schön baden gehen können und noch lange die Mitternachtssonne genießen.


 Tag 12

 Yukon Territories

 16.07.1989

Am nächsten Morgen geht es, natürlich bei schönem Wetter, weiter nach Ross River. Bis Ross River wird der Straßenzustand zunehmend schlechter, zum Glück bessert sich dies wieder, als wir den kleinen Indianerort hinter uns lassen.

In Faro tanken wir wieder sehr teuer, ist aber verständlich bei der Lage. Völlig ab von jeder Zivilisation stehen hier ein paar Häuser, die die Minenarbeiter der hier ansässigen Zinkmine beherbergen. Faro selbst bietet für den Touristen herzlich wenig, die Mine kann nicht besichtigt werden, also machen wir uns schnell wieder auf den Weg. Nur kurz unterwegs, passiert es dann. Ein entgegen kommender Minentruck schleudert uns einen Stein auf die Windschutzscheibe, die sofort in tausend Teile zerspringt. Völlig ohne Sicht versuche ich den Bus an den Straßenrand zu bugsieren und anzuhalten. Da hilft nichts, die Scheibe muss komplett raus, anders ist ein Fahren nicht möglich. Ich schnappe mir meine Arbeitshandschuhe und drücke von innen die zerbrochene Scheibe raus, größtenteils fliegen die kleinen Splitter auch auf die Strasse, einiges fällt aber doch ins Wageninnere, aber wir können mit dem Besen das gröbste beseitigen. Somit kann die Fahrt fortgesetzt werden. Zum Schutz gegen den Staub und entgegen fliegende Steinchen schützen wir uns mit Tüchern vor dem Gesicht und hoffen, dass uns nicht all zu viele von diesen LKWs entgegen kommen. Ein paar sind es dann doch, und jedes Mal muss ich mich zusätzlich mit dem Arm vor dem Gesicht vor den herum fliegenden Steinen schützen. Wir wollen nach Carmacks fahren, weil es dort vielleicht eine Autowerkstatt geben könnte.

Zwischendurch müssen wir auch noch durch ein Gebiet, dass mit dicken Rauchschwaden eines Waldbrandes überzogen ist, was ohne Scheibe auch nicht so angenehm ist, aber um 6 Uhr abends kommen wir in Carmacks an, doch man verweist uns weiter nach Whitehorse, also nochmals 180 km ohne Scheibe. Zum Glück ist der Klondike Highway, auf dem wir uns jetzt befinden geteert, also müssen wir keine Angst mehr vor entgegen kommenden Fahrzeugen haben.

Um 8 Uhr erreichen wir ziemlich geschafft, aber unbeschadet, die Hauptstadt des Yukon, schauen uns noch kurz um, ob wir eine geöffnete Werkstatt finden, was natürlich nicht der Fall ist und fahren dann auf einen RV-Park mitten in der Stadt, damit wir morgen nicht so weit zur Werkstatt haben. Eine freundliche amerikanische Touristen gibt uns gleich eine Plane zum Abdecken für die Nacht. Wir essen noch zu Abend, befreien das Wageninnere vom Staub, anschließend auch noch uns selbst, dann geht es ab in die Schlafsäcke.


 Tag 13

 Yukon Territories

 17.07.1989

Ich stehe um 8 Uhr auf und mache mich sofort auf die Suche nach einer Werkstatt. Ich habe Glück und lande bei der Firma All West Glass, die ein großes Sortiment Scheiben aufweist, auch für Volkswagen. Schnell gehe ich zurück um das Auto zu holen, Raphaela ist inzwischen auch schon aufgestanden, bringe es zur Werkstatt, wo ich es gegen 12 Uhr wieder abholen soll.

In der Zwischenzeit spazieren wir durch Whitehorse und schauen uns ein bisschen um. Pünktlich um 12 Uhr können wir unseren Wagen wieder entgegennehmen, der ganze Spaß hat uns 150 CAN $ gekostet.

Wir machen uns wieder auf den Weg, nicht ohne vorher getankt und eingekauft zu haben. Gleich hinter Whitehorse verdrücken wir das eben erworbene Grillhendl, anschließend fahren wir Richtung Norden auf dem Klondike Highway. Kurz hinter Carmacks machen wir einen Spaziergang zum Aussichtspunkt der Five Finger Rapids, die einst, zu Zeiten des Goldrausches im Yukon eine erhebliche Problemstelle für alle Abenteuer auf ihrem Weg nach Dawson City darstellten. Der Yukon River wird hier durch mehrere hohe Felsnadeln in 3 Arme aufgeteilt, das Wasser drückt sich mit enormer Kraft direkt an den Felswänden entlang, mit den damaligen Booten sicher kein Spaß und einfaches Unterfangen.

Nur wenige Kilometer weiter suchen wir uns einen Platz zum Übernachten auf einem kleinen Parkplatz nahe Pelly Crossing. Der selbige Platz diente schon im letzten Jahr Thomas und mir als Übernachtungsstätte.


 Tag 14

 Yukon Territories

 18.07.1989


Wir frühstücken heute mal englisch mit Spiegeleiern und Speck. Unterwegs, an einer Tankstelle am Klondike Highway treffen wir auf Deutsche, die der Meinung sind, wir wären mit dem Schiff hier herüber gekommen. Hätte ja sein können. An der Klondike River Lodge, wo der Dempster Highway abzweigt, tanken wir nochmals randvoll, um bis zur nächsten Tankstelle in Eagle Plains, ca. 400 km entfernt, zu kommen. Nach 10 km bereits auf dem Dempster finden wir einen Traumplatz am Nördlichen Klondike River. Dort stelle ich mit Entsetzen fest, dass wir kein Brot gekauft haben, also zurück zur Lodge. Ich versorge Raphaela mit dem nötigsten, d.h. ein Stühlchen und was zu trinken, dann düse ich los. An der Lodge muss ich leider feststellen, dass es dort keinen Foodstore gibt, somit bleibt mir nichts anderes übrig, als bis nach Dawson City zu fahren. Ich rase also hin, kaufe schnell Brot und Eier ein, rase wieder zurück. 100 km nur für 1 Brot und ein paar Eier, und die ganze Zeit sitzt die arme Raphaela mutterseelenallein in der absoluten Wildnis. Eigentlich ganz schön verantwortungslos von mir, da hätte ja weiß Gott was passieren können. Doch ich finde sie wohl behalten an unserem Platz vor, ein bisschen unruhig war sie zwar schon, weil es so lange gedauert hat, aber ich kann sie wieder beruhigen und wir genießen den restlichen Tag. Heute sind wir bereits 2 Wochen unterwegs.

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 Tag 15

 Yukon Territories

 19.07.1989

Am Morgen baden wir noch schnell und kurz des kalten Wassers wegen, dann zieht uns der Dempster Highway in seinen Bann. Faszinierende Landschaft begleitet uns beim Überqueren der Tombstone Mountains, im Anschluss an die schroffe Bergwelt gleiten wir hinab in die schier endlose kahle Tundra, menschenfeindlich und unwirtlich, kontourlos soweit das Auge reicht, die Luft aber von einer bestechenden Klarheit. Der Bodenbelag erscheint uns besser als von vielen angekündigt, bislang keine Reifen mordende Abschnitte, wir gleiten gemächlich dahin, eine Staubwolke hinter uns her ziehend.

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Hinter der Tankstelle und dem Motel in Eagle Plains ist auch ein kleiner Campingplatz. Wir können auch die Duschen im Motel mitbenützen. Nach und nach zieht von überall her Rauch über die weite Ebene. In der Ferne scheint es heftig zu brennen. Es wird immer stärker, bis man sogar die nur wenige Meter entfernten Gebäude nicht mehr richtig erkennen kann. Wir machen uns doch schon Sorgen, ob wir morgen hier noch weg kommen, oder ob uns das Feuer den Weg abschneiden wird. Es gibt ja nur die einzige Strasse, auf der wir zurück können.

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Spät abends gesellt sich noch ein Münchner VW-Bus zu uns. Wir ratschen ein wenig mit dem Fahrer, dann treiben uns die Mücken ins Auto.


 Tag 16

 Yukon Territories

 20.07.1989

Am Morgen eine böse Überraschung. Der Reifen links hinten ist fast völlig platt. Doch wir lassen uns nicht entmutigen, und frühstücken erst mal in aller Ruhe. Anschließend fahren wir an die Tankstelle, wo ein kundiger Mechaniker den Schaden bald behoben hat. So wie es aussieht, sind sie hier auf platte Reifen spezialisiert. Nur mit einer Radmutter hat er Probleme, sie will und will nicht auf das Gewinde drauf, also wird mit nur vier Muttern weiter gefahren. Es ist heute total diesig, dadurch kommt keine so rechte Fotostimmung auf. Nur am Polarkreis stellen sich ein paar Prarie-Dogs, das sind kleine Nager, als Modelle zur Verfügung. Wir beschließen, nicht weiter nach Inuvik zu fahren und kehren deshalb hier wieder um. Der geflickte Reifen scheint auch zu halten. Bei der Brücke über den Ogilvie River finden wir einen Platz zum Übernachten. Anfangs nerven uns die tierisch vielen Mücken, die dann aber wie von Geisterhand auf einmal alle verschwunden sind, und wir können gemütlich draußen sitzen. Leider fängt es dann zu regnen an, wahrscheinlich sind deswegen auch die Mücken verschwunden, und wir flüchten ins Auto. Der Regen hält zwar nicht lange an, aber im Wagen bleiben wir trotzdem, da die Plagegeister zurück gekehrt sind, und jeder Schritt nach draußen zur Tortur wird.

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 Tag 17

 Yukon Territories

 21.07.1989

Auch am Morgen bleiben uns die Mücken erhalten. Wir Frühstücken trotz schönstem Wetter im Auto, fahren dann ein paar hundert Meter zurück zu einem Arbeitercamp, die hier am Highway eingerichtet sind um ihn in Schuss zu halten, und kaufen einen Liter Öl. Auf dem Weg zum Klondike Highway geht uns kurz vor der gleichnamigen Lodge das Benzin aus, aber mit dem Reservekanister reicht es bis zur Tankstelle. In Dawson City fahren wir gleich auf den hiesigen Campground und ich muss mal wieder wegen dem Anlasser unter das Auto uns stelle dabei fest, dass der Kontakt abgebrochen ist. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als anzuschieben und in die nächste Werkstatt zu fahren. Dort bringen wir zu dritt den Anlasser nicht raus, doch glücklicherweise findet der Mechaniker einen zweiten, nicht benützten Kontakt, und siehe da, es funktioniert. Zurück auf dem Campingplatz spülen wir uns erst mal den Dreck ab. Später leisten wir uns ein gutes Abendessen bei Nancy`s, und werden auf dem Weg zurück noch von einem Indianer auf ein Glas Bier eingeladen.

Wir sitzen zusammen mit ihm und einem älteren Indianer, bei dem sich während des Gesprächs herausstellt, dass er der Häuptling des hiesigen Stammes ist, in einer kleinen Bar, in der nicht all zu viel los ist.


 Tag 18

 Yukon Territories

 22.07.1989

Am Vormittag besichtigen wir noch ein bisschen Dawson City, kaufen ein und fahren mit der Fähre über den Yukon River, und weiter auf dem Top-of-the-world-Highway.

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Bis zur Grenze nach Alaska ist die Strasse noch in erträglichem Zustand, doch dann wird der Belag fürchterlich. Dies ist wohl der schlechteste Abschnitt unserer bisherigen Reise, was den Straßenbelag angeht. Die Landschaft selbst ist faszinierend, der Highway führt, seinem Namen alle Ehre machend, auf den Bergkuppen entlang, und bietet ständig grandiose Ausblicke, weit hinein nach Alaska, wo schneebedeckte Berge von der Ferne grüßen.

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Ab Chicken hört die nervige Schüttlerei dann langsam auf. Kurz hinter diesem Ort, fern ab jeder Zivilisation, überqueren wir den West Fork River, und finden einen schönen Platz zum Übernachten. Als erstes versuche ich dem Wagen seine, seit kurzem auftretende Macken, als da wären Standgas viel zu hoch, keine Power mehr, auszutreiben. Nach nicht all zu langer Schrauberei scheine ich Erfolg zu haben, wir werden es dann sicher morgen sehen. Ein Nachtrag noch zu unserem Fahrzeug. Kurz vor der Grenze habe ich den Luftfilter auseinander genommen und gereinigt, mit dem Ergebnis, dass sich am Lauf des Motors nichts geändert hat, ich aber völlig verdreckt war. Das ist halt das Los, wenn man mit einem älteren Wagen unterwegs ist, aber es erstaunt mich schon, dass dieser Motor, der ja erst vor kurzem eingebaut wurde, schon wieder so viele Macken zeigt, da wird wohl nach der Reise ein Wörtchen mit Volkswagen zu sprechen sein, denn schließlich haben die mir den Motor mit Garantie verkauft und viel Geld dafür kassiert.

Abends gesellen sich dann noch zwei Schweizer zu uns und wir unterhalten uns ganz nett mit ihnen.


 Tag 19

 Alaska

 23.07.1989

Wieder mal wachen wir bei schönem Wetter auf. Wir stehen recht spät auf, da wir vergessen haben, dass in Alaska die Uhr um 2 Stunden vorzustellen ist. Der Wagen läuft wieder einwandfrei, so fahren wir die letzten Kilometer auf dem jetzt Taylor Highway genannten recht flott dahin.

Unterwegs besichtigen wir eine alte Goldschürfmaschine, die neben der Strasse langsam vor sich hin rostet. Diese, hier genannt Dredge, riesigen Maschinen, waren im Prinzip eine vollständige Fabrik, die das goldhaltige Gestein aufnahmen, es wuschen, dann unter UV-Licht die Gesteinsbrocken mit Goldanteil aussortierten und den Rest auf Halde verbrachten.

In Tetlin Junktion treffen wir wider auf den Alaska Highway, den wir bis Tok benützen. In Tok halten wir kurz bei der Touristen-Info an, wo der Bus mal wieder nicht anspringen will und ich zum x-ten Mal unters Auto kriechen muss. Anschließend geht es weiter auf dem Tok-Cut Off Richtung Anchorage. Am Little Tok River findet sich auch bald ein brauchbarer Standort. Das Wetter hat sich leider verschlechtert, und wir hoffen, dass es nicht zu regnen beginnt.


 Tag 20

 Alaska

 24.07.1989

Unsere Befürchtungen bezüglich des Wetters haben sich leider bestätigt. Als wir aufwachen regnet es, und das bleibt auch die nächsten Stunden so. An der Kreuzung mit dem Richardson Highway beschließe ich, dem leidigen unters Auto Kriechen ein Ende zu setzen und versehe, nachdem ich mich in einem Autozubehörladen mit dem nötigen Kleinmaterial versorgt habe, den Wagen mit einem Schalter, der den Anlasserschalter umgeht. Nun kann ich, bequem im Auto sitzend, dieselbe Arbeit verrichten, wie vorher darunter liegend. Das ganze hat natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch genommen, also gehen wir ein paar Kilometer weiter, kurz hinter Glenallen auf einen Wilderness Campground. Dieser Platz ist mit tollen Feueröfen aus alten Ölfässern ausgestattet, auf denen wir unser Abendessen zubereiten können. Freche Squirrels, Verwandte unserer Eichhörnchen, wollen uns das Essen sogar aus der Pfanne rauben, und wir schauen diesen wieselflinken und putzigen Tierchen bei ihrer Futteraufnahme zu. Am Abend klart es dann doch noch etwas auf, ganz wollen die Regenwolken aber nicht verschwinden.

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 Tag 21

 Alaska

 25.07.1989

Die Sonne scheint wieder über Alaskas Bergen. Wir wachen erst um viertel nach zwölf Uhr auf, dadurch wird das Frühstück etwas hektisch. Warum eigentlich, wir sind doch im Urlaub, und geplant ist auch nichts besonderes. Unterwegs kommen wir an einigen Gletschern vorbei, halten uns ständig am Fuße des Küstengebirges auf. Als die Berge schließlich etwas zurück weichen, gelangen wir in das fruchtbare Matanuska Tal. Rings um uns saftige Wiesen und Felder. Am Ende des Tales liegt Palmer, eine Kleinstadt, in der wir auf den Glen Highway abbiegen. Wir überqueren den Knik River, die Zeit ist auch schon fortgeschritten und wir können keinen geeigneten Übernachtungsplatz finden und kehren deshalb wieder um, um bei der Brücke über den Knik River an den Fluss zu fahren und dort unser Quartier aufzuschlagen.

Wie sich später herausstellt, war das keine sehr gute Idee. Die nahe Umgebung scheint eher ein Verkehrsknotenpunkt für alle möglichen Fahrzeuge zu sein. Immer wieder tauchen kleine geländegängigen Fahrzeuge auf, auf dem Fluss landen Flugzeuge oder werden Boote und Luftkissenfahrzeuge mit enormen Lärm übers Wasser bewegt, zudem liegen überall verrostete alte Autos herum, die wohl immer wieder als Zielobjekte für schiesswütige Alaskaner herhalten müssen.


 Tag 22

 Alaska

 26.07.1989

Letztendlich konnten wir gestern doch noch einigermaßen gut schlafen und wir stehen erholt auf, fahren nach Anchorage, der größten Stadt Alaskas und bummeln ein wenig durch die Innenstadt. Nichts aufregendes, das interessanteste Gebäude ist die Tourist-Info. Ansonsten ein eher tristes Stadtbild mit ein paar Hochhäusern, wenig schmuckvollen Fassaden, auch die Läden haben nichts besonderes zu bieten, außer T-Shirts, die mit Karikaturen vom Tankerunglück der Exxon Valdez bedruckt sind.

Nach dem obligatorischen Auffüllen unserer Vorräte, geht es zurück nach Palmer und dort auf den Georg Parks Highway, der uns zum Denali National Park führen soll. Die Landschaft ist wieder geprägt von dichten Wäldern, am Horizont sieht man die verschneiten Berge der Denali Range. Wir fahren an vielen guten Plätzen vorbei, immer der Meinung, gleichwertiges zu finden. Schließlich bleiben wir auf einem kleinen staatlichen Campground, der kostenfrei zu sein scheint. Kurz nach unserer Ankunft erscheint noch ein Motorhome. Die Insassen, stellt sich heraus, wie kann es anders sein, sind auch Deutsche. Wir kommen ins Gespräch, machen gemeinsam Feuer und das Beste von allem ist, dass sie uns zwei ausgezeichnete Steaks geben, die wir auch gleich auf dem Feuer grillen können. Als wir zu essen beginnen, bringen sie auch noch Wein mit, so wird dies ein köstliches Abendessen mit einer netten Unterhaltung, die noch lange in die Nacht am Feuer fortgesetzt wird. Im übrigen teilen sie uns mit, dass unsere Uhr die ganze Zeit 2 Stunden vorgegangen ist, also sind wir doch nicht immer so spät aufgestanden.


 Tag 23

 Alaska

 27.07.1989

Am Morgen verabschieden wir noch die beiden, die in der anderen Richtung nach Homer fahren wollen. Unser Ziel ist heute der Denali National Park. Unterwegs leuchtet ständig das Öllämpchen auf, deshalb versuchen wir vor dem Park noch Öl zu bekommen. Doch nirgendwo ist eine Tankstelle, darum fahren wir am Parkeingang vorbei bis nach Healy, wo wir unser Öl nachfüllen können. Zurück am Park sehen wir überall lange Menschenschlangen stehen, als gäbe es hier irgend etwas umsonst. Auch wir müssen uns anstellen, denn um in den Park zu gelangen muss man Bustickets erwerben, da es nicht erlaubt ist, mit dem eigenen Fahrzeug in den Park zu fahren. Wir bekommen zwei Plätze für den morgigen 11 Uhr - Bus, die Campgrounds am Park sind alle voll, also machen wir uns wieder auf den Weg nach Healy auf einen privaten Campingplatz. Hier gibt es endlich mal wieder kostenlose Duschen, da macht es doch gleich viel mehr Spaß sich zu reinigen. Die Temperaturen steigen am Abend auch wieder an und wir können gemütlich in der Sonne sitzen, die ewig nicht untergehen will.


 Tag 24

 Alaska

 28.07.1989

Wir stehen etwas früher auf, damit wir auch rechtzeitig bei unserem Bus sind. Am Riley Creek, der Entrance Station des Parks, ist der Andrang schon wieder riesig.

Um 11 Uhr geht es dann mit Tom, unserem Busfahrer, los. Es folgt eine kurze Erklärung über den Ablauf der Fahrt und des restlichen Tagesprogramms. Unterwegs erhalten wir immer wieder Infos über die Gegend, die Tierwelt und die Geschichte des Parks. Bis zum ersten Halt vergeht eine ganze Weile, ohne das bemerkenswertes zu sehen wäre. Wir schaukeln gemächlich in den Park hinein, langsam steigen die Berge um uns herum an. Als wir um die Biegung zu ersten Stopp kommen, steht er plötzlich majestätisch vor uns. Schneebedeckt, die Gletscher weit ins Tal hinabziehend, fast ständig von Wolken umhüllt, thront der höchste Gipfel Nordamerikas, der Mount Mc Kinley, oder in der Sprache der Ureinwohner Denali.

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Auf der Fahrt tiefer in den Park hinein begleitet uns immer dieser Anblick, und wir haben das große Glück, dass sich die Wolken verziehen und nun das gesamte Massiv sich vor uns erhebt, gigantisch. Nebenbei entdecken wir noch eine Grizzly-Bärin mit Jungem, einen scheuen Wolf, Füchse, die vor uns über die ungeteerte Piste flitzen, eine Herde Caribous, in der Ferne die extrem scheuen Dull Sheeps und auch nahe der Strasse einen geschäftigen Biber, den unsere Anwesenheit in keinster Weise zu stören scheint. Endpunkt unserer Fahrt ist der Moon Lake, auf dem einige Loons, eine Art Enten, ihre Kreise ziehen.


Bereits auf der Rückfahrt bekommen wir dann auch noch einen Elch zu Gesicht, der sich aber kaum aus dem Gebüsch wagt, nur seine riesigen Schaufeln ragen oben heraus. Nach elf Stunden sind wir wieder in Riley Creek angelangt, langweilig war es die ganze Zeit nie, und wir tuckern voller Eindrücke mit unserem VW-Bus noch ein paar Kilometer zu einem kleinen Campground am Iceworm Creek, wo wir nur noch schnell eine Kleinigkeit essen, und dann auch schon in die Schlafsäcke fallen, um das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen, bis die Müdigkeit uns übermannt.


 Tag 25

 Alaska

 29.07.1989

Heute wollen wir bis Fairbanks fahren. Unterwegs ereignet sich nichts Schreibenswertes. In Ester, einem kleinen Ort, ein paar Meilen vor Fairbanks, besichtigen wir einen alten Saloon und eine Ausstellung über Grubenbau an, und beschließen, abends noch mal hierher zurück zu kommen, um zu im angeschlossenen Restaurant zu essen.

Zwischenzeitlich schauen wir uns Fairbanks an, kaufen ein und reservieren uns einen Platz auf dem Campground nahe der Universität von Fairbanks. Nachdem wir uns fürs Dinner fein gemacht haben, geht es wieder nach Ester. Dort erwartet uns ein großes „All You Can Eat"-Buffet mit Salat, King Crabs, Reeindeer Stew, Bohnen, Reis und süßen Sachen. Schmeckt alles wirklich lecker, und wir fressen uns so richtig voll, das ganze für 40 $ inklusive eines Krabbenknackers.

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Spät abends kehren wir wieder zum Campground zurück um das ganze zu verdauen. Ich bin so vollgefressen, dass ich nicht mal mehr richtig liegen kann, und mich in Unterhosen im Bus hin und her wälze. Zu allem Übel kommen auch noch zwei Norddeutsche auf uns zu, um sich mit uns zu unterhalten. Aber sie sind ganz nett, nur ihr Deutsch ist für uns schwerer zu verstehen als ihr Englisch, da sie bereits seit 27 Jahren in Ontario leben. Wieder einmal hat unser Nummernschild dafür gesorgt, dass man uns anspricht.


 Tag 26

 Alaska

 30.07.1989

Nach dem Frühstück wollen wir uns noch ein bisschen in Fairbanks umschauen. Doch heute am Sonntag ist alles wie tot. Es sind kaum Leute auf der Strasse, und auch nur wenige Geschäfte haben geöffnet. Dadurch kann sich Raphaela auch die Stiefel nicht kaufen, die sie gestern in einer Auslage gesehen hatte. Da kann man halt nichts machen, deswegen hängen wir keinen weiteren Tag hier dran. Von nun an geht es wieder Richtung Süden, vorbei am Ort Northpole, der angeblichen Heimat des Nikolauses, wie man gut an einer ca. 15 m hohen Statue erkennen kann.

In Big Delta machen wir eine kurze Besichtigung der Trans Alaska Pipeline. Über 6000 km zieht sich dieser stählerne, glänzende Wurm durch ganz Alaska, um das schwarze Gold, Erdöl, vom hohen Norden, der Prudhoe Bay, wo es gefördert wird, bis hinunter in den Süden Alaskas nach Valdez, von wo aus es in alle Welt verschifft wird zu bringen. Unterwegs überquert die Pipeline mehrere Flüsse, läuft zum Teil unterirdisch, dann wieder oberirdisch auf so genannten Schlitten, und dies alles bei extremen Temperaturen. Schön ist das ganze Ding sicher nicht, und vom ökologischen Standpunkt aus gesehen auch sicherlich diskutierbar, aber eine meisterhafte Ingenieurleistung ist sie allemal.

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Am Gerstle River schlagen wir unser Lager auf einem Provincial Campground auf. Im übrigen wollten wir ein paar Kilometer nördlich von Fairbanks, am Old Steese Highway, die Golddredge No. 8, eine riesige Goldschürfmaschine, besichtigen, doch der Eintrittspreis von 5$ pro Person hielt uns davon ab.


 Tag 27

 Alaska

 31.07.1989

Wir wollen heute bis zur kanadischen Grenze kommen. Unterwegs halten wir in Tok am Post-Office an, um ein paar Postkarten zu versenden, und mal wieder will unser Wagen nicht anspringen. Meine Reparaturen vor einigen Tagen haben also doch nicht den durchschlagenden Erfolg beschert. In Tetlin Junktion wieder das gleiche an der Tankstelle.

Kurz vor 4 Uhr überqueren wir die Grenze, die Formalitäten halten sich in Grenzen, kurz nach dem Zollbalken finden wir auch einen Platz zum Übernachten. Freundliche Camper haben uns Holz zurück gelassen, außerdem finden sich noch Reste eines alten Hauses in der Nähe, so dass ein Holzsuchen entfällt. Heute kochen wir Breslhafer mit Sauerkraut und Wammerl, es schmeckt fast wie bei Muttern. Da soll noch einer sagen, man könne in so einem Urlaub nicht ordentlich essen.


 Tag 28

 Yukon Territories

 01.08.1989

Ein paar Kilometer hinter unserem Übernachtungsplatz treffen wir auf den kanadischen Zoll, den wir, ähnlich wie gestern den amerikanischen, ohne Probleme passieren. Wir durchqueren eine ziemlich flache weite Ebene mit vielen kleinen Seen und Sümpfen. An der Strasse wächst Wollgras und Mohn in vielen Farben. Je näher wir dem Kluane National Park kommen, um so gebirgiger wird die Szenerie. Hohe schneebedeckte Berge dominieren von nun an das Landschaftsbild.

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In Burwash Landing erreichen wir das Nordufer des wunderschönen, kristallklaren aber eiskalten Kluane Lake. Ein Gebirgssee von enormen Ausmaßen, umgeben von einer imposanten Bergwelt mit hohen Gipfeln und riesigen Gletschern. Ein Campground direkt am See lädt förmlich zum Verweilen ein. Einzig den etwas kühlen Wind empfinden wir als störend, das Wetter ansonsten ist aber traumhaft, wie auch schon den größten Teil unserer, bislang 4 Wochen andauernden, Reise.


 Tag 29

 Yukon Territories

 02.08.1989

Gegen halb zehn Uhr ist der Campingplatz wie ausgestorben, nur wir beiden sind noch übrig geblieben. Nichts desto trotz frühstücken wir in aller Ruhe und haben die sanitären Einrichtungen ganz für uns, was auch nicht so schlecht ist. Wir touren weiter südlich auf dem Alaska Highway nach Whitehorse. Wir verlassen die Berge, eine Ebene breitet sich sanft vor uns aus. Einen kurzen Abstecher wollen wir bei den Takhini Hot Springs, heißen natürlichen Quellen, machen. Doch leider steht dort ein Freibad, das aus diesen Quellen mit warmen Wasser versorgt wird, die Natürlichkeit ist somit dahin, nur ein kleiner Rinnsal nahe des Bades ist noch übrig. Der ist allerdings so heiß, dass wir nur kurz unsere Füße hinein heben können, sonst würde es Brandblasen geben. Stinken tut die Brühe auch ziemlich nach faulen Eiern. Bald suchen wir wieder das Weite, um kurz darauf in Whitehorse auf dem gleichen Campingplatz wie vor einigen Tagen Quartier zu beziehen.


 Tag 30

 Yukon Territories

 03.08.1989

Am Vormittag schauen wir uns ein bisschen in Whitehorse um und besichtigen den alten Raddampfer SS Klondike, der an den Ufern des Yukon liegt. Leider nieselt es, und auch der ständig wehende kühle Wind macht eine Besichtigungstour nicht sehr angenehm.

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Anschließend fahren wir zum Miles Canyon, wo sich der, dort noch Lewes River genannte, Yukon River durch eine enge Schlucht drückt, die zur Jahrhundertwende noch vielen Goldsuchern auf ihrem Weg nach Dawson zum Verhängnis und feuchtem Grabe wurde. Unterdessen kam mir die Idee, wir könnten Familie Becker bei Carcross besuchen, die Thomas und ich letztes Jahr kennen lernen durften. Zuerst schauen wir uns noch in Carcross die kleinste Wüste der Welt an, Carcross Desert. Ein eiszeitlicher See hat hier ein paar Dünen feinstem Sand hinterlassen, wirklich ein Phänomen in dieser Gegend so etwas vor zu finden. Durch den zunehmenden Bewuchs werden die Dünen auch nicht mehr so stark abgetragen und noch für viele Generationen erhalten.

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Nach ein paar Fehlversuchen finden wir auch die Zufahrt zum Anwesen der Beckers. Es geht ein paar Kilometer durch den Wald auf einer üblen Forststrasse, dann stehen wir vor dem rustikalen Blockhaus. Die Hunde empfangen uns mit lautem Gebell, das wiederum die Hausherrin herauslockt. Sie erkennt mich zwar nicht sofort, ist auch deshalb etwas vorsichtig, aber nach einem kurzen Hinweis erinnert sie sich doch noch und wir werden herzlichst in Empfang genommen. Wolf, ihr Mann, ist nicht zu Hause, deshalb lädt uns Hilo, nachdem sie uns alles gezeigt hat und wir Tee getrunken haben, in die Spirit Lake Lodge, einer Kneipe einige Kilometer entfernt, zum Essen ein.

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Abends schaut dann noch die Nachbarin von der gegenüberliegenden Seeseite vorbei, da Hilo am morgigen Tag Geburtstag hat. Morgen will auch Wolf wieder von seiner Baustelle in Ross River zurück sein. Wir sitzen noch lange zusammen, dann gehen wir in den sogenannten Ephraim, einer, einem Tippie nachempfundenen Holzhütte, schlafen.

 


 Tag 31

 Bei Beckers

 04.08.1989

Im Ephraim ist es in der Früh lausig kalt, obwohl draußen bereits kräftig die Sonne scheint. Hilo ist noch nicht wach, also mache ich einen kleinen Spaziergang. Anschließend frühstücken wir alle zusammen im Haus, und sie macht sich dann fertig, um sich mit Wolf in Whitehorse zu treffen. Wir beide wollen uns ihr Kanu ausleihen und damit ein oder zwei Tage auf den Seen herum paddeln. Wir packen alles ein, was wir so brauchen und machen uns gegen halb zwei Uhr auf den Weg. Leider wird unterwegs das Wetter immer schlechter, bis uns nichts anderes übrig bleibt, als um zu kehren. Gegen 4 Uhr sind wir wieder bei den Beckers, und man muss sagen, dass wir Glück und Verstand hatten, denn der Wind frischte noch ziemlich auf, was auf diesen Seen mit einem Kanu sehr gefährlich werden kann.

Obwohl das Haus offen ist und wir auch hinein gekonnt hätten, braten wir uns im Bus göttliche Hamburger, und gerade als wir fertig sind, kommen Wolf und Hilo aus Whitehorse zurück. Sie sind ein wenig erstaunt, dass wir in unserem Bus sitzen und nicht im Haus, aber sie verstehen es schon, dass wir nicht ohne sie uns drinnen aufhalten wollten.

Am Abend fahren wir dann mit dem Boot zu den Nachbarn und statten ihnen einen Besuch ab, der in einer wüsten Sauferei endet. Wir bekommen auch hier eine Hausführung, stolz zeigt man uns alles und wir werden förmlich mit Essen und Trinken überschüttet. Die Menschen hier im Yukon sind wirklich sehr gastfreundlich und Fremden gegenüber sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Tief in der Nacht, es ist stockdunkel, da es bedeckt ist, brausen wir zurück über den See, und ich muss mich wundern, wie Wolf den Weg zu ihrem Haus so leicht findet. Total geschafft vom paddeln und den alkoholischen Getränken gehen wir auch gleich zum Bus rauf und fallen in die Schlafsäcke.

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 Tag 32

 Bei Beckers

 05.08.1989

Nach dem Aufstehen sitzen wir gemeinsam an einem reich gedeckten Frühstückstisch. Wir verbringen den restlichen Vormittag mit Essen und Ratschen, am frühen Nachmittag kommt Besuch. Wir ziehen uns ein bisschen zurück und faulenzen oder spielen. Wolf soll sich ein bisschen schonen, nachdem er die letzten Wochen ziemlich viel Arbeit hatte, und doch ein bisschen geschafft ist.

Abends gibt es dann einen tollen selbst gefangenen Fisch. Hilo und Wolf müssen sich noch bewegen, also setzen sie sich auf ihre Four-Wheeler, das sind kleine, geländegängigen, vierrädrigen Motorräder, und düsen los. Schon bald sind sie wieder da und haben auch noch einen Gast mitgebracht. Zusammen sitzen wir noch lange bei Lachs und frisch gebackenem Weißbrot im Solarium, so nennen Beckers ihren Wintergarten, und unterhalten uns. Der Gast ist ein ulkiger Kerl, ein Bär von einem Mann, und er hat einen schneeweißen Husky dabei, der auch fast die Größe eines Bären hat.


 Tag 33

 Bei Beckers

 06.08.1989

Nach dem Frühstück versuche auch ich mich mal mit den Four-Wheelern. Grauenvolle Erfahrung, da ist mir ein Moped doch viel lieber als diese Zwitter aus Auto und Motorrad. Es geht schon mit dem Gasgeben los. Statt einem vernünftigen Gasgriff nur so ein kleiner Hebel, ähnlich einem Choke-Hebel beim Motorrad, der mit dem Daumen zu bedienen ist. Dann, wenn man um die Kurve möchte, und man ist als Motorradfahrer gewöhnt, sich in die Kurve zu legen, geht es prompt in die andere Richtung. So lande ich auch zweimal in den Büschen, bevor ich einigermaßen zurecht komme. Zu allem kommt noch, dass Hilo Gefährt etwas zu klein geraten ist für meine langen Beine, und ich beim lenken immer mit dem Lenker am Knie hängen bleibe.

Am Nachmittag machen wir einen Ausflug mit dem Boot nach Carcross. Wir treffen die Nachbarn von gegenüber wieder und setzen uns mit ihnen in die beste, da einzige, Bar von Carcross auf ein Bierchen. Danach möchte Hilo noch unbedingt ein Eis essen, also bitte. Wir schauen uns die Häuser von Carcross, die alte Dampflok und die Überreste des Schaufelraddampfers an, der bei einem Feuer fast völlig zerstört wurde. Wolf meint, dass es wohl Brandstiftung gewesen wäre.

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Zu Hause bei Beckers angekommen, gibt es auch schon bald wieder ein tolles Abendessen, gefolgt von einem Umtrunk mit schon besagten Nachbarn. Die Leute hier im Yukon scheinen ziemlich trinkfest zu sein. Ich sitze am offenen Kamin und wache darüber, dass das Feuer nicht ausgeht. Bis halb zwei sitzen wir so da und ratschen über Gott und die Welt, unterbrechen dies nur kurz durch ein Telefonat mit der Heimat.


 Tag 34

 Yukon Territories

 07.08.1989

Heute heißt es Abschied nehmen. Leicht fällt es nicht, aber wir wollen ja schließlich noch was anderes sehen. Nach dem Frühstück wird erst mal der VW Bus aufgeräumt, ein paar Fotos gemacht und dann begleiten uns Hilo, Wolf und die Hunde Bouvie, Abi und Mozart noch bis zur Subdivision, wo der Feldweg wieder auf den Highway mündet. Von Smokey, der Katze, haben wir am Haus bereits Abschied genommen. Wir machen es kurz, und schon sind wir wieder unterwegs Richtung Alaska Highway, dem wir nach Osten folgen wollen.

Nachdem wir nicht all zu früh losgekommen sind, werden es heute nur wenige Kilometer, zudem finden wir hinter Teslin einen guten Platz zum Übernachten. Auch ein kurzer Regen kann uns den Abend nicht verderben, nur die etwas gedrückte Stimmung von Raphaela bereitet mir Sorgen. Sie wäre wohl doch noch ganz gerne bei Beckers geblieben. Aber ich werde ihr die gute Laune schon wieder zurück bringen, indem ich ihr genügend Arbeit verschaffe, die sie ablenkt, wie z.B. Kochen, Abwaschen und Saubermachen.


 Tag 35

 Yukon Territories

 08.08.1989

Am Morgen regnet es leider und ist auch relativ kühl. So gestaltet sich das Frühstück auch nicht so harmonisch und angenehm wie sonst. Doch schon bald hört der Regen auf, und blauer Himmel versüßt uns die Fahrt nach Watson Lake. Dort springt das Auto mal wieder nicht an, wir schieben. Ich kaufe noch schnell eine Postkarte für Tante Christa, dann geht es weiter bis zum Hyland River Provincial Campground. Es sind noch einige andere Camper auf diesem kleinen Platz, ulkige Typen. Einer trägt einen knallroten Overall, ein anderer Cowboyhut- und stiefel. Aber es ist schön ein paar Menschen um sich herum zu haben, denen wir belustigt bei ihrem Treiben zusehen. In unserer Feuerstelle brennt noch lang in die Nacht hinein ein schönes, wärmendes Feuer.


 Tag 36

 British Columbia

 09.08.1989

Unsere Reise geht weiter auf dem Alaska Highway südöstlich nach Dawson Creek. Die Landschaft ist zwar sehr schön, aber doch ein wenig monoton, viele Wälder, relativ flach, keine Highlights, eben typisch kanadisches Tiefland. Das Wetter passt sich der Umgebung an, es ist ziemlich bewölkt, teilweise regnet es, die Sonne lässt sich kaum sehen. Der Highway ist hier auf längeren Stücken mal wieder nicht geteert, dementsprechend sieht unser Fahrzeug aus, von der blauen Farbe ist nur vereinzelt noch etwas zu erkennen, ansonsten hängt überall der Staub und Dreck dran.

An den Liard Hot Springs halten wir an, um uns in den heißen Quellen ein ausgiebiges Bad zu gönnen. Das Wasser ist tierisch warm, knapp unter 50°C, was uns bald wieder heraus zwingt. Wir beschließen über Nacht hier zu bleiben, dann können wir vielleicht morgen auch noch mal baden gehen. Wir bleiben auf dem Parkplatz stehen, nachdem wir gesehen haben, dass sich auch andere Camper hier für die Nacht einzurichten scheinen. Abends kommt dann die Besitzerin vom angrenzenden Campingplatz und verlangt von jedem, der auf dem Parkplatz übernachtet 8 $, da wären wir doch wohl besser gleich auf ihren Campground gegangen, vor allem auch weil es nachts noch ziemlich zugeht um uns herum.

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 Tag 37

 British Columbia

 10.08.1989

Nach dem Frühstück schmeissen wir uns nochmal in die heißen Fluten. Leicht nach Schwefel stinkend, brechen wir anschließend auf, um bis nach Fort Nelson zu fahren und dort auf einen privaten Campground zu gehen. Unterwegs begleitet uns eine interessante und abwechslungsreiche Landschaft, eindeutig das bisher schönste Stück des Alaska Highway. Nur das Wetter spielt leider nicht mit, so dass einige Fotos buchstäblich ins Wasser fallen. Kurz vor Fort Nelson halt uns auch noch die Polizei auf. Ich bin etwas zu schnell gefahren, doch der Officer ist sehr freundlich und beläßt es bei einer Ermahnung. Etwa 8 km hinter Fort Nelson gehen wir auf einen Campingplatz. Zuerst scheint alles wunderbar, doch dann nehmen die kleinen Sandflies derart überhand, dass wir nur noch ins Auto flüchten können, und dieses im weiteren Verlauf des Abends nur für kurze Augenblicke verlassen.


 Tag 38

 British Columbia

 11.08.1989

Wir sind mal wieder die letzten, die auf dem Parkplatz stehen, obwohl uns heute die Hitze und die lästigen Fliegen viel früher als gewohnt aus den Schlafsäcken getrieben haben. Die vorletzte Etappe auf dem Alaska Highway liegt vor uns. Unterwegs endlos lange gerade Straßenabschnitte ohne Abwechslung, nur die immer wieder auftauchenden Baustellen halten uns aufmerksam. Gegen 2 Uhr haben wir keine Lust mehr und suchen uns einen Platz in der Nähe der Pink Mountains. Es ist tierisch heiß, darum faulenzen wir nur herum. Letztendlich können wir uns doch noch aufraffen um ein Feuerchen fürs Abendessen zu machen. Ich verschwinde kurz im Wald und sammle Pilz, die es hier in rauen Mengen gibt, vor allem Rotkappen und Habichtspilze. Wir bereiten uns ein köstliches Menü aus Kartoffeln, Speck und den gefundenen Waldfrüchten. Hoffentlich leben wir morgen noch, denn ganz sicher bin ich mir nicht mit den Habichtspilzen. Spät abends killen wir noch unzählige Fliegen, die sich im VW Bus niedergelassen haben, damit wir morgen früh nicht wieder genervt werden.


 Tag 39

 British Columbia

 12.08.1989

Nach gut verbrachter Nacht wachen wir wieder bei strahlendem Sonnenschein auf. Man muss schon sagen, dass wir mit dem Wetter bislang ein unglaubliches Glück gehabt haben. Die letzte Etappe auf dem Alaska Highway hat begonnen. Unterwegs halten wir kurz in Fort St. John, dann verlassen wir in Dawson Creek den Alaska Highway, nicht ohne vorher am 0-Mile-Post, das ist der Startpunkt des Highways, ein Foto gemacht zu haben, und fahren weiter Richtung Prince George.

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In Chetwynd, einer netten Kleinstadt, kaufen wir ein und gehen auf einen Municipal Campground, d.h. einen städtisch organisierten Platz, der nichts kostet aber trotzdem recht schön ist. Er besitzt eine Handpumpe für Trinkwasser, die wir sofort benutzen, um unseren Wasservorrat aufzufüllen und da es sehr warm ist, duschen wir uns gegenseitig mit den Wasserkanister ab.

Abends kommt dann noch eine Frau vorbei, die ihren Hund spazieren führt. Es stellt sich sehr schnell heraus, das sie gebürtige Schweizerin ist, aber mit ihrem Mann schon sehr lange hier in Chetwynd lebt. Sie möchte unbedingt, dass wir morgen bei ihnen vorbeischauen. Als sie wieder gegangen, ist spielen wir noch Hacky Sack über eine zwischen den Bäumen gespannte Schnur. Dadurch schwitzen wir wieder, also müssen wieder unsere Wasserkanister als Dusche herhalten. Herrlich erfrischend, wir fühlen uns wie neugeboren.


 Tag 40

 British Columbia

 13.08.1989

Nachdem wir in Ruhe gefrühstückt haben, suchen wir das Haus der Schweizerin, und nach einigem Hin und Her sehen wir sie am Straßenrand stehen. Sogleich ruft sie ihren Mann herbei, der uns freundlichst begrüßt, und uns gleich seinen üppigen Gemüsegarten zeigt. Anschließend setzen wir uns noch auf ein paar Minuten ins Haus und tragen uns in ihr Gästebuch ein. Mittag verlassen wir dann wieder Meta und Ernie, der im übrigen Österreicher und ehemaliger Skilehrer ist, nicht ohne noch ein paar Erinnerungsfotos gemacht zu haben und das Gemüse eingepackt zu haben, das uns die beiden unbedingt mitgeben wollen. Es ist schön immer mal wieder nette Leute kennen zu lernen, was wir wohl vor allem unserem Auto-Kennzeichen zu verdanken haben, das immer wieder für Gesprächsstoff sorgt.

Unterwegs nach Prince George haben wir sehr wechselhaftes Wetter, und als wir dort ankommen, wütet ein heftiges Gewitter. Wir kaufen, nachdem der Regen nachgelassen hat, in einer Mall ein paar Steaks ein, und machen auf dem Campingplatz ein tolles Abendessen mit Steak, Zucchini und Salat.


 Tag 41

 British Columbia

 14.08.1989

Am Vormittag schauen wir uns in Prince George ein wenig um, aber es nichts besonderes zu sehen, also kaufen wir nur kurz eine Kleinigkeit ein, schreiben eine Glückwunschkarte an Raphaelas Mutter, die in ein paar Tagen Geburtstag hat, und schon geht es weiter zu den Nationalparks an der Grenze zu Alberta. Wieder ist das Wetter gemischt, mal Regen, mal Sonnenschein, mal nur bewölkt.

Kurz hinter Mc Bride geht vom Highway eine Forststrasse ab, an der nach ca. 1 km ein kleiner Campground liegt. Er zeichnet sich vor allem durch seine sehr schöne Lage aus, direkt an einem kleinen Fluss, abseits jeglichen Verkehrs. Als wir schon eine Weile so da sitzen, gesellen sich noch zwei Rosenheimer zu uns, mit denen wir uns am Feuer bis nach Sonnenuntergang unterhalten. Sie müssen am Freitag, also in 4 Tagen schon wieder abfliegen und hatten in den 4 Wochen, in denen sie hier in Kanada waren zumeist schlechtes Wetter. Es kann halt nicht jeder soviel Glück haben wie wir.


 Tag 42

 British Columbia

 15.08.1989

Die Wolken hängen fast bis zu uns herunter, aber zum Glück ist es noch trocken. Dies ändert sich jedoch drastisch auf der Fahrt nach Jasper. Im Robson Provincial Park schüttet es wie aus Kübeln. Wie durch ein Wunder scheint in Jasper selbst jedoch die Sonne. Der Ort ist touristisch voll erschlossen, ein wenig hektisch und voller Touristen, zieht uns also nicht besonders an. Nur kurz schauen wir uns ein wenig um, versorgen uns mit Material in der Tourist-Info und kaufen einpaar Sachen ein. Wir suchen uns deshalb bald einen Platz auf einem der großen Campgrounds um Jasper. Leider beginnt es bei unserer Ankunft dort auch wieder zu regnen, aber wir schaffen es trotzdem ein Feuer zu machen um uns zu wärmen, denn auch die Temperaturen sind merklich zurück gegangen.

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 Tag 43

 Alberta

 16.08.1989

Am Morgen regnet es ziemlich stark und wir kommen nur schwer aus den Schlafsäcken. Es scheint so als würden wir nicht viel von der Schönheit des Icefield Parkways und den umliegenden Bergen, Seen und Gletschern mitbekommen. Trotz anhaltender Regenfälle wandern wir durch den Maligne Canyon und schauen uns die Athabasca Falls an. Der Canyon besticht durch seine enge tiefe Form, das Wasser des Maligne River hat wunderschöne Formen aus dem Gestein herausgespült, und wäre das Wetter besser, würden viele Gumpen zum Baden förmlich einladen. Bei den Athabasca Falls rauscht der Athabasca River über 50 Meter Breite in die Tiefe. Wir stehen direkt an den Fällen und bewundern das Schauspiel, wie Millionen von Litern Wasser in der Sekunde mit Getöse über die Felsen in die Tiefe fallen.

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Nach diesen etwas feuchten Besichtigungstouren fahren wir hinauf zum Columbia Icefield, einer Ansammlung von Gletschern, wie sie an Zahl und Größe nur in der Antarktis übertroffen wird. Leider geht der Regen hier in Schnee über, was zwar im ersten Moment recht amüsant erscheint, aber nachdem der Schneefall immer heftiger wird und unsere Reifen auch nicht mehr die besten sind, entwickelt sich das ganze doch zu einer nicht zu unterschätzenden Gefahr. Vom Eisfeld selbst bekommen wir absolut nichts mit, da die Wolken so tief hängen, das man glaubt man könne sie greifen.

Also nichts wie weiter, raus aus dem Park, in tiefere Regionen. Zuerst müssen wir allerdings noch über den Bow Pass, der höchsten Stelle des Parkways. Hier liegen etwa 5 cm Schnee auf der Strasse, und mir wird schon etwas mulmig bei der Fahrerei. Glücklicherweise überstehen wir auch diese Situation unbeschadet, und können in Golden auf einem privaten Campingplatz der KOA-Kette die heißen Duschen genießen. Im Bus selbst ist trotz Standheizung nicht gerade angenehm. Unterwegs haben wir noch den Yoho National Park durchquert, aber das trostlose Wetter lies uns von weiteren Besichtigungen Abstand nehmen.

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 Tag 44

 British Columbia

 17.08.1989

Das Wetter hat sich wieder etwas gebessert und es ist deutlich wärmer geworden. Wir durchqueren auf dem Trans Canada Highway den Glacier National Park, überqueren den Rogers Pass und fahren durch den Revelstoke National Park. Die Berge rings um uns sind frisch verschneit, der Himmel ist bajuwarisch blau-weiß, ein faszinierendes Panorama.

Wir müssen die Uhr wieder eine Stunde zurückstellen, bleiben dennoch bald stehen um das schöne Wetter zu genießen. Wir übernachten am Crazy Creek, ein schöner Platz, zwischen Schatten spendenden hohen Bäumen, etwas abseits der Strasse. Es ist wieder so warm, das wir im Bach ein bad nehmen können. Den restlichen Tag wird nur relaxed und in der Sonne gelegen.


 Tag 45

 British Columbia

 18.08.1989

Bei schönstem Wetter verlassen wir unseren Platz, nicht ohne vorher noch mal ein Bad genommen zu haben. Warum hat das Wetter am Icefield Parkway nicht so schön sein können?

In Salmon Arm machen wir kurz Halt und laufen ein bisschen durch die mit Touristen gefüllte Kleinstadt. Hier ist echt was los, überall am See gibt es Bootsverleihe, man kann Wasserskifahren, es werden Outdoor-Trips angeboten, kurz hier tanzt der Bär. Für den Erholungssuchenden ist hier wirklich alles da, man kann unter einer Vielzahl von Möglichkeiten wählen wie man seinen Urlaub verbringen möchte.

Unser nächster Stop lässt auch nicht lange auf sich warten. Ein Automuseum liegt auf unserer Route, da führt kein Weg daran vorbei. Es stehen wirklich schön restaurierte Fahrzeuge herum, teilweise werden sie auch zum Verkauf angeboten. Ein MG A hat es uns besonders angetan, doch leider fehlt das nötige Kleingeld, obwohl es ein Schnäppchen wäre.

Weiter geht die Fahrt auf dem Trans Canada Highway bis Kamloops, wo wir auf den Highway #5 abbiegen. Laut unseres Führers ist eine landschaftlich schöne Strecke, doch in der Zwischenzeit muss der Highway wohl von einer kleinen Strasse zu einem mehrspurigen Autobahn ausgebaut worden sein. Auch von der Umgebung ist wenig zu sehen, da er etwas eingetieft wurde, zudem ist er komplett eingezäunt, so dass wir keinen Platz zum Übernachten finden können. Deswegen biegen wir in Merrit auf die #8 ab, eine wesentlich kleinere Strasse, abwechslungsreicher und landschaftlich viel interessanter. Hinter Lower Nicola finden wir eine etwas versteckt liegende Recreational Site, also einen kleinen Platz mit Picknick- und Campingmöglichkeiten. Nachdem alle Picknickfreunde gefahren sind, bleiben wir als einzige zurück, und haben den ganzen Platz für uns.


 Tag 46

 British Columbia

 19.08.1989

Kurz nach Verlassen unseres Übernachtungsplatzes sehen wir direkt unterhalb der Strasse einen Schwarzbären. Er lässt sich durch unsere Anwesenheit in keinster Weise einschüchtern und bleibt auch sehr fotofreundlich mitten in der Wiese stehen.

Die Umgebung ist, im krassen Gegensatz zu den vorangegangenen Tagen, wüstenhaft, mit vielen interessanten Felsformationen, unterbrochen von künstlichen grünen Oasen mit Ackerbau und Viehzucht. Nach kurzer Fahrt treffen wir wieder auf den Trans Canada Highway, der sich sehr schön durchs Fraser Valley schlängelt. Das berühmte Hells Gate, eine enge Schlucht, durch die sich der Fraser River drückt, ist uns einen Besuch nicht wert, da es schon von der Ferne nicht so imposant aussieht, wie im Führer beschrieben. Zudem bemerken wir im Vorbeifahren, dass ein enormer Touristenandrang herrscht, und wir wohl längere Wartezeiten in Kauf hätten nehmen müssen.

Wir schauen uns lieber ein Stück flussabwärts die alte Alexandra Bridge an, eine filigrane Stahlkonstruktion mit Gitterrost, über den ich mich nur mit geschlossenen Augen und bei Raphaela untergehackt traue.

In Hope, einer kleinen Stadt kaufen wir ein und suchen uns auf dem nahegelegenen Nicolum River Provincial Park einen Platz. Der Park stellt sich als klein, aber schön gelegen in einem Wäldchen am Fluss, heraus. Er ist relativ voll und wir können gerade noch ein freies Plätzchen ergattern. Abends sitzen wir noch mit 2 Mountainbikern aus Vancouver am Feuer, ratschen und trinken Kaffee. Es ist bis spät in die Nacht noch schön warm und gemütlich.


 Tag 47

 British Columbia

 20.08.1989

Wir sind wieder mal die letzten, die den Campingplatz verlassen. Gemächlich tuckern wir in aller Ruhe nach Vancouver. Unterwegs fängt es leider zu regnen an, und es hört den ganzen Tag nicht mehr auf. In Vancouver steuern wir zuerst den uns schon bekannten Campground in Richmond. Nachdem wir uns frisch gemacht haben, machen wir uns auf den Weg nach Downtown Vancouver. Wir nehmen den Bus #401 von Gilbert Road bis direkt ins Zentrum, wo wir durch die Strassen schlendern und uns die Geschäfte anschauen. Sogar heute am Sonntag hat alles geöffnet. Wir besichtigen die riesigen Hallen des Convention Centers, an dem des öfteren Kreuzfahrtschiffe anlegen, spazieren durch die Robson Strasse, die wirklich Strasse heißt, da, bei Gründung von Vancouver, viele deutsche Auswanderer beteiligt waren, und hier in der Robson Strasse ihre Geschäfte hatten. Anschließend schauen wir noch kurz durch Chinatown und kommen dann nach Gastown, einem alten Arbeiterviertel, das liebevoll restauriert und hergerichtet wurde, und nun viele Boutiquen, Souvenirläden und Restaurants beherbergt.

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Da es die ganze Zeit mehr oder weniger stark geregnet hat, sind wir nach ein paar Stunden völlig durchnässt und ziemlich hungrig dazu, also suchen wir uns ein Lokal. Nach längerem Hin und Her, entschließen wir uns Chinesisch zu speisen, was sich als sehr gute Wahl herausstellt. Wir lassen uns jeder ein mehrgängiges Menü schmecken, trinken heißen Tee dazu und genießen den guten Service. Gestärkt und getrocknet fahren wir wieder zum Campingplatz zurück, sind aber wieder durchnässt als wir dort ankommen, da wir noch ein paar Meter zu Fuß laufen mussten.


 Tag 48

 British Columbia

 21.08.1989

Das Wetter hat sich über Nacht wieder gebessert. Zuerst schauen wir uns in Richmond ein Motorradmuseum an. Dort gibt es sehr viele schöne alte Motorräder zu besichtigen, und in mir reift eine Idee heran, mir zu Hause vielleicht so eine alte englische Maschine zuzulegen. Anschließend fahren wir noch einmal nach Downtown Vancouver zur Shipping Agency, um ein erstes Gespräch über einen Rücktransport unseres Busses in 6 Wochen zu führen. Leider ist unser Agent aber beim Mittagessen, also gehen wir ein wenig shoppen. Die Boutiquen in Gastown führen sehr schöne Sachen, nur leider ist alles ein wenig teuer. Nichtsdestotrotz kauft sich Raphaela ein superenges, knallrotes Lederkleid, das wirklich wie eine zweite Haut sitzt. Inzwischen sind über 2 Stunden vergangen, und unser Agent sollte vom Lunch zurück sein. Wir bekommen von ihm eine Adresse einer anderen Gesellschaft, zu der wir auch gleich fahren, und können dort auch sofort alle Formalitäten für den Rücktransport erledigen. Dies wäre also geklärt, und wir können uns auf den Weg machen und die zweite Urlaubshälfte in Angriff nehmen.

Wir wollen nach Vancouver Island und müssen die Fähre von Horseshoe Bay im Norden Vancouvers nach Nanaimo nehmen. Dort angekommen erwartet uns eine riesige Schlange Autos, die alle mit dieser Fähre übersetzen wollen. Nach über 2 Stunden sind wir endlich an Bord, und gegen halb zehn Uhr abends auch auf Vancouver Island.

Noch ein paar Kilometer Fahrt um zu einem Campground zu gelangen, zum Schluss durch Wald und auf Schotter, dann haben wir es geschafft. Schnell noch ein Süppchen gekocht, auf dem Platz ist es bereits stockfinster, dann kriechen wir in die Penntüten.


 Tag 49

 Vancouver Island

 22.08.1989

Wir schauen uns die Wasserfälle nahe beim Campingplatz an und entdecken ein Stück flussaufwärts sehr schöne Gumpen zum Baden. Raphaela nutzt diese Gelegenheit natürlich sofort aus, mir ist das Wasser etwas zu kühl, zudem ist es auch sonst noch nicht so warm, dass es mich ins Wasser ziehen würde. Nach dem Bade gehen wir noch an den Fällen spazieren, wo wir immer wieder auf schöne Badeplätze mit glasklarem Wasser stoßen, die uns zum Verweilen einladen. Doch leider spielt uns das Wetter einen kleinen Streich, und es fängt zu regnen an, und uns bleibt nichts anderes übrig, als unser Zeug zusammen zu packen und weiter zu fahren. Kurz nach Verlassen des Parks wird mir eine Baustelle zum Verhängnis. Beim Überholen eines Baustellenfahrzeuges rutschen wir auf dem losen Untergrund von der Piste in den Graben und kommen aus eigener Kraft nicht wieder heraus. Zum Glück sind die Arbeiter sehr freundlich und ziehen uns mit einer Walze wieder raus und wir können unsere Reise fortsetzen. Auf dem Weg zur Westküste halten wir bei einem, für Touristen aufgebauten Dorf, ähnlich dem Museumsdorf Glentleiten bei Kochel, und Raphaela kauft sich gleich wieder ein paar Kleinigkeiten. Das Dorf selbst ist wohl nur etwas für den typischen Reisebus-Touristen, wie haben schon schöneres gesehen.

Im Pacific Rim National Park ist auf den Campgrounds alles voll, aber wir ergattern auf einem privaten Campingplatz nahe des Parks gerade noch den letzten Stellplatz. Sofort machen wir Feuer, um unseren kurz zuvor gekauften Lachs zu grillen. Nach tollem Abendessen spazieren wir zum Strand und beobachten Strandleben und Sonnenuntergang. Eine irre Stimmung, der Himmel färbt sich glutrot, es weht ein leichter Wind vom Meer her, ansonsten ist es total still und wir sitzen nur da und genießen diesen wunderbaren Abend am Pazifik.

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 Tag 50

 Vancouver Island

 23.08.1989

Ein Bad im Meer kommt wegen des bedeckten Himmels nicht in Frage. Deshalb wollen wir die Duschen nutzen, doch die kosten was, und wir haben nicht die passenden Münzen, also auch damit ist nichts. Zum Glück wird es auf der Rückfahrt zur Ostküste richtig schön warm und wir finden einen glasklaren Bach mit Gumpen, in denen es sich toll baden lässt. Mittendrin werden wir von einem Mann mit kleinem Sohn gestört, was eigentlich nicht schlimm wäre, würden wir nicht nackt baden, aber was soll`s.

Nach unserer Reinigung schauen wir noch auf einem Naturlehrpfad ein wenig in den Regenwald hier auf Vancouver Island und bestaunen die alten Baumriesen und den nahezu undurchdringlichen Wald. Überall wächst Farn und an den Bäumen hängen riesige Pilze.

Zurück auf dem Trans Canada Highway fahren wir nach Süden, denn wir wollen morgen bis nach Victoria kommen, um von dort in die Vereinigten Staaten überzusetzen. Hinter Mill Bay finden wir einen kleinen Provincial Park, wo wir als erstes unsere Lachsreste vom Vortag verzehren, dann setzen wir uns wieder ans Meer und genießen die leichte Seebrise und das schöne Wetter.


 Tag 51

 Vancouver Island

 24.08.1989

Nach dem Frühstück fahren wir nach Victoria, der Hauptstadt British Columbias. Zuerst gehen wir ins Fährbüro, müssen dort leider feststellen, dass die nächste Fähre bereits ausgebucht ist, und die darauf folgende erst um 7 Uhr 30 geht. Wir lassen uns dennoch auf die Warteliste für die 3 Uhr-Fähre setzen und hoffen noch einen Platz zu ergattern, und wenn nicht, dann eben abends.

Da wir noch genug Zeit haben, bummeln wir ein wenig durch Victoria. Wir schlendern durch ein sehr schönes Zentrum mit vielen alten Häusern, alles wirkt sehr englisch, ist nicht so hektisch wie andere kanadische und amerikanische Städte, man fühlt sich nach Europa versetzt. Dieses Bild wird noch verstärkt durch die original Londoner Doppeldeckerbusse, die hier zu Sightseeing-Touren und Stadtrundfahrten eingesetzt werden. Ein wirklich nettes Städtchen, an dem es sich lohnen würde, ein wenig länger zu verweilen.

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Kurz nach 2 Uhr sind wir wieder an der Fähre, die gerade einläuft. Der Zollbeamte kann uns noch nicht sagen, ob wir Platz finden, doch dann dürfen wir tatsächlich als letztes Fahrzeug noch mit an Bord. Schnell werden unsere Pässe abgestempelt, dann legen wir auch schon ab. Glück muss der Mensch haben.

Die Überfahrt verläuft ohne nennenswerte Ereignisse und gegen 5 Uhr sind wir in Port Angeles, und somit in den Vereinigten Staaten. Nach kurzen Zollformalitäten können wir die nicht gerade einladende Hafenstadt verlassen und fahren die Küstenstrasse entlang gen Westen. In Crescent Beach finden wir einen schönen Provincial Park, ich muss nur noch mal los, um Brot einzukaufen, dann können wir uns unter großen schattenspendenden Bäumen niederlassen.


 Tag 52

 Washington

 25.08.1989

Der anfängliche Sonnenschein wird vom kühlen Nebel, der vom Meer herauf zieht, schon bald getrübt. Wir machen uns wieder auf den Weg an der Westküste Amerikas nach Süden zu fahren. In Pycht verlassen wir die Küstenstrasse, und folgen fortan der #101. Im Küstenabschnitt des Olympic National Park spazieren wir ein bisschen am Strand entlang, fahren wieder ein Stück bis Hamptonlips und schlagen unsere Zelte in einem State Park in Ocean City auf. Viel ist hier nicht los, aber man kann sehr schön am Strand spazieren gehen und der untergehenden Sonne nachblicken.

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 Tag 53

 Washington

 26.08.1989

Morgens beobachten wir das Untreiben einiger Jugendlicher, die ein paar Plätze weiter, alles mögliche ins Feuer werfen, egal ob brennbar oder nicht. Es steigen schwarze Rauchwolken auf, und als das Feuer aus ist, bleibt jede Menge Gerümpel in der Feuerstelle zurück, doch das scheint außer uns niemanden hier wirklich zu interessieren.

An der Küste ist es, wie schon in den letzten Tagen auch, ziemlich nebelig, aber kaum kommt man ein paar Kilometer ins Landesinnere, verzieht sich der Nebel, die Sonne kommt durch und es wird ziemlich heiß.

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Unsere Fahrt die Küste entlang führt uns durch Aberdeen, und kurz darauf über eine 4 Meilen lange Brücke nach Astoria, bereits in Oregon gelegen. In Cannon Beach biegen wir auf die #26 ins Landesinnere, um zum Saddle Mountain State Park zu gelangen. Dort hinauf führt eine schier nicht enden wollende Stichstrasse. Oben gibt es nur Walk-In-Zeltplätze, das sind Stellplätze für Zelte, die nicht direkt mit dem Auto anfahrbar sind. Aber wir können auf dem Parkplatz übernachten, und einen Platz mit Feuerstelle und Tisch finden wir auch in der nahen Day-Use Area, die nicht zum Übernachten sondern nur zum Picknicken dient. Heute Abend gibt es mal wieder Fleisch statt der sonst üblichen vegetarischen Kost.


 Tag 54

 Oregon

 27.08.1989

Der Tag empfängt uns mit unangenehmer Kühle und Nebel. Hier oben in den Bergen macht sich das gleich viel mehr bemerkbar, wenn das Wetter nicht so gut ist, die Temperaturen sind dann gleich so weit unten, dass wir warme Klamotten tragen müssen. Also nichts wie wieder runter ans Meer und weiter Richtung Süden. Unterwegs kommen wir durch viele lebhafte Badeorte, vorbei an sandigen Buchten und felsigen Steilküsten. So richtig genießen können wir alles erst ab Florence, als die Sonne langsam die Oberhand über den Nebel gewinnt. Wir bleiben auf einem kleinen State Park etwas abseits der Küste, um dem morgendlichen Nebel zu entkommen. Zudem finden wir hier leichter Brennholz und es ist ruhiger als in den Parks direkt am Meer. Da wir beide recht müde sind, und es auch schon relativ früh dunkel wird, verschwinden wir heute bald in unserem Bus.

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 Tag 55

 Oregon

 28.08.1989

Die Wahl eines abseits der Küste liegenden Campgrounds hat sich als richtig erwiesen. Kein Nebel heute morgen. Leider muss ich bei der Rangerin noch 3 $ für den Platz nachzahlen, da ich Golden Age, was nur für Rentner gilt, mit Golden Eagle, den wir uns ja zugelegt haben, und der kostenlosen Eintritt in die Parks gewährleistet, verwechselt habe. Aber sie ist sehr freundlich und glaubt mir mein Versehen.

Hinter Florence wollen wir uns die Oregon Dunes anschauen, eine beeindruckende Dünenlandschaft. Gleich beim ersten Anblick fällt mir eine starke Ähnlichkeit mit der Küstenlandschaft Südfrankreichs auf, was sich bei näherer Betrachtung noch verstärkt. Wir wandern ein wenig durch die Dünen, die mit feien Gräsern bewachsen sind, und entdecken auf der dem Meer abgewandten Seite Teiche mit wunderschönen Seerosenblüten.

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Kurz vor Florence haben wir noch die Sea Lion Caves besucht, ein riesiges Höhlensystem, das zum Meer hin offen ist und in dem sich hunderte von Seelöwen ausruhen und auf den Felsen wälzen. Man fährt mit einem Lift ein paar Meter von einer Aussichtsplattform hinunter zu den Höhlen und kann die Seelöwen aus der Nähe beobachten. Dies ist allerdings nichts für Menschen mit empfindlichem Geruchssinn, denn es stinkt hier wirklich fürchterlich.

Raphaela kann im Souvenirshop wieder nicht widerstehen und kauft sich eine, zugegebenermaßen recht nette Tasse mit Seelöwenflosse als Henkel. Das meiste andere Zeug ist allerdings ziemlicher Touristenmüll.

Hinter Bandon gehen wir mal wieder auf einen KOA-Campground, um mal wieder zu duschen. Raphaela hat etwas Probleme mit dem Zahlenschloss der Sanitäranlagen, aber letztendlich schafft sie es doch noch hinein zu kommen. Holz liegt hier eigenartigerweise auch recht viel herum, was für diese Campingplätze eher untypisch ist, so dass wir unser mitgebrachtes gar nicht brauchen. Abends gehen wir dann noch in den Games Room, um an den Videospielen ein paar Münzen zu verprassen und ein bisschen Spaß zu haben.


 Tag 56

 California

 29.08.1989

Heute führt uns unser Weg ins sonnige Kalifornien, doch leider regnet es, bis wir Eureka erreichen. Wir durchqueren einige Redwood-Wälder mit gigantischen, bis über 100 m hohen roten Zedern. Einfach unglaublich, wie groß diese Bäume werden können, dagegen machen sich unsere heimischen Fichten und Tannen wie Spielzeugbäume aus. Zwischendurch eröffnet sich auch immer mal wieder der Blick aufs Meer, jedoch stark eingeschränkt durch Nebel und tiefhängende Wolken. Erst als wir hinter Eureka die Küste verlassen, reißt der Himmel auf, und die Sonne bricht durch.

Bei der Suche nach der Avenue of the Giants, einer Strasse die durch einen Wald mit besonders großen Bäumen führt, verfahren wir uns ein wenig, weil wir eine Abzweigung zu früh nehmen. Da hat uns die, sonst eigentlich korrekte Karte, einen kleinen Streich gespielt, auch weil sie vielleicht nicht mehr auf dem neuesten Stand ist.

Etwa gegen 6 Uhr treffen wir im Humboldt Redwood State Park auf dem Campground ein. Abends werden wir noch durch das stattfindende Campfire Program etwas in unserer Ruhe gestört, da der Ranger des Parks für die wissbegierigen Touristen vorführt, auf welche Arten man Holz klein machen kann, angefangen von Axt und Handsäge bis hin zur großen Motorsäge. Zu dem Lärm der Säge kommt noch der tosende Applaus und die lautstarke Anteilnahme des Publikums, das zum größten Teil aus Amerikanern besteht, die ja sehr leicht zu begeistern sind. Ansonsten stehen wir inmitten riesiger, Ruhe und Geborgenheit ausstrahlender Redwoods, und als die Vorführung vorbei ist, herrscht auch wieder Stille und wir können nur einzelne Geräusche der hier lebenden Tierwelt vernehmen.


 Tag 57

 California

 30.08.1989

Wir fahren weiter die Avenue of the Giants durch die Redwood Wälder bis ein paar Kilometer vor Garberville, wo sie in die #101 einmündet. Ein paar Meilen weiter verlassen wir die #101 wieder um auf der legendären #1 die Küste hinab zu fahren. Bis Fort Bragg ist es wieder ziemlich vernebelt, doch dann eröffnet sich ein schöner Ausblick nach dem anderen auf Buchten, Strände, Felsklippen und die Weite des Pazifischen Ozeans. Teilweise zieht der Nebel vom Meer hoch wie durch Düsen an den Felsen entlang und wischt über die Strasse, um sich dahinter in der Ebene aufzulösen. Wir kommen durch malerische Orte mit extravaganten Häusern und kaum einsehbaren Grundstücken.

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Bei Gualala schließlich gehen wir auf einen Campground in einem kleinen State Park. Nach dem Essen wandern wir noch zum Strand, von wo wir nach geraumer Zeit vollgepackt wieder zurückkehren. Wir haben alles mögliche gefunden, was wir mit nach Hause nehmen wollen, als da wären eine große Wurzel, ein Bündel Braunalgen, die ein paar Meter lang sind und riesige Schachtelhalme. Somit fahren wir den Rest unseres Urlaubs noch mehr Plunder mit uns herum.


 Tag 58

 California

 31.08.1989

Heute bringt uns unsere Route wieder ein Stückchen näher an San Francisco heran. Unterwegs verfahren wir uns mal wieder, was aber keine große Rolle spielt. Wir wollen im Mount Tamalpais State Park auf einen Campground gehen und fahren dafür etliche Kilometer auf einer steilen Bergstrasse hinauf, nur um oben zu erfahren, dass alles voll ist. Also bleibt uns nichts anderes übrig als wieder zurück nach Norden zu fahren zum Samuel Taylor State Park, um dort einen Platz zu suchen. Doch auch hier ereilt uns das gleiche Schicksal, es ist ebenso bereits alles ausgebucht. Letzte Möglichkeit ist dann ein privater Platz in Olena. Der Ansturm auf die Stadt scheint zur Zeit so gewaltig, dass die Übernachtungsmöglichkeiten einfach nicht ausreichen. Aber die Amerikaner sind es ja gewöhnt, dass sie lange Anfahrzeiten in Kauf nehmen müssen. Trotz der langen und mühsamen Suche bekommen wir einen schönen Stellplatz, und somit wird der Abend auch noch recht versöhnlich, zu mal das Wetter auch mitspielt.


 Tag 59

 California

 01.09.1989

Die Nacht war grausam. Zuerst wecken mich fürchterliche Schmerzen wegen eines monströsen Pickels an der Nase auf. Zweimal gehe ich auf die Toilette und versuche das Ding irgendwie zu entschärfen, habe aber keinen Erfolg, er entzündet sich nur noch mehr und die Schmerzen werden stärker. Als ich dann wieder versuche einzuschlafen, schnarcht unser Platznachbar dermaßen laut, das ich nahe daran bin, hinüber zu gehen und an seinen Wohnwagen zu klopfen.

Morgens wachen wir dann beide ziemlich gerädert auf, da Raphaela natürlich in der Enge des VW Busses alles mitbekommen hat und auch sehr schlecht schlief dadurch.

Dennoch machen wir uns auf den Weg nach San Francisco. Zuerst suchen wir vergeblich die Hausboot-Kolonie von Sausalito, machen dann einen kurzen Foto-Stop auf einem Parkplatz überhalb der Golden Gate Bridge und fahren anschließend nach Downtown. Wir parken auf einem bewachten, aber nicht zu teuren Parkplatz nahe der Powell Station, von wo aus die berühmte Cable Car Richtung Fishermans Wharf abfährt. Wir gehen aber erst mal zu Fuß und wollen dann auf dem Rückweg mit der Bahn fahren.

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Zuerst marschieren wir kreuz und quer durch Chinatown mit seinen unzähligen kleinen Lokalen. Überall riecht es nach asiatischen Gewürzen und Gerichten, in den Schaufenstern hängen rotgekochte Enten und Hühner, man glaubt kaum in Amerika zu sein, sogar die Straßenschilder sind in chinesischer Schrift, daher für uns nicht zu lesen.

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Weiter geht es durch das italienische und französische Viertel, am Broadway vorbei, der eher zu den schlechteren Gegenden zählen dürfte, da hier viele Spelunken, Strip-Bars und Peep-Shows das Straßenbild prägen, hinauf zum Telegraph Hill, dem Aussichtspunkt San Franciscos. Von dort sieht man schon die vielen Kehren der Lombard Street, die wir auch zu Fuß in Angriff nehmen, begleitet von einem dauernden Hupkonzert der hinab fahrenden Touristen. Endstation unseres Fußmarsches ist Fishermans Wharf, wo allerlei Meeresgetier angeboten wird und die Aussichtsflotte in See sticht.

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An der Hyde Street müssen wir dann, schon ziemlich geschafft, noch ewig an der Station zur Cable Car anstehen. Die Fahrt mit der Bahn ist dann das letzte Highlight in der Stadt der Hippies, vorbei an bunten Häusern im viktorianischen Stil, bergauf und bergab über die vielen Hügel, auf denen San Francisco erbaut wurde, zwischen Hochhäusern hindurch bis zur Endstation an der Powell Street, wo unser Auto schon auf uns wartet.

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Nun auf dem schnellsten Weg raus aus der Stadt, über die Oakland Bay Bridge in den gleichnamigen Stadtteil, wo wir noch ewig auf der Suche nach einem Motorradladen, von dem ich eine Anzeige gelesen hatte, hin und her kurven, um dann fest zu stellen, dass er unter der angegeben Adresse nicht existiert. Ein bisschen mulmig wird uns auch dabei, da es sich wohl hier um ein reines Schwarzenviertel zu handeln scheint, und wir schon ein wenig misstrauisch beäugt werden.

Auf den Schnellstrassen Richtung Osten gelangen wir dann schnell nach Stockton, wo wir abends gegen halb acht Uhr ziemlich müde und geschafft ankommen. Wir sind so kaputt von unserem Stadtmarathon, dass uns nicht mal mehr die hier ständig vorbei donnernden Züge und der Lärm einer nahe stehenden Raffinerie stören.


 Tag 60

 California

 02.09.1989

Von Stockton aus fahren wir auf der # 4 Richtung Osten durch endloses hügeliges Prärieland. Je weiter wir uns vom Meer entfernen, um so heißer wird es, sogar der Fahrtwind, der durch das offene Fenster hereinströmt, kühlt nicht mehr. Wir ko0mmen an einem großen, wunderbar blauen Stausee vorbei, auf dem sich allerlei Schwimmer, Motorboote, Segler und Wasserskifahrer tummeln. Ein richtiges Naherholungsparadies für die gestressten Städter aus San Francisco.

Kurz danach gelangen wir in den Stanislaus National Forest, wo die Strasse allmählich immer mehr an Höhe gewinnt, und schon bald stehen wir vor den Toren des Yosemite National Parks. Bereits am Eingang erfahren wir, dass alle Campgrounds voll sind, also machen wir erst mit dem Auto eine kleine Rundtour durch den Park, besichtigen die völlig ausgetrockneten Yosemite Falls, kommen durch Yosemite Village und bestaunen die gewaltigen Felswände, die senkrecht über hunderte von Metern aus dem Talgrund des Yosemite Valleys in den Himmel ragen. Immer wieder sind an den grauen Wänden kleine farbige Punkte zu erkennen, bei denen es sich bei genauerem Betrachten um geübte Kletterer handelt, die sich hier an allen Schwierigkeitsgraden, die die Bergwelt zu bieten hat, messen können.

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Anschließend fahren wir auf der # 140 Richtung Westen aus dem Park heraus, und bleiben ein paar Kilometer hinter der Parkgrenze auf einem extra eingerichteten Overflow Platz, auf dem schon ein paar Zelte stehen. Der nahe Merced River und die hohen Temperaturen laden förmlich zu einem Bade ein, nebenbei ernten wir auch noch einen am Ufer stehenden Feigenbaum ab. Köstlich, die Früchte direkt vom Baum zu holen und zu verspeisen. Im Laufe des Abends füllt sich der Platz zusehends, so dass schließlich Auto an Auto steht.


 Tag 61

 California

 03.09.1989

Die Nacht war angenehm kühl, so dass wir gut schlafen konnten. Heute wollen wir uns noch ein wenig im Yosemite Park umschauen. Zuerst fahren wir hinauf zum Glacier Point, von wo aus man einen phantastischen Blick auf das fast senkrecht unter einem liegende Valley hat. Am Ausblickspunkt wieselt ein freches dickes Erdhörnchen zwischen den Menschen umher, immer auf der Suche nach was Essbarem. Seiner Körperfülle nach zu urteilen, dürften die Touristen hier sehr freigiebig sein.

Danach geht's über Serpentinen wieder hinunter und auf der gegenüber liegenden Seite wieder hinauf zum Tioga Pass, den wir bei einer Höhe von knapp über 3000 Metern überschreiten. Die Passstrasse zieht sich durch eine faszinierende Hochgebirgslandschaft mit von Gletschern glattgeschliffenen kahlen Felswänden, glasklaren eiskalten Seen und blumenübersähten Wiesen. Immer wieder eröffnen sich uns neue Ausblicke auf die schier endlose Gebirgswelt.

Auf der Ostseite des Parks führt die Strasse dann in unzählig vielen Kehren wieder hinab in ein ödes, braunes und staubiges Tal, in dem als erster Anlaufpunkt der Mono Lake liegt. Ein Salzsee mit eigenartigen Gebilden aus Salzen und Mineralien, die den ganzen See umgeben. Bei einer kleinen Wanderung am Ufer entlang passen wir nicht auf, und sinken auf dem weichen, nur von einer dünnen harten Kruste bedeckten Boden prompt bis zu den Knöcheln ein.

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Die anschließende Reinigung der Füße nimmt ein bisschen Zeit in Anspruch, anschließend suchen wir uns auf einem By-Pass, das ist eine Nebenstrecke, die in einer Schleife wieder auf die Hauptroute führt, einen Platz zum Übernachten. Fündig werden wir am June Lake Loop, wo wir auf einem Campingplatz, der direkt an einem See liegt, der wiederum inmitten einer Wüstenlandschaft errichtet wurde, liegt. Schön allmählich steigen die täglichen Durchschnittstemperaturen immer weiter an.


 Tag 62

 California

 04.09.1989

Kurz nachdem wir wieder unterwegs sind, halten wir auch schon wieder am Silver Lake an um zu baden. Erfrischt fahren wir weiter auf der # 395 gen Süden bis Lone Pine, wo wir auf der # 136 Richtung Death Valley abbiegen.

Direkt hinter der Kreuzung halten wir am Visitor Center, das Thermometer zeigt bereits 32°C im Schatten. Nachdem wir uns mit Informationen eingedeckt haben, führt uns unser Weg durch schöne Wüstenlandschaft mit einzelnen Kakteen und Yukas bei flimmernder Hitze bis an den Ostrand des Tal des Todes. Die Berge steigen hier noch einmal stark an und wir folgen einer Schotterpiste hinauf bis auf über 2000 Meter auf den Wildrose Campground, einem kleinen Platz mit nur einigen Stellplätzen und einem Chemieklo. Lange Zeit sind wir die einzigen, hier oben in der kargen Bergwelt, erst spät gesellen sich noch eine Deutsche und ein Amerikaner hinzu. Die Temperaturen gestalten sich trotz der Höhe erst nach Sonnenuntergang erträglich, an eine Wanderung oder andere Betätigungen ist kaum zu denken, wir sitzen einfach nur herum und versuchen nicht zu schwitzen. Es ist totenstill, nur ein fahles Lüftchen weht, nicht einmal Vögel hört man zwitschern.

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 Tag 63

 Nevada

 05.09.1989

Die Nacht wurde zum Grauen, da uns ein Monster in Form einer Maus den Schlaf gestohlen hat. Immer wieder versucht sie an unsere Vorräte zu gelangen, sämtliche Versuche, sie zu fangen schlagen fehl, bei einem letzten Versuch beschädige ich sogar das Autoradio. Dieses Biest ist so dreist, es läuft mir sogar über den Schlafsack und über die Hand, alles locken mit Keksen und anderen Leckereien hilft nichts, erst früh am Morgen gibt sie endlich Ruhe.

Um 6 Uhr wachen wir beide ziemlich gerädert auf, und da es gerade hell wird, machen wir uns gleich auf die Socken, um die angenehmen morgendlichen Temperaturen auszunützen. Wir fahren auf einen Aussichtspunkt, von wo aus man einen herrlichen Rundumblick über das ganze Tal genießen kann. nach kurzen Augenblicken des Besinnens und Genießens dieser Ruhe und dem Schauspiel der aufgehenden Sonne, geht es hinab ins Tal des Todes. Man kann es förmlich fühlen, wie die Temperatur ansteigt, je weiter man hinab kommt.

Bereits gegen 10 Uhr sind wir durch das gesamte Tal hindurch gefahren. Hinter uns liegen 190 Kilometer Wüste, Dünen, Felsformationen, die in allen Farben schimmerten, Salzseen, Badwater, mit - 86 Metern der tiefste Punkt des Kontinents, Einsamkeit und enorm hohe Temperaturen. Am Salzsee haben wir die feinen Salzkristalle bewundert, am Devil`s Golf Course sind wir ein paar Meter über ein völlig ausgetrocknetes Feld gelaufen, ansonsten haben wir es tunlichst vermieden, das Auto zu lange zu verlassen, um dieser mörderischen Hitze zu entgehen.

Das Tal des Todes hinter uns lassend, geht die Fahrt auf der # 178 über Shoshone nach Pahrump, wo wir im Schatten einiger Bäume einer kleinen Parkanlage Rast machen. Nach ein paar Minuten schaltet sich auf einmal der Rasensprenger ein und wir müssen ein paar Meter weiter flüchten, doch auch hier geht das gleiche Spiel ein paar Minuten später los. Inzwischen haben sich noch zwei Regensburger zu uns gesellt, um den Schatten und die kühle Brise zu genießen.

Bald machen wir uns wieder auf den Weg nach Las Vegas, wo wir gegen ein Uhr ankommen. nachdem wir am Hazienda Hotel einen Platz auf dem zugehörigen Campingplatz gefunden haben, ist unser einziges Ziel der Pool. Es dürfte so um die 40°C haben, so dass wir erst gegen 6 Uhr das kühlende Nass wieder verlassen. Verwundert mussten wir aber feststellen, dass wir fast die einzigen sind, die den Pool benützen, die meisten Amerikaner saßen lieber im geheizten Jacuzzi, also dem Whirl Pool.

Wir gehen günstig essen, die Qualität ist allerdings auch nicht sehr hoch. gestärkt wollen wir uns nun aufmachen, den „Strip", das eigentliche Las Vegas zu besichtigen. Casino reiht sich an Casino, von allen Seiten blinken und funkeln die Leuchtreklamen, aus den Casino dringt der Lärm der vielen Geldspielautomaten. Wir statten einigen dieser Lasterhöhlen einen Besuch ab, spielen wollen wir allerdings nicht. Beeindruckend, mit welchem Enthusiasmus viele Amerikaner an diesen Automaten hängen und Dollar um Dollar in die Schlitze stecken. Wir laufen ewig weit, so an die 2 Stunden lang, schauen uns noch das Schauspiel eines künstlichen Vulkanausbruchs an und fahren dann völlig geschafft mit dem Bus zurück zum Campground, um dort todmüde in die Schlafsäcke zu fallen. Auch jetzt, spät in der Nacht, hat es immer noch an die 30°C.

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 Tag 64

 Arizona

 06.09.1989

Nach wohl verbrachter Nacht fahren wir Las Vegas noch mal mit dem Auto ab, aber am Tage schaut alles furchtbar langweilig aus, und zudem ist es schon wieder tierisch heiß und es fegen ständig heiße sandige Winde über die Stadt. da kann so eine Stadtbesichtigung schon zur Tortur werden, also nichts wie raus.

Im Hazienda frühstücken wir erst noch mal, dann geht es auf dem Boulder Highway nach Arizona. Die Grenze zum Nachbarstaat Nevadas überqueren wir am Hoover Dam, einem kollosalen Bauwerk, das den Colorado hier aufstaut und so den Lake Mead erschaffen hat. Wir besichtigen kurz die Staumauer, staunen über die Dimensionen und fahren dann weiter auf einem endlos langen schnurgeraden Highway bis Kingman, wo wir auf die legendäre Route 66 abbiegen. Viel ist nicht mehr übrig geblieben vom einstmaligen Glanz dieses Highways, der Ost mit West verbunden hatte, und eine der großen Lebensadern der Vereinigten Staaten war. Der Mythos lebt weiter, auch wenn die Strasse längst gestorben ist und von der südlich verlaufenden Interstate ersetzt wurde. Das Stück von Kingman bis Seligman ist eines der letzten erhaltenen Teilstücke der einstmals 3000 Kilometer langen Trasse, die vielen Amerikanern den Weg wies in eine neue Zukunft, in eine goldenere Zukunft.

Bei den Grand Canyon Caverns machen wir kurz Halt, einen Besuch sind diese bereits seit langem trockenen Tropfsteinhöhlen eigentlich nicht wert, aber sie sind das einzige, was noch Touristen anzieht, hier auf der alten Route 66. Bereits wieder auf der neuen I 40 finden wir Quartier auf einem KOA. Erstes Ziel ist wieder der Pool, obwohl hier ein starker Wind weht und die Temperaturen erträglich sind.


 Tag 65

 Arizona

 07.09.1989

Heute wollen wir zum Grand Canyon. Da wir nicht mehr sehr weit zu fahren haben, sind wir glücklicherweise mittags bereits schon dort und bekommen durch die frühe Ankunft noch relativ leicht einen Platz auf dem Campground direkt im Grand Canyon Village.

Gleich nachdem wir uns häuslich niedergelassen haben, starten wir unsere Besichtigungstour. Wir fahren mit einem kostenlosen Shuttle-Bus, der direkt von der Tourist-Info abfährt, auf den West Rim Drive, eine geteerte Strasse entlang des Südrandes des Canyons. Der Bus hält an mehreren Aussichtspunkten, die alle herrliche Überblicke über die größte Schlucht der Welt bieten. Bald schon steigen wir an einer der Haltestellen aus und marschieren am Canyonrand entlang bis zur nächsten, um dort wieder in den Bus zu steigen. Wir bleiben bis zur Endstation bei Hermit`s Rest auf unserem Gefährt, verweilen kurz, schauen uns ein bisschen um, und lassen uns dann wieder ein Stückchen mit zurück nehmen. Den Rest des Weges legen wir zu Fuß zurück, nicht ohne immer wieder die phantastische Aussicht zu genießen. Man kann das gebotene gar nicht begreifen, die Dimensionen, die diese Schlucht vermittelt, sind nur schwer aufzunehmen. man fühlt sich als einzelner Mensch klein und unbedeutend angesichts der gigantischen Weite und dem Wissen, dass, um dies alles zu schaffen, Jahrmillionen vergehen mussten, und was ist dagegen schon ein Menschenleben. Ein wenig wird einem hier die Sinnlosigkeit unseres Tuns und Strebens bewusst, im Vergleich zu dem was uns die Natur hier vorsetzt.

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Nach einer kurzen Rast am Campground fahren wir noch einmal hinaus zum Hopi-Point, einem der besten Aussichtspunkte, um den Sonnenuntergang mit zu erleben. Anfänglich sind nur wenige andere mit hier, so dass wir uns die besten Plätze aussuchen können. Kurz vor Sonnenuntergang dürften es dann doch so an die hundert Menschen geworden sein, die sich dieses einmaligen Naturschauspieles erfreuen wollen. Die Felsen beginnen sich immer rötlicher zu verfärben und glühen, kurz bevor die Sonne am Horizont verschwindet noch einmal richtig auf, dann ist es auch schon vorbei, und es beginnt dunkel zu werden. Genauso schnell wie die Menschen hierher kamen, leert sich der Aussichtspunkt auch wieder, und wir kehren bei Dunkelheit zurück zum Campingplatz, wo wir uns noch schnell was zu Essen machen, die kühle Abendluft genießen, und das Erlebte noch einmal Revue passieren lassen.


 Tag 66

 Arizona

 08.09.1989

Wir verlassen den Grand Canyon, fahren aber noch einige Meilen am East Rim Drive entlang, um dann bei Desert View entgültig vom Canyon abzubiegen. Vor Cameron besichtigen wir noch kurz den Little Canyon, eine Kleinausgabe des Grand Canyon. Überall am Straßenrand haben Indianer Stände aufgebaut um Schmuck, Teppiche und sonstige selbstgefertigten Waren an Touristen zu verkaufen. Wir können aber der Versuchung widerstehen und biegen in Cameron auf die # 89 Richtung Norden ab. Links und rechts von der Strasse schimmert die Painted Desert in den verschiedensten Farben, die Palette reicht von grau über gelb, braun, rosa bis hin zu rot und violett. Das Gestein ist geschichtet und wirkt wir eine große aufgeschnittene Prinzregententorte.

Die Fahrt geht weiter entlang des Colorado Rivers bis nach Page am Glen Canyon Dam, den wir besichtigen wollen, da wir dies am Hoover Dam ausließen. Noch eindrucksvoller als der Hoover Dam stellt sich dieses Bauwerk dar, an Größe und Kapazität übertrifft er seinen etwas älteren Kollegen noch um einiges. Beeindruckend auch die Generatoren im Innern des Dammes, mit denen enorme Mengen an Elektrizität gewonnen werden können.

Ein paar Kilometer hinter dem Damm fahren wir auf den Beach Drive und dort auf einen Campground in der Wahweap National Recreation Area direkt am Lake Powell. Gleich nach der Ankunft stürzen wir uns in die Fluten, um uns abzukühlen, denn es ist nach wie vor sehr heiß.


 Tag 67

 Utah

 09.09.1989

Nach einem erfrischenden Bad geht es weiter Richtung Westen zum Zion National Park. Unterwegs halten wir nur mal kurz in Kanab um Lebensmittel und Benzin nachzutanken. Schon am Parkeingang ändert sich die Landschaft dramatisch und es tauchen versteinerte Sanddünen und hohe Berge auf. Zur linken sehen wir die viel beschriebene Checkerboard Mesa, eine versteinerte Düne, die durch eine schachbrettähnliche Musterung auffällt. Unser erste kleine Wanderung führt uns gleich hinter der Parkgrenze auf eine versteinerte Brücke, also einen Bogen aus Stein, den Wasser und Wetter in Jahrmillionen aus dem Gestein geschliffen haben. Von hier hat man einen sagenhaften Blick auf das Tal unter uns und die majestätisch anmutenden Berge im Hintergrund.

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Durch einen einspurigen Tunnel mit Ampel und über Serpentinen führt der Weg hinab in den Park, wo wir gleich einen Platz auf dem Watchman Campground okupieren. Auf dem zweiten, dem größeren Campingplatz im Park können wir gerade noch das Ende eines Folk Festivals miterleben, leider sind schon viele der Teilnehmer bereits wieder dabei ihre Stände wieder abzubauen.

Heute machen wir seit längerem mal wieder ein Campfire und rösten das erste mal Marshmallows. Furchtbar pappig, ekelhaft süß und unglaublich füllend ist dieses Zeug, aber dennoch lecker, und wir haben Spaß dabei, die tennisballgroßen Teile mit kleinen Holzspießen über dem offenen Feuer zu grillen, bis sie außen eine feste, goldbraune Kruste bekommen und innen herrlich flüssig werden.


 Tag 68

 Utah

 10.09.1989

Heute wollen wir uns den Zion National Park mal etwas näher anschauen. Zuerst fahren wir auf dem Scenic Drive noch weiter in den Canyon hinein. Am Ende der Strasse beginnt der „Gateway to the Narrows"-Trail, den wir sogleich frohen Mutes losmarschieren. Die angegebene Stunde für Hin- und Rückweg gilt aber nur bis zum Ende des befestigten Weges, wir aber wandern barfüßig weiter durch Wasser, Sand und Steine. Die Wände des Canyon gehen immer näher zusammen, je weiter wir vordringen, teilweise waten wir durch knietiefes Wasser, bis unsere Füße so aufgeweicht sind, dass wir beschließen, wieder umzukehren. So kommen wir nach zweieinhalb Stunden wieder zum Ausgangspunkt zurück, ohne auch nur im entferntesten das Ende des Canyons gesehen zu haben.

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Da es schon spät ist, bleiben wir noch eine Nacht hier und wir können uns auch noch auf kleinen Trails den Wheeping Rock, den Weinenden Stein, eine Felswand, an der ohne Unterlass Wasser läuft und sich somit allerlei Hängepflanzen angesammelt haben, sowie die Emerald Pools, zwei kleine Tümpel mit smaragdgrünem Wasser anschauen. Durch die viele Kletterei und Wanderei kommen wir ziemlich geschafft am Campground an. Abends sitzen wir dann noch mit einem Berliner und einem österreichischen Pärchen, die wir auf den Wanderungen kennengelernt haben, am Feuer und rösten Marshmallows und berichten uns gegenseitig von den bisherigen Highlights unserer Urlaube.


 Tag 69

 Utah

 11.09.1989

Wir verlassen den Zion national Park um in den Bryce Canyon National Park zu fahren. Wir geben den Österreichern, die gleich neben uns ihren VW-Bus geparkt hatten, noch unsere Telefonnummern, dann sind wir auch schon wieder „on the road". Unterwegs machen wir an einem Supermarkt eine kuriose Bekanntschaft. Wir werden von einem Amerikaner angesprochen, der 14 Monate ein Praktikum auf einem Bauernhof in Königsdorf absolvierte. Die Welt ist doch wirklich ein Dorf, und wieder mal hat uns unser deutsches Kenzeichen zu einer lustigen Begebenheit verholfen.

Im Park suchen wir uns als erstes einen Stellplatz für unser Mobil, dann wandern wir ein wenig durch die bizarre Felswelt des Amphitheaters des Bryce Canyon. Canyon oder Schlucht ist eigentlich der falsche Ausdruck, der Park ist eher wie eine große Salatschüssel geformt. Äußerst beeindruckend, was Wind und Wetter hier an Formen aus dem weichen Sandstein modelliert hat, zudem leuchtet das Gestein wieder in sämtlichen Rottönen, man hat fast den Eindruck, hinter jeder Felsnadel wäre ein Scheinwerfer angebracht und das Licht würde durch das Gestein hindurchschimmern.

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Nach gut 2 Stunden sind wir wieder am Auto, kochen was, und verschwinden auch schon bald in den Schlafsäcken, da es uns beiden gesundheitlich nicht sonderlich gut geht. Raphaela ist vom vielen Herumlaufen und der Hitze ziemlich erschöpft, und bei mir scheint eine Grippe im Anzug zu sein. Hoffentlich wird es nicht schlimmer. Beim Essen hat uns noch ein frecher Blue Jay, ein wunderschön blauer Vogel, von der Statur her ähnlich unserer heimischen Amsel, ein paar Nudeln vom Teller geklaut, und sie auf unserer Wurzel sitzend, verspeist.


 Tag 70

 Utah

 12.09.1989

Am Morgen nieselt es leicht und es ist ziemlich kalt. Da keine Wetterbesserung in Sicht, schauen wir nur kurz zu den restlichen Aussichtspunkten, aber bei so bewölktem Himmel verliert die Szenerie viel von ihrer sonstigen Ausstrahlung. Aber wir haben ja gestern schon reichlich gesehen, somit ist das auch kein Beinbruch.

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Unser Ziel ist heute der Capitol Reef National Park. Unterwegs sind wir einem ständigen Wechsel von Wetter und Landschaft unterworfen. Wir kommen durch Wüsten über bewaldete Hochebenen in karge Felsregionen, mal regnet es, mal scheint die Sonne und es ist gleich wieder brütend heiß. Im Nationalpark selbst stehen unten im Tal Obstbaumplantagen, liegen saftige grüne Wiesen, umrahmt von roten zerklüfteten Felsen auf denen fast weiße Gipfel thronen. der Campingplatz ist leider total voll, zudem ist der Scenic Drive eine reine Schotterstrasse und Raphaela hat arge Befürchtungen da unsere reifen nicht mehr die besten sind, also fahren wir weiter, wieder aus dem Park hinaus Richtung Hanksville, auf einen privaten Campingplatz.

Bis dorthin werden wir weiter Zeugen eines faszinierenden Zusammenwirkens von Himmelsfärbungen und verschiedensten Gesteinseinfärbungen, zu dem sich zu guter letzt auch noch ein Regenbogen gesellt. Es ist eine unglaubliche Stimmung, unten der vielfarbige Sandstein, angeschienen von der untergehenden Sonne, darüber die dunklen Gewitterwolken, überspannt von einem wunderschönen Regenbogen, der sich im allmählich dunkler werdendem Himmelsfirmament verliert.

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Da wir heute so viel gefahren sind, haben wir keine Lust selbst zu kochen, und essen deshalb ein paar Burger im Lokal des Campingplatzes. Dabei erfahren wir von der Besitzerin und aus Tageszeitungen, dass tausende von Ostdeutschen über Ungarn und Österreich in den Westen geflohen sind und der Eiserne Vorhang am Zusammenbrechen ist. Was für eine Entwicklung im alten Europa und wir sind tausende von Kilometern entfernt und lesen das Ganze in irgendeiner Zeitschrift in einem kleinen Lokal irgendwo im Nirgendwo der Wüstenlandschaft des Bienenkorb-Staates Utah. Irgendwie ist das schon ein komisches Gefühl, durch die Entfernung relativiert sich auch solch eine dramatische politische Entwicklung.

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 Tag 71

 Utah

 13.09.1989

Sonnenschein und blauer Himmel am Morgen soweit das Auge reicht, die Temperaturen sind auch wieder angestiegen. Unsere Route führt uns heute ein letztes Mal gen Süden, bis an die Grenze zu Arizona. Auf etwa halber Strecke überqueren wir erneut den Colorado River, anschließend öffnet sich das Tal und in der Ferne können wir schon die berühmten Felstürme, die so genannten Buttes sehen. Ein paar Meilen vor Mexican Hat müssen wir noch einen atemberaubenden Pass hinter uns bringen, in langen Schleifen zieht sich die Strasse ungeteert hinab bis ins Monument Valley. Von oben ist der Ausblick schier grenzenlos, wir halten fast an jeder Kehre an, um ihn erneut zu genießen.

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Gegen 2 Uhr erreichen wir dann die wohl berühmteste Westernkulisse, das Monument Valley. Wie in unzähligen Westernfilmen thronen die Sandsteinfelsen über einer mit rotem Sand bedeckten Ebene, und man ist geneigt zu glauben, dass jeden Moment eine Schar Indianer verfolgt von einer Einheit berittener Soldaten um einen dieser Felsen biegt.

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Wir relaxen ein wenig, essen zu Abend und nehmen dann unsere Stühlchen und setzen uns an den Rand des Abbruches um das Schauspiel des Sonnenunterganges zu verfolgen. Immer röter erstrahlen die Felsen, bis die Färbung langsam in ein zartes violett übergeht und die Sonne am Horizont verschwindet und die ersten Sterne am Firmament auftauchen.


 Tag 72

 Utah

 14.09.1989

Von nun an geht es nach Norden. Die Temperaturen sind durch die fortgeschrittene Jahreszeit nun auch wieder angenehm, das Fahren macht wieder mehr Spaß, ist nicht mehr so ermüdend. Wir passieren einige kleinere Orte, kommen an einem ersten Steinbogen vorbei und touren gemütlich zum Arches National Park. Einige Meilen nach Moab biegen wir zum Park ab, doch leider ist der einzige Campingplatz im Park ausgebucht, so dass wir uns außerhalb eine Bleibe suchen müssen. Zuvor schauen wir uns allerdings, nachdem wir schon mal hier sind, im Park um, sind fasziniert von den unterschiedlichsten Steinbögen und anderen imposanten Felsformationen wie z.B. dem Balanced Rock.

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Nach einer guten Stunde haben wir den vorderen Teil des Parks erkundet und machen uns wieder auf den Weg nach Moab um dort einen Campground zu suchen. Schnell ist ein Platz gefunden, ein köstliches Mahl zubereitet und dann verspeist, danach wird geduscht, geruht und als es dunkel wird, machen wir noch einen Spaziergang durch den Campingplatz. Nach ein paar Metern treffen wir überraschend auf die Berliner, die wir im Zion kennen gelernt hatten. Sie laden uns zu einem Glas Wein ein, was wir gerne annehmen. Doch leider scheint es in diesem Kaff nirgendwo einen Liquor-Store zu geben, also bleibt es bei Orangensaft und Weintrauben.


 Tag 73

 Utah

 15.09.1989

Als wir kurz vor unserer Abfahrt im Office des Campingplatzes noch Souvenirs kaufen wollen, spricht uns ein deutscher Rucksacktourist an, ob wir ihn und seinen Kumpel ein Stück bis zum Freeway mitnehmen könnten. Ist natürlich kein Problem, Platz genug haben wir ja in unserem Bus. Wir wollen noch zum Dead Horse Point, und da die beiden noch genügend Zeit haben, schließen sie sich uns gerne an. Dort bleiben wir allerdings nicht all zu lange, da es nicht so interessant ist, man von Colorado und Green River nicht all zu viel sieht, und düsen weiter auf der # 191 bis Crescent Jct., wo wir etwa 5 Meilen östlich bis nach Thompson fahren, um die beiden dort am Bahnhof abzuladen, weil sie mit dem Zug nach Seattle wollen.

Danach die 5 Meilen zurück und weiter auf der # 191 Richtung Norden. Wir kommen durch Price, einem verschlafenen Nest, und klettern dann einen Pass zum Ashley National Forest hinauf, wo wir auch bald einen schönen Campground finden. Bis zum Abend sind wir mal wieder die einzigen, dann kommen noch zwei Wagen, die man aber beide von unserem Platz aus nicht sehen kann. Heute machen wir mal wieder ein richtig großes Lagerfeuer und rösten Marshmallows. Wir sitzen am Feuer und der Vollmond leuchtet gespenstisch durch die Fichten hindurch und wirft unseren Platz in ein schauerliches Licht.


 Tag 74

 Utah

 16.09.1989

Unser letzter Tag im Mormonenstaat ist angebrochen. Zuerst führt uns unser Weg ins Uintah und Ouray Indian Reservation, wo die Indianer endlich einmal etwas anderes als immer nur Wüste als Lebensraum zugesprochen bekommen haben. Sie können hier viel Ackerbau und Viehzucht betreiben, und man merkt deutlich den gehobeneren Lebensstandard im Gegensatz zu vielen anderen Indianervölkern. In Roosevelt, der Hauptstadt des Reservats, herrscht reges Treiben, die Völker hier scheinen völlig amerikanisiert zu sein.

Auf unserer Weiterfahrt kommen wir durch Vernal, wo uns ein kleinen Missgeschick passiert und wir falsch abbiegen und dies erst nach etwa 25 Meilen merken. Das wäre an sich kein Problem, wenn nicht bei der Rückfahrt der Ölspiegel rapide auf Null gesunken wäre. Kurz vor Vernal klingt der Motor schon schauerlich, geht dann auch aus, und wir rollen mit dem Restschwung gerade noch in eine Tankstelle. Hoffentlich ist das nicht das Ende unserer Fahrt. Ich kaufe schnell 4 Liter Öl, fülle ein, und zum Glück springt der Motor nach kurzem Leiern auch wieder an. Raphaela ist völlig am Ende, weil ich gesagt habe, dass, wenn er nicht mehr anspringt, ich ihn anzünden werde. Gott sei Dank tut er es wieder, und Raphaela erholt sich auch langsam wieder von dem Schrecken.

Weiter geht's auf der # 191 Richtung Wyoming. Bald wird es zunehmend bergiger und waldiger, bis hin zum Flaming Gorge Reservoir, wo wieder einmal ein Fluss tiefe Wunden in die Erdkruste gegraben hat und der Mensch sich dies zu Nutze gemacht hat und einen Stausee errichtet hat. An der Westseite des Sees finden wir einen schönen Campground, so dass der Tag letztendlich noch einen versöhnlichen Abschluss nimmt, zu mal wir noch einen phantastischen Sonnenuntergang beobachten können.


 Tag 75

 Wyoming

 17.09.1989

Nachdem wir gestern bereits die Grenze zu Wyoming überquert haben, geht es heute weiter bis zum Gran Teton National Park. So nach und nach geht die rötlich gefärbte Wüstenlandschaft über in saftig grünes Farm- und Weideland. man kann sich hier so richtig vorstellen, wie einstmals Planwagen über die Prärie zogen und Bisonherden sich an den saftigen Wiesen satt fressen konnten. Den ganzen Weg über zieht ein Gewitter neben uns her, aber außer ein paar Tropfen bekommen wir davon nichts ab. Leider läuft der Bus wieder nicht so recht, er will einfach nicht so richtig ziehen, vor allem an Steigungen macht sich mangelnde Power bemerkbar. Ein kurzer Blick in den Motorraum bringt auch nichts, eine Erklärung könnte das niederoktanige Benzin sein, das wir hier bekommen. An der Kreuzung zwischen # 191 und # 89 tanken wir dann mal gemischt Super unverbleit und Regular und hoffen, dass es dann besser wird. Und tatsächlich, im Laufe der Fahrt durch den Grand Teton National Park wird es auch immer besser, bis er fast wieder normal läuft.

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In Colter Bay gehen wir auf einen Campground im Park. Gezahlt wird diesmal nichts, weil wir weder Ranger, Umschlag noch eine Box finden können wo wir was deponieren können, wie sonst üblich. Vielleicht liegt das an der bereits eingeläuteten Nachsaison, uns kann es nur recht sein. Kurz nach dem Essen überrascht uns ein Gewitter mit Hagel und starkem regen, der zwar im Laufe des Abends abnimmt, aber ein leichtes Nieseln bleibt doch. Somit wird es heute ein Spieleabend im Bus, wobei mich Raphaela beim Kniffeln regelrecht vernichtet, beim Neunerln jedoch chancenlos bleibt.


 Tag 76

 Wyoming

 18.09.1989

Heute steht der Besuch des Yellowstone National Parks auf dem Programm, unser letztes großes Highlight in diesem Urlaub. Zuerst fahren wir noch ein paar Meilen durch den Grand Teton National Park, dann auf dem Rockefeller Parkway bis zum Yellowstone Park. Nach ein paar weiteren Meilen kommen wir zur ersten Sehenswürdigkeit bei West Thumb. Wir bewundern viele heiße Quellen, die in den verschiedensten Farben schimmern, teilweise sind sie glasklar, teilweise schlammig. Ein faszinierendes Schauspiel, das die Natur uns hier bietet. Das ganze Gebiet liegt direkt am Yellowstone See, der ebenso klar wie kalt erscheint, obwohl er an einigen Stellen von den heißen Quellen gespeist wird.

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Weiter geht unsere Tour auf dem Grand Loop Hwy. am See entlang zu den Mud Vulcanos, brodelnden und spuckenden Schlammbecken und dem Teufelsmaul, einer Erdspalte, bei der ständig unter lautem Getose Wasser herausgedrückt wird, und man den Eindruck hat, man höre die Brandung des Meeres. In Hayden Valley sehen wir dann auch noch eine große Horde Bisons, doch leider immer noch keinen Elch.

Wir fahren nach Madison Jct. auf einen Campground, reservieren uns einen Platz, und fahren dann noch einmal los, besichtigen mehrere Geysir Becken, und finden uns schließlich mit vielen anderen Touristen beim Upper Geysir Becken ein, um den stündlich wiederkehrenden Ausbruch des wohl berühmtesten Geysirs, Old Faithful, mit zu verfolgen. Wir müssen ca. 20 Minuten warten, dann geht das Spektakel los. nach 90 Sekunden ist schon wieder alles vorüber, und der Geysir hat mehrere tausend Liter heißen Wassers über 30 Meter hoch in die Luft geschleudert. Auf dem Weg zurück zum Campground machen wir noch zwei kleine Abstecher zu zwei weiteren Bassins mit herrlich schimmernden Quelllöchern und spuckenden Geysiren, über denen ständig heißer Dampf wie Nebel liegt, der einem vom aufkommenden Wind entgegen geblasen wird, so dass wir dauernd in warmen Schwaden wandern.

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 Tag 77

 Wyoming

 19.09.1989

Zweiter Tag im Yellowstone Park. Wir wachen bei Eiseskälte auf. Die Scheiben sind gefroren und jeder Atemzug verwandelt sich in eine weiße Wolke. Bei den ersten Schlucken heißen Tees wird uns erstmals ein wenig wärmer, die erstarkende Sonne tut ihr übriges dazu und wir fühlen uns bald wohler.

Nachdem wir wieder auf Betriebstemperatur sind fahren wir , zwar noch mit kalten Füssen, zum Norris Geyser Bassin, das wir auf einem Rundgang erkunden. Raphaela schnauft schwer, jeder Atemzug tut ihr, jetzt hat sie doch noch am Ende des Urlaubes eine Grippe erwischt. Auch hier leuchten die einzelnen Pools in allen Farben, an den Ausflüssen lagern sich farbige Heißwasseralgen ab und über allem liegt wieder ein leichter Nebel. Die Wege im Bassin sind durchwegs aus Holz, an den einzelnen Becken sind Plattformen errichtet, um eine bessere Sicht zu haben, denn zu nahe darf man ohnehin nicht ran und das Verlassen der Wege ist nicht gestattet.

Der nächste Punkt, den wir anfahren wollen ist Mammoth Hot Springs. Kurz überhalb des Ortes liegen die bekannten Sinterterrassen. Auch hier wieder eine Vielfalt an Farben, heißes Wasser läuft in Kaskaden über abgelagerten Kalk, der wir versteinerte Wolken aussieht und mittendrin stehen vereinzelt Baumleichen, die wie abgenagte Hände mit ihren Fingern in den Himmel zeigen. Teilweise ist das Wasser am Kochen, auch hier liegt wieder ein feiner Nebel über der Landschaft, durch den die Sonnenstrahlen ihr Licht auf die Wasseroberfläche werfen. Das ganze Szenarium rundet ein tiefblauer Himmel ab. Raphaela kann das ganze leider nur eingeschränkt genießen, da es ihr immer schlechter geht, und sie lieber im Auto sitzen bleibt, während ich meine Runden drehe.

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Nach den heißen Quellen besichtigen wir noch die Tower Wasserfälle am Nordostrand des Parks. Es führt ein kurzer, doch recht steiler Weg hinab zum Fuß der Fälle, die hier sehr imposant zwischen spitzen Felstürmen, hier genannt Hoodoos, hernieder stürzen. Der Yellowstone River hat sich tief in den Felsen eingegraben, und verlässt auf spektakuläre Art den Nationalpark.

Wir haben nun eine Menge gesehen, also geht es aus dem Park hinaus Richtung Norden bis kurz vor Livingston auf einen privaten Campingplatz. Zuerst stillen wir Hunger und Durst, dann gehen wir in den Indoor-Pool, wo wir kräftig herumhauen, da wir ganz alleine sind. Raphaela geht es nun auch wieder besser und wir verbringen den restlichen Abend im Game Room mit Flippern, Kickern und Videospielen.


 Tag 78

 Montana

 20.09.1989

Nachdem wir nun alle Sehenswürdigkeiten, die auf unserem Programm standen, abgehackt haben, fahren wir „straight ahead" nach Vancouver. Um auch einiges an Kilometern machen zu können, benutzen wir die Interstate bis nach Spokane im Staate Washington. Heute jedoch führt uns unser Weg erst mal bis nach Missoula quer durch bergiges Landwirtschaftsgebiet. In Bearmouth gehen wir auf einen Campground, wo wir uns einen Platz direkt an einem kleinen Weiher aussuchen dürfen. Bis spät abends schauen wir dem lustigen Treiben der Enten, Gänse und Hühner zu, die hier zum Inventar des Campingplatzes gehören. Wir sitzen noch lange bis nach Sonnenuntergang am Feuer und genießen eine Flasche kalifornischen Rose, den wir heute gekauft haben.


 Tag 79

 Idaho

 21.09.1989

Weiter geht es, Vancouver entgegen. Wir kommen relativ zügig voran und, begünstigt durch die Zeitumstellung in Idaho, sind wir schon gegen 2 Uhr an unserem Etappenziel, Spokane, angelangt, haben also in „drei" Stunden fast 400 Kilometer zurückgelegt. Wir müssen quer durch die ganze Stadt, und da der Bus manchmal spinnt und immer wieder droht auszugehen, gestaltet sich das ganze etwas stressig für mich. Ein paar Meilen hinter der Stadt biegen wir auf einen Campground ab, der sehr schön im Wald an einem Bach gelegen ist. Wir sind wieder mal die einzigen, und bleiben es auch die Nacht über. Ein wenig unheimlich ist das schon, so alleine mitten im Wald und der Mond wirft sein gespenstisches Licht durch die Bäume. Zum ersten Mal in den USA gibt es hier kostenlos Holz fürs Campfire, was wir natürlich leidlich ausnützen und wieder Marshmallows rösten.


 Tag 80

 Washington

 22.09.1989

Letzte Etappe in den Staaten. Heute Nacht war es nicht so kalt, wie in den voran gegangenen. So gestaltet sich das Frühstück trotz schattigem Platz recht angenehm. Bei der Weiterfahrt spinnt der Bus immer mehr, an einer Tankstelle versuche ich noch mal etwas daran zu ändern, doch leider ohne Erfolg. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als ruckelnd weiter zu fahren. Ansonsten ereignet sich bis zur Grenze nichts erwähnenswertes. Dort wird unser Wagen dann mehr oder weniger gründlich durchsucht, den Zollbeamten amüsiert nur unser vieles Driftwood, das überall im Auto herumliegt. Dann sind wir wieder in Kanada, und fühlen uns irgendwie mehr zu Hause als in den Staaten.

In Johnstone Creek verlassen wir die Hauptstrasse am Ende einer großen Baustelle und bleiben auf einem Campground, der wahrscheinlich durch die späte Jahreszeit nichts mehr zu kosten scheint. Als erstes nehme ich noch mal den Motor unter die Lupe, und siehe da, ich finde sogar etwas, was nicht in Ordnung zu sein scheint. Ich ziehe einfach ein Kabel vom Vergaser ab und der Motor scheint wieder besser zu laufen, vor allem ist so das lästige ständige Zischen beseitigt. Man wird morgen sehen, ob es wirklich was gebracht hat. Eine paar junge deutsche Touristen leihen sich unser Hacki aus und beschweren sich anschließend noch, dass es nichts taugt, das ist wohl die Höhe.


 Tag 81

 British Columbia

 23.09.1989

Start zur vorletzten Etappe. Zuvor wechseln wir noch den Standort am Campground um in der Sonne frühstücken zu können und füllen unsere sechs Wasserkanister auf mühsamste Weise mittels einer Handpumpe noch einmal auf. Danach bin ich völlig geschafft. Unterwegs kommen wir durch einige schöne Orte, überall wird am Straßenrand Obst und Gemüse angeboten, die Stände sind teilweise richtig kunstvoll mit der zum Verkauf stehenden Ware verziert und dekoriert. Unser Wagen spinnt zwar immer noch, geht aber wenigstens nicht mehr aus.

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Ab Manning Provincial Park wird die Landschaft wieder so wie wir es von Kanada gewohnt sind, mit viel Wald, Bergen, Seen und guter Luft. Kurz vor Hope treffen wir wieder auf den Campground, auf dem wir 5 Wochen zuvor auch schon gecampt hatten, also bleiben wir wieder hier. Raphaela besetzt sogleich einen Platz und ich rausche, sofern das mit diesem Vehikel überhaupt noch geht, noch mal schnell nach Hope um ein paar Sachen zum Essen zu kaufen. Da es unser letzter Abend vor Vancouver sein wird, fällt auch das Abendessen etwas nobler aus mit Lachs und schönem Salat, zudem machen wir das letzte Mal ein ordentliches Lagerfeuer und sitzen bis spät in die Nacht davor.


 Tag 82

 British Columbia

 24.09.1989

Die letzte Etappe unserer langen Fahrt ist angebrochen. Gegen 11 Uhr starten wir vom Campground Nicolum River, um auf dem Trans Canada Hwy nach Vancouver zu gelangen. Wieder nerven uns die Motorprobleme, jetzt in der Form, dass der Motor an jeder Kreuzung nun nicht mehr ausgeht, sonder hochdreht.

In Vancouver fahren wir zuallererst zum Flughafen um mit dm Rückflug alles klar zu machen, doch dort müssen wir erfahren, dass es keinen KLM-Schalter gibt und wir bei KLM direkt anrufen müssen. Also weiter nach Richmond auf den Campingplatz, wo wir nach fast 20000 Kilometern den Wagen abstellen, jetzt muss er nur noch bis zur Shipping Gesellschaft durchhalten. Ich rufe gleich bei KLM an und beim zweiten Versuch bin ich auch schon an der richtigen Stelle und ich kann unsere Rückflüge bestätigen. Dann heißt es erst mal faulenzen. Abends gehen wir aus chronischer Kochunlust heraus in der Nähe des Campingplatzes vietnamesisch essen, was uns ausgezeichnet schmeckt und auch nicht zu teuer ist. Auf dem Rückweg nehmen wir auch noch unser Verkehrsschild mit, dass wir 5 Wochen zuvor unter einer Eisenbahnbrücke deponiert hatten, aus Angst wir werden vom amerikanischen Zoll kontrolliert. Somit klingt der letzte Fahrtag langsam aus, bei romantischem Abendrot und weniger romantischen Fluglärm vom nahen Flughafen.


 Tag 83

 Vancouver

 25.09.1989

Erster Besichtigungstag von Vancouver, der größten Stadt British Columbias und der Perle am Pazifischen Ozean. Wir fahren mit dem öffentlichen Bus nach Steveston, einem historischen Fischerdorf im Süden von Richmond. Dort ist es aber nicht so berauschend, wie im Führer beschrieben, so dass wir bald wieder im Bus sitzen und zum Stanley Park fahren. Wir schlendern ein wenig am Kai entlang, bewundern die Skyline und den Yachthafen von Downtown Vancouver und gehen dann in den Zoo und ins Aquarium. Hier können wir der Orca- und Belugawalfütterung sowohl im Anschluss daran der Orca-Show beiwohnen und lernen eine Menge über diese faszinierenden Tiere.

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Nachdem wir uns noch ein bisschen im Stanley Park umgesehen haben, nehmen wir den Bus zurück nach Richmond, machen aber noch einen Zwischenstopp um ein bisschen zu shoppen. In der Landsdown Mall in Richmond schließlich nehmen wir noch ein Brathähnchen und Pizzabrot fürs Abendessen mit, weil wir doch schon ziemlichen Hunger von unserer Besichtigungstour mitgebracht haben. nach dem Dinner schauen wir zu guter letzt noch in den Games Room, um überschüssige Energie am Flipperautomaten abzulassen.


 Tag 84

 Vancouver

 26.09.1989

Zweiter Besichtigungstag; Wir fahren nach Downtown und schauen uns noch mal die Robson Strasse und Gastown an. Das ganze Viertel entspricht in etwa, was das Flair angeht, Münchens Schwabing, mit vielen kleinen Läden, Kneipen und Restaurants. Anschließend marschieren wir nach Chinatown, wo wir uns, schon ziemlich geschafft, in eine Grünanlage setzen und dem geschäftigen Treiben der Chinesen zusehen. Jedoch kann dieses Chinatown nicht mit dem von San Francisco konkurrieren, sowohl in Größe wie auch Ausstrahlung. Es wirkt hier alles nicht mehr so typisch chinesisch, einfach stärker integriert in die westliche Kultur und weniger eigenständig, nicht so eine eigene Welt wie in San Francisco. Zudem lungern ziemlich heruntergekommene Typen herum, was dem Viertel viel von seinem Charme nimmt.

Uns zieht es bald wieder nach Gastown, das doch wesentlich sauberer und freundlicher wirkt, wohl auch, da es als Touristenattraktion ein Aushängeschild von Vancouver darstellt. Wir müssen noch etwas Zeit totschlagen bis das Restaurant öffnet, in dem wir essen wollen. Es ist im übrigen wieder das gleiche Lokal wie vor 5 Wochen schon, als wir hier Zwischenstation machten. Kurz nach fünf ist es dann endlich soweit, und wir können uns die Mägen noch einmal so richtig vollschlagen. Es schmeckt wirklich ausgezeichnet und wir vertilgen drei Portionen.

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Gut gesättigt kehren wir zum Campingplatz zurück und müssen dort leider feststellen, dass die Spielautomaten bereits abgeholt wurden, man merkt eben, dass die Saison zu Ende geht. Doch das macht auch nichts, wir legen uns einfach in den Bus und machen ein bisschen auf Romantik und genießen den letzten Abend in Kanada. Es weht ein laues Lüftchen, die Wolken bilden ein imposantes stimmungsvolles Abschiedsbild und uns wird ganz wehmütig ums Herz.


 Tag 85

 Heimflug

 27.09.1989

Nachdem wir 12 Wochen herrlichen Urlaub verbracht und genossen haben, stört uns auch der leichte Nieselregen nicht, der uns in der Früh empfängt. Nach dem Frühstück beseitigen wir sämtlichen Essensvorräte, die noch übrig geblieben sind und auch allen sonstigen Kram, den wir nicht mehr mit nach Hause nehmen wollen. Wichtige Sachen werden in Rucksack und Tasche verstaut uns kommen mit ins Flugzeug, der Rest wird gut im VW-Bus verstaut und tritt die Reise über den Großen Teich an.

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Dann tanken wir nochmals voll, denn hier ist das Benzin ja erheblich billiger als in Deutschland, und fahren dann zur Shipping Company. Nach den Formalitäten und der Bezahlung packen wir unser Handgepäck, das große haben wir bereits am Flughafen deponiert und marschieren Richtung Downtown zu einer Bushaltestelle. Nach längerem Warten kommt doch noch ein Bus und bringt uns zum Flughafen. Dort müssen wir leider erfahren, dass die Maschine mehrere Stunden Verspätung hat, wir aber einen Essensgutschein fürs Restaurant bekommen. Also warten und essen wir und mit etwa 5 Stunden Verspätung heben wir doch noch ab.


 Tag 86

 Ankunft zu Hause

 28.09.1989

Durch die enorme Verspätung bereits in Vancouver erreichen wir unseren Anschlussflug in Amsterdam nicht mehr und müssen dort wieder über 3 Stunden auf den nächsten Flieger nach München warten. Als wir dann endlich in München landen, ist es bereits 22 Uhr und unser Abholkommando musste zweimal antanzen, um uns dann doch noch in die Arme schließen zu dürfen. Gleich bei der Heimfahrt vom Münchner Flughafen müssen wir noch mal alle zwölf Wochen dieses wirklich phantastischen, einmaligen und unvergesslichen Urlaubes Revue passieren lassen.

Das war es dann,
tschüss Kanada, tschüss Amerika,
bis bald!

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